Zell im Wiesental Wo die Fasnacht zu Hause ist

Gerald Nill
Schmuckkästchen unter dem Dach des Zeller Fasnachtshauses: Peter Zluhan zeigt eine Zeller Larve, den „Wellenmacher“, vor einem kunterbunten Masken-Mix. Foto: Gerald Nill

„Zeller Fasnachtshus“: Förderverein bereitet Wiedereröffnung nach der Corona-Zwangspause vor

Das „Zeller Fasnachtshus“ ist Ausdruck großer Leidenschaft. Liebevoll gestaltet bis in den letzten Winkel vom Erdgeschoss bis unters Dach, mit originalen Raritäten und Dokumenten, die die fast 400-jährige Geschichte speziellen Brauchtums dokumentieren und immer mal wieder zum Schmunzeln anregen. Nach elfjähriger Aufbauarbeit, dann zweijährigen Besuchen aus nah und fern, sorgte die Pandemie für eine Zäsur; jetzt bereitet der Förderverein „Zeller Fasnachtshus“ die Wiedereröffnung vor.

Von Gerald Nill

Zell. „Die ersten Anfragen trudeln ein“, freut sich Mit-Initiator und Mentor Peter Zluhan, dass es endlich wieder losgeht. Das „Zeller Fasnachtshus“ ist ein echtes Museum, prallvoll mit Requisiten ausgestattet, die die Entwicklung dieser besonderen Form des Brauchtums lebendig halten und die Liebe zum Detail vermitteln.

Die Fasnacht muss mit der Muttermilch aufgesogen werden. Wenn aber der Esprit der Ausstellung in der Schönauer Straße selbst auf einen „Unbeleckten“ wirkt, haben die Macher sicher alles richtig gemacht. Aber wie hat die „Hütte“, wie Peter Zluhan die ehemalige Bruchbude nennt, die andere abreißen wollten, vorher ausgesehen? Nur noch kleine Fotos am Eingang jedes Raumes erinnern daran, wie alles vermüllt und heruntergekommen war.

Förderverein kann Vorbehalte ausräumen

„Die Fastnachtsgesellschaft hat nach Räumen gesucht, um Kulissen und Kostüme, Requisiten und Dokumente unterzubringen“, erinnert sich Zluhan. Plötzlich war die Chance in der Schönauer Straße da. Aber bei vielen Vernünftigen überwog die Skepsis. Sich eine solche Baustelle ans Bein binden für einen Freizeitspaß, der nichts als Frohsinn bringen soll? Niemals! Doch eine Handvoll Idealisten – Ehrenmitglieder, alte Mitglieder und Ex-Hürusse – machten sich ans Werk. „Anfangs haben wir es schwer gehabt, in die Gänge zu kommen“, erinnert sich Zluhan, der 1976 selbst mal Hürus, also Regent der Zeller Fasnacht, war. Im Jahr 2007 wurde deshalb ein Förderverein gegründet und plötzlich kam die Sanierung ins Rollen. Handwerker haben unentgeltlich geschuftet, um der Fasnacht ein Zuhause zu geben. Ein neues Dach musste her, eine Fassade bekam plötzlich Schlagseite, Maler, Elektriker, Sanitär-Experten – alle entdeckten ihr Herz für die Fasnacht und fast alle stellten lediglich Material in Rechnung. „Heute steht das Fasnachtshus nach wie vor schuldenfrei da“, betont Zluhan nicht ohne Stolz. Spenden von Privatleuten und Firmen, Institutionen und Handwerker machten das Unmögliche möglich. Nach elf Jahren stand das Heim. Als durch einen Aufruf 2016 viel mehr Schätze der Zeller Fasnacht aus privaten Stuben und Speichern gespendet wurden, war klar: Das wird ein Museum und kein Archiv.

Zur Geschichte der Zeller Fasnacht

Kurzer Exkurs: 1627 wird die Zeller Fasnacht erstmals erwähnt. 1759 schickte das Kloster Säckingen zwei Missionare nach Zell, das damals noch zu Vorderösterreich gehörte. Die erließen folgendes Dekret: „Das unnöthige Scheibenschlagen und das Fasnachtsfeiern abzustellen“. Freilich mit der bekannten folgenlosen Wirkung. Die fünfte Jahreszeit wurde munter weiter gefeiert. 1927 wurde schließlich die Zeller Fastnachtsgesellschaft als Dachorganisation der insgesamt elf Vogteien in Zell und seinen Vororten gegründet.

Bis 1967 wurde die Fasnacht als Kopie des Kölner Karnevals zelebriert, geprägt durch einen jecken Zahnarzt aus der Dom-Stadt. Und es bedurfte anfangs zäher Überzeugungsarbeit durch Hans Fräulin und Gerhard Jung, sich auf die eigenen fast 400 Jahre alten Wurzeln zu besinnen und den Prinzen durch den Hürus zu ersetzen.

1100 Besucher sind seit der Eröffnung ins Fasnachtshus gepilgert, zu Klassentreffen, Geburtstagen und Vereinstreffen, als die Pandemie einen vorläufigen Schlussstrich hinter die Erfolgsgeschichte setzte. Seitdem schlummerten die vollständige Foto-Sammlung, das Zeitungsarchiv und die Plaketten-Dokumentation, genauso wie die originelle „Basler Stube“ und das lebendige „Hürus-Zimmer“. So viele spannende Originale und Geschichten wollen entdeckt werden. Man denke nur an die Legende der „Schrätteli“, die ursprünglich durchs Schlüsselloch in die Albträume der Schlafenden zogen. Jetzt sind Besucher wieder zum Hock im Fasnachtshus eingeladen, der im August stattfindet.

Weitere Informationen: Näheres gibt es im Internet unter www.zeller-fasnachtshus.de. Das Museum ist nach Terminabsprache geöffnet. Anmeldungen für Führung bei Peter Zluhan, E-Mail peterzluhan0@gmail.com.

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