Zell im Wiesental Vom Wageninneren ins Rampenlicht

Uli Merkle
Hürus „Christoph de ZM vom Adelsberg“ ist der Zeller Fasnachtregent 2020. Foto: zVg

Fastnachtsgesellschaft: Hürus „Christoph de ZM vom Adelsberg“ regiert die Zeller Fasnacht

Zell - Am Samstag startet die Zeller Fasnacht in ihre heiße Phase. In 51 Jahren gab es in Zell bislang nur zwei Hürusse vom Adelsberg. Jetzt ist „Christoph de ZM vom Adelsberg“ alias Christoph Freuschle der dritte Adelsberger Hürus der Zeller Fasnacht.

Der eine oder andere Nichtfasnächtler wird sich über das Kürzel ZM im Namen wundern. In Zell kann man aber jeden Kinderschüler fragen, was ZM bedeutet. „ZM“, so wird die einhellige Antwort sein, „heißt Zeremonienmeister.“ Und danach wird unaufgefordert eine zweite Antwort kommen: „Fünf Minute!“ Das wird nun ein Außenstehender gar nicht begreifen.

Aber der Reihe nach. Mit seinen 30 Jahren ist Christoph Freuschle an Fasnacht längst kein Unbekannter. Denn seit 2012 ist er Zeremonienmeister der Fastnachtsgesellschaft und gehört somit zum engsten Gefolge des jeweiligen Hürusses. Zuvor war er zwei Jahre Gaukler, also auch immer im Dunstkreis des Hürusses.

Angefangen hat Christoph Freuschle als Kind bei der Schänzlevogtei, wie es sich für einen echten Adelsberger gehört. Damals durfte er mit seinem Vater Manfred mit zum Wagenbau, während seine Mutter Christa sich um das Fasnachtskostüm des kleinen Christoph kümmerte, mit dem er am Umzug in Zell teilnahm.

Später als Jugendlicher war er dann Wagenbauer, kümmerte sich hauptsächlich um alles, was sich auf dem Umzugswagen bewegen sollte und zeichnete auch irgendwann für die Technik auf dem Wagen verantwortlich. In dieser Zeit war er allerdings ein unsichtbarer Umzugsteilnehmer, denn seine Aufgabe bestand darin, während des Umzugs im dunklen Inneren des Wagens die mechanischen Bewegungsabläufe manuell in Gang zu halten. Auf die Frage eines Alt-Hürusses, ob es denn nicht eine langweilige Aufgabe sei, während des ganzen Fasnachtsumzugs mehrere Mechaniken zu bedienen und vom eigentlichen Umzug nichts mitzubekommen, antwortet Hürus Christoph ganz locker: „Nei, erschtens ware mr immer zue zweit oder dritt und zweitens hän mr immer e Chaschte Bier debi gha.“

Aber Freuschle stand auch im Rampenlicht, nämlich bei seinen Auftritten am Adelsberger Kappenabend, an dessen Bühnenprogramm er einige Jahre mitwirkte. Ab 2010 gehörte er als Gaukler zum Hürusgefolge und erlebt die Zeller Fasnacht hautnah in der ersten Reihe mit.

Dieses Jahr braucht er keine Trillerpfeife

Als Zeremonienmeister ist er hauptsächlich für die zeitlichen Abläufe verantwortlich. Er sorgt also dafür, dass der Hürus seinen engen Zeitplan akribisch einhalten kann. Das geht nicht ohne seine Trillerpfeife und den lauten Ruf vor dem Abmarsch „Fünf Minute!“ Da weiß jeder, in fünf Minuten geht’s weiter, selbst wenn man noch so lustig zusammensitzt.

„Fünf Minute!“ ist halb Ultimatum, halb Befehl – jedenfalls wird diese Aufforderung, wenn auch teilweise unter Murren, befolgt. Selbst der Hürus gehorcht da. Dieses Jahr braucht Christoph Freuschle keine Trillerpfeife und wird durch seine „Fünf Minute!“-Rufe nicht heiser werden. Dieses Jahr ist er selbst Hürus und muss sich nicht um solche Nichtigkeiten im Protokoll kümmern. Dieses Jahr ist er Regent der Zeller Fasnacht, und alle kümmern sich um ihn. Benedikt Hierholzer wird als Zeremonienmeister einspringen.

Christoph Freuschle hat eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert. In Basel hat er sich berufsbegleitend weitergebildet und ist heute Techniker für Systemtechnik. Als solcher programmiert er SPS-Steuerungen für Maschinen zur Zahnbürstenherstellung bei der Firma Zahoransky in Todtnau.

Als Hobbys hat er erst in den vergangenen Jahren das Mountainbikefahren und das Kochen entdeckt. Mit seinen Kochkünsten verwöhnt er hauptsächlich seine Freundin Melanie Wiezel. Sie ist eine der vier Hüruspagen. Irgendwann hat es zwischen den beiden – natürlich an Fasnacht – gefunkt. Jetzt wohnen beide gemeinsam in Adelsberg.

Im vergangenen Jahr ist Christoph Freuschle in den Zeller Gemeinderat gewählt worden. Seitdem wünscht sich der eine oder andere Gemeinderat während nicht enden wollender Gemeinderatsitzungen, er würde seine ZM-Trillerpfeife zum Einsatz bringen und die Sitzung in „Fünf Minute!“ beenden. Neben seinem Gemeinderatsmandat hat er zudem einen Sitz im Adelsberger Ortschaftsrat.

Aber jetzt ist er erstmal Hürus. Nach seinem fulminanten Einmarsch am Ölfte Ölfte und seiner beachtenswerten Ansprache dürfen sich die Zeller Fasnächtler auf eine tolle fünfte Jahreszeit mit ihrem Hürus freuen. Seinen ersten offiziellen Auftritt in Zell nach dem Ölfte Ölfte hat er am 18. Januar, wenn die Vogtei Paradies den Reigen der Kappenabende eröffnet.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading