Zell im Wiesental Weltweiten Warenverkehr regeln

Peter Schwendele
Faire Entlohnung für diejenigen, die am Anfang weltweiter Lieferketten beschäftigt sind, ist auch heutzutage alles andere als selbstverständlich. Foto: dpa/Doreen Fiedler

Initiative Lieferkettengesetz: Zeller Weltladen Cabanja beteiligt sich an bundesweiter Kampagne

Fairer Handel oder krumme Geschäfte? An ersterem kann sich jeder Kunde beteiligen, der in Weltläden einkauft, um letztere zu vermeiden, braucht es dringend ein Lieferkettengesetz, das geeignet ist, die schlimmsten Auswüchse im weltweiten Warenverkehr auszumerzen. Darauf weist der Zeller Weltladen Cabanja anlässlich des diesjährigen Weltladentags hin.

Zell. Ein Lieferkettengesetz in Deutschland würde Unternehmen, die hierzulande ansässig oder geschäftstätig sind, dazu verpflichten, auch im Ausland Menschenrechte und Umweltstandards zu achten. Dies ist aus Sicht von Almut Teichert-Hailperin, der Vorsitzenden des Vereins für Frieden und Entwicklung, der den Cabanja-Laden managt, längst überfällig, denn allzu oft basiert der Warenverkehr von den ärmeren Ländern des Südens in den reicheren Norden auf ausbeuterischen Strukturen. So verdienen Näherinnen in Textilfabriken in Asien oft kaum den staatlich festgesetzten Mindestlohn, der darüber hinaus oft so gering ausfällt, dass er kein existenzsicherndes Auskommen bietet.

Die Initiative Lieferkettengesetz wird nicht nur von den Weltläden getragen, sondern ist ein Zusammenschluss zahlreicher Organisationen, die die Ansicht vertreten, dass die Unternehmen hierzulande ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung nicht ausreichend nachkommen. Gefragt sei deshalb der Staat, der der Wirtschaft per Gesetz bestimmte Verpflichtungen auferlegen beziehungsweise Firmen für Schäden an Mensch und Umwelt, die im Rahmen ihrer Lieferketten verursacht werden, haftbar machen müsse.

Petition kann unterzeichnet werden

Besonders aufmerksam gemacht wurde auf diese grundlegende Problematik am vergangenen Samstag beim Weltladentag. Aber auch aktuell ist es jederzeit noch möglich, eine entsprechende Petition der Initiative Lieferkettengesetz zu unterzeichnen. Dies kann online erfolgen (lieferkettengesetz.de), man kann sich aber auch im Cabanja-Laden in eine Liste eintragen. Ziel ist, dass das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode im Bundestag verabschiedet wird.

Almut Teichert-Hailperin weist darauf hin, wie wichtig es ist, gerade in der aktuellen Corona-Krise die Rechte der Menschen am Anfang globaler Lieferketten besonders zu schützen. Die Corona-Pandemie mache deutlich, wie wichtig transparente und zuverlässige Lieferketten in der globalen Wirtschaft sind. Sie zeige jedoch auch, wie ungleich die Macht entlang globaler Lieferketten verteilt ist.

Laut dem Weltladen-Dachverband stehen Menschen, die hiesige Alltagsgüter wie Kakao, Bananen und Textilien produzieren, jetzt enorm unter Druck. Über die internationale Textilbranche werde berichtet, dass Unternehmen Aufträge storniert haben. Es komme zu ausbleibenden Lohnfortzahlungen und Massenentlassungen.

Fair-Handels-Unternehmen würden gerade jetzt in der Krise ihre Handelspartner unterstützen und gemeinsam Lösungen suchen, statt sie im Stich zu lassen. Der Weltladendachverband und rund 30 Lieferanten des Fairen Handels versuchten, die schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise auf alle Partner des Fairen Handels abzumildern.

Fair produzierter Mund- und Nasenschutz

Apropos Corona: Im Cabanja-Laden gibt es derzeit auch fair produzierten Mund- und Nasenschutz zu kaufen. Die Masken stammen aus Kenia, haben Bio-Qualität und unterstützen unmittelbar die Bekämpfung der Pandemie in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Denn für jede hierzulande verkaufte Maske erhält dort jemand, der sich keine Schutzmaske leisten kann, eine solche zur Verfügung gestellt.

Teichert-Hailperin weist weiter darauf hin, dass der Zeller Weltladen jetzt auch wieder nachmittags geöffnet hat. Während der vergangenen Wochen war der Cabanja-Laden der einzige Weltladen in der Region, der seine Türen zumindest halbtags weiter geöffnet gehalten hatte.

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