Zell im Wiesental „Zell wird Großbaustelle bleiben“

Markgräfler Tagblatt

Bürgerempfang: Rathauschef Peter Palme skizziert vor vollem Haus die dieses Jahr geplanten Vorhaben

Zu seinem ersten Bürgerempfang hatte Zells neuer Bürgermeister Peter Palme am Freitagabend eingeladen – und der katholische Pfarrsaal platzte aus allen Nähten. Der Rathauschef hielt bei dem „verspäteten Neujahrsempfang“ Rückblick aufs vergangene Jahr und Vorschau auf die kommenden Monate und sprach dabei viele Themen an, die die Zeller beschäftigen.

Von Peter Schwendele

Zell. Dazu gehört derzeit vor allem die Planung für einen Windpark auf dem Zeller Blauen. Es handle sich um ein „heikles Thema“, so Peter Palme, der gleichzeitig in seinem Vortrag bekräftigte, dass er zu dem vor seiner Amtszeit eingeschlagenen Weg der Stadt stehe, wofür er Beifall erhielt. Man wisse derzeit noch nicht, wo die genauen Standorte der Windkraftanlagen liegen werden und wie viele Windräder es geben werde, betonte Palme, verkündete aber auch: „Wir sind dabei, mit dem Partner EWS zu prüfen, inwieweit wir den geschlossenen Vertrag zumindest in Teilen offen legen dürfen.“

Windpark Blauen: „Wir lügen nicht“

Grundsätzlich respektiere die Stadt die abweichende Meinung anderer Menschen, und man werde fair mit den Gegnern der Windkraft umgehen, erwarte aber dieselbe Haltung von den Kritikern des Vorhabens. „Weder der Zeller Bürgermeister noch der Zeller Gemeinderat lügen, wir gehen offen und ehrlich mit ihnen um“, sagte Palme in Richtung der Windkraftgegner. Er wolle auf jeden Fall verhindern, so Palme, dass die Bevölkerung durch das Thema gespalten wird und „unser Zusammenhalt in Zell in Gefahr geraten könnte“.

Ein weiteres Thema, das der Rathauschef in seiner Präsentation aufgriff, war die Parkplatzsituation in der Innenstadt. Die extra auf Wunsch der Bevölkerung geschaffenen Parkplätze konnten nicht in Gänze vermietet werden, berichtete Palme: „Das wundert uns sehr.“ Anwohnerparken in der Innenstadt werde es mit ihm nicht geben; diese Plätze müssten den Geschäftskunden zur Verfügung stehen.

Angerissen wurde vom Bürgermeister auch das Großprojekt Sanierung der Montfort-Realschule, das mit rund 6,5 Millionen Euro zu Buche schlagen soll und das Palme eine „riesige Herausforderung“ nannte. Es gehe darum, einen Schulcampus zu schaffen, der den Anforderungen an die sogenannten Neue Realschule gerecht werde. „Die Sanierungsplanung ermöglicht dann die dauerhafte schulische Weiternutzung als fünfzügige Realschule“, sagte Palme, der in diesem Zusammenhang anmerkte, dass die Sprachheilschule des Landkreises aus Zell abgezogen werden könnte.

Der Bürgermeister ging auch auf die Breitbandversorgung ein. Hier gehe es mit großen Schritten voran, die unvermeidlich mit Einschränkungen verbunden seien. Insofern „wird Zell auch 2018 eine Großbaustelle bleiben“. Unsicher sei die Zukunft des Wildgeheges. Palme: „Ich rufe die Bevölkerung auf, sich Gedanken zu machen, wie die Einrichtung erhalten bleiben kann.“ Im Hinblick auf den zum Verkauf stehenden Pfarrsaal erklärte der Rathauschef: „Ich habe pauschal den Hut in den Ring geworfen, dass die Stadt das Gebäude kaufen könnte, lieber wäre es mir allerdings, wenn dies ein seriöser Geschäftspartner in Zell übernehmen würde.“

Weitere Projekte, die von Palme angesprochen wurden: Die Aussegnungshalle in Gresgen und das Baugebiet Hintere Obermatt mit 19 Bauplätzen.

Heugumper verhindern Bebauung in Gresgen

Die geplante Bebauung beim „Gresger See“ lasse sich weitestgehend nicht verwirklichen. Der Grund: Dort seien „zwei seltene Arten von Heugumpern“ entdeckt worden. Als weitere potentielle Baugebiete nannte der Rathauschef Hemmerain II in Pfaffenberg, Hinterziel-Scherneck in Adelsberg und die Spanimatt in Atzenbach (Gewerbeflächen). „Mehr haben wir derzeit nicht zu bieten, außer Baulücken und Ruinen“, fand der Bürgermeister ehrliche Worte.

Zum Thema Flüchtlinge legte Palme dar, dass aktuell 35 Flüchtlinge in stadteigenen oder von der Stadt angemieteten Gebäuden leben, weitere 25 wohnen bei privaten Vermietern. Bis Ende 2018 sollen der Schwanenstadt 51 neue Flüchtlinge zugewiesen werden. „Das stellt uns vor riesige Herausforderungen, die wir lösen müssen“, sagte der Bürgermeister.

Viel passiert sei in jüngster Zeit beim Bahnhof (Wohnbebauung, Park & Ride-Platz und mehr). 2019 soll der Bahnhofsvorplatz umgestaltet werden, wie Palme ankündigte. Auch in Sachen Campus Kindergarten habe die Umsetzung begonnen (Kinderkrippenbau; die Inbetriebnahme soll zum neuen Kindergartenjahr erfolgen), eine endgültige Realisierung des Gesamtprojekts komme frühestens 2019.

Zum Freibad kündigte der Rathauschef an, dass man wohl zu Pfingsten in die Saison starten könne, dass man aber mit „massiver Parkplatznot, für die wir keine Lösung haben“, rechnen müsse.

Peter Palme ging in seinem Vortrag auch auf die Lage der Feuerwehr ein. Diese habe aufgrund der Wetterkapriolen in den letzten Monaten enorm viel leisten müssen, wofür es im Saal einen Sonderbeifall gab. Die Stadt will auch im laufenden Jahr wieder in die Ausrüstung und in den Gebäudefundus der Wehr investieren.

Was den Werkhof anbelangt, so würden die Mitarbeiter „einen guten Job“ machen. Dennoch müssten Arbeitsprozesse neu definiert, Ziele gesetzt und die Leistungserbringung effektiv gelenkt werden.

Coach für den Werkhof wird engagiert

Diesen längeren Prozess werde er persönlich begleiten, so Palme, der gleichzeitig ankündigte, dass man professionelle Hilfe durch einen externen Coach in Anspruch nehmen werde.

Veränderungen gibt es bei der Stadtverwaltung: Der Ruhestand von Stadtbaumeister Peter Schneider steht kurz bevor. Zudem wird ein Nachfolger für Fachbereichsleiter Uwe Holzreiter gesucht, der seine Stellung auf eigenen Wunsch aufgegeben hat, berichtete der Rathauschef. Und auch im Tourismusbüro gibt es eine Veränderung: Ruth Schmid tritt die Nachfolge von Ulrike Gehri an.

Musikalisch wurden die Gäste des Bürgerempfangs von der Jugendmusik Zell unterhalten, die von Markus Götz und Sabine Rudiger geleitet wird. Zu Beginn des Abends hatten Kinder des Kindergartens Zell mit Marianne Waßmer, Ursula Eckenstein und Birgit Agostini mit Gesang, Versen und passendem Blumenschmuck den Frühling begrüßt. Mit Gesprächen zur Bewirtung durch die Trachtengruppe Zell ließen die Besucher die Veranstaltung ausklingen.

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