Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat der Familienbetrieb Zellaerosol (hervorgegangen aus Fessmann & Hecker) den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.
Wirtschaft: Investor für Übernahme des Betriebs gesucht / Arbeitsagentur bezahlt die Mitarbeiter
Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat der Familienbetrieb Zellaerosol (hervorgegangen aus Fessmann & Hecker) den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.
Von Verena Wehrle
Zell. Es waren schlechte Nachrichten, die die Mitarbeiter von Zellaerosol in den vergangenen Wochen erreichten: Der Familienbetrieb, der an die Geschichte der Baumwollspinnerei Fessmann & Hecker anknüpft, hat am 18. November die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Noch am selben Tag hat das Amtsgericht Waldshut-Tiengen Rechtsanwalt Philipp Grub von der Kanzlei Grub Brugger aus Stuttgart als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Es droht die Zahlungsunfähigkeit
Grund für den Insolvenzantrag sei die drohende Zahlungsunfähigkeit, wie Boris Sakowski, Kanzleikollege des Insolvenzverwalters, gegenüber unserer Zeitung mitteilt. „Die Mitarbeiter sind informiert worden und der Geschäftsbetrieb geht weiter“ betont Sakowski. Und: „Es wird weiter produziert.“
Der Insolvenzverwalter habe sich bereits einen Überblick über das Unternehmen verschafft. Dabei wurde auch geschaut, wie man den Geschäftsbetrieb von Zellaerosol weiter aufrecht erhalten könne.
Investor soll Betrieb übernehmen
Doch was bedeutet dieses Verfahren für die Mitarbeiter? Für die Monate November, Dezember und Januar übernehme die Agentur für Arbeit die Gehaltszahlungen, wie Sakowski erläutert. Idealerweise soll in diesem Zeitraum ein Investor gefunden werden, der den Geschäftsbetrieb – sprich das komplette Unternehmen Zellaerosol – übernimmt. Die Suche nach einem Investor habe man bereits begonnen. Nach den drei Monaten werde dann voraussichtlich das beantragte Insolvenzverfahren eröffnet, kündigt Sakowski an. Er ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht.
Und wie sieht er die Chancen? Sakwoski drückt sich sehr vorsichtig aus, denn man sei noch am Beginn des Verfahrens. Er sagt aber, dass er und seine Kanzleikollegen schon viele Insolvenzverfahren verwaltet hätten und dabei für Unternehmen Lösungen mit Fortführungen des Betriebs erzielt hätten.
Unklar, ob Pandemie Ursache ist
Thilo Fessmann, Geschäftsführer von Zellaeorsol, äußert sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zum laufenden Verfahren.
Im April 2020 hatte er im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt, dass man trotz der Coronakrise noch „recht störungsarm“ arbeite. Prognosen, inwieweit sich die Krise mittel- und langfristig auf das Unternehmen auswirken werde, das sich in einem wirtschaftlichen Nischensegment bewegt, konnte der Zellaerosol-Geschäftsführer im April 2020 noch nicht machen. Ob die Corona-Krise direkte Auswirkungen auf die aktuell schlechte wirtschaftliche Lage des Zeller Unternehmens hatte, ist unklar.
Pioniere der Aerosolbranche
Zellaerosol stellt seit 62 Jahren kosmetische Produkte, Pharmazeutika, Medizinprodukte und technische Produkte her. Der Dienstleister für Aerosole und Flüssigprodukte beschäftigt rund 80 Personen. Das Unternehmen wurde 1960 von Dr. Ernst Fessmann und Dr. Dieter Fessmann gegründet. Damit gehörte die Zellaerosol zu den Pionieren der Aerosolbranche in Deutschland. Die Unternehmerfamilie Fessmann hat die Wirtschaftsgeschichte von Zell seit fast 140 Jahren maßgeblich geprägt.