Zell im Wiesental „Walliser-Haus“ als erste Option

Markgräfler Tagblatt
Das denkmalgeschützte „Walliser-Haus“ in Atzenbach, das an die Ausstellungshalle des Autohauses Schubnell grenzt, will die Stadt Zell nach der Sanierung für die Unterbringung von Flüchtlingen anmieten. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Zell: Objekt in Atzenbach wird für die Flüchtlingsunterbringung favorisiert

Priorität „Wallliser-Haus“: In Sachen Flüchtlingsunterbringung zeichnet sich die Lösung ab, dass eines der beiden sanierungsbedürftigen Gebäude an der Bundesstraße in Atzenbach von der Stadt angemietet wird. Der Gemeinderat signalisierte in seiner Sitzung am Montag seine Zustimmung für diese Variante.

Von Peter Schwendele

Zell. Eines der beiden alten Gebäude neben dem ehemaligen Atzenbacher Park wird derzeit bereits saniert und soll privat vermietet werden. Für das zweite Gebäude wartet der Investor, der das Haus bereits erworben hat, auf ein klares Signal der Stadt, damit er auch hier mit der Sanierung starten kann.

In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude könnten 36 Einzelpersonen oder sechs Familien untergebracht werden. Die Stadt würde das Gebäude lediglich anmieten und nicht kaufen. Die Sanierungszeit dürfte etwa sechs Monate betragen, so dass im ersten Halbjahr 2019 Flüchtlinge dort einziehen könnten. Soweit die Eckdaten, die Bauamtsleiter Jörg Schmidt in der Sitzung präsentierte.

Schmidt stellte daneben nochmals die von ihm geprüften Alternativen (Bahnhofstraße 9, Schönauer Straße 30, Wiesenstraße 1) vor, die allesamt weniger Aufnahmekapazität bieten und deren Sanierung die Stadt mehr Geld kosten würden. Der Bauamtsleiter sprach von einem „enormen finanziellen und personellen Aufwand“, weswegen die Verwaltung die Anmietung des Walliser-Hauses priorisiere.

Auch Bürgermeister Peter Palme warb für diese Lösung: „Ich rate dringend dazu, diese Option zu realisieren, das wäre für uns haushaltsneutral.“ Es gehe nicht um einen langfristigen Mietvertrag, sondern man bewege sich im Rahmen der gesetzlichen Kündigungsfrist. Der Mietpreis stehe noch nicht endgültig fest, sei aber vertretbar. Die Sanierung und Neustrukturierung werde das Gebäude in einen Zustand versetzen, „der okay ist“.

33 Flüchtlinge muss die Stadt Zell in der sogenannten Anschlussunterbringung aufnehmen, wie Palme nochmals referierte. Darunter sind 17 Personen, die bereits im Jahr 2017 hätten aufgenommen werden müssen, 33 Menschen werden Zell in diesem Jahr zugewiesen, für 2019 kommt nochmals die Zahl X dazu. Trotz zweier jüngst stattgefundener Gespräche mit Landrätin Marion Dammann sei immer noch nicht klar, wie das Klientel genau aussieht, das Zell aufnehmen muss. Im Raum steht allerdings, dass es sich überwiegend um junge, alleinstehende Männer handelt. „Allerdings liegt dieser Anteil sicher nicht bei hundert Prozent“, konnte Palme immerhin mitteilen. Zells Bürgermeister wünscht sich eher Familien als zugewiesene Flüchtlinge, räumte indes ein, dass dieser Wunsch von praktisch allen betroffenen Bürgermeistern geteilt werde.

Claudia Dolzer (SPD) sprach sich für die Lösung in Atzenbach aus, zumal die „Walliser-Häuser“ seit Jahren ein „Schandfleck“ in der Stadt seien. Das Gebäude Bahnhofstraße 9 sei aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zum Kindergartencampus „absolut ungeeignet für die Unterbringung alleinstehender Männer“. Thomas Schmidt hielt die Atzenbacher Variante ebenfalls für diskussionswürdig und auch Silvia Chiarappa (FW) zeigte sich offen dafür, diese Option in Betracht zu ziehen.

Bernd Schneider (CDU) merkte indes an, dass die Konzentration von Flüchtlingen in einem Gebäude sich nicht unbedingt mit dem Gedanken der Integration decke. Dies stimme zwar einerseits, so die Replik von Bürgermeister Palme, doch andererseits setze sich immer mehr auch die Erkenntnis durch, dass eine Sozialbetreuung viel einfacher zu leisten sei, wenn Flüchtlinge nah beisammen wohnen.

Wolfgang Lindner, der stark in der Flüchtlingshilfe in Zell engagiert ist, sagte in der Bürgerfragestunde, dass die anvisierte Lösung für Atzenbach eine starke Veränderung mit sich bringe. Es sei nicht auszuschließen, dass die konzentrierte Flüchtlingsunterbringung im Ort auch kritisch gesehen werde. Insofern sei es sehr wichtig, zeitnah eine Bürgerinformation in die Wege zu leiten.

Grundsätzlich merkte Lindner an, dass eine erfolgreiche Integration häufig davon abhänge, ob die Flüchtlinge in ein Arbeitsverhältnis gebracht werden. Er rief die Gemeinderäte dazu auf, ihre gute Vernetzung in der Zeller Bevölkerung dafür zu nutzen, Praktika und/oder Ausbildungsplätze für Flüchtlinge zu vermitteln.

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