Zell im Wiesental Zum Jubiläum gehen die Lichter aus

Hans-Jürgen Hege
Sie sind die letzten, die den Abschluss eines Schuljahres an der Abendrealschule Zell erlebt haben: acht stolze Abendrealschüler mit ihren Abschlusszeugnissen. Foto: Hans-Jürgen Hege

Bildung: Abendrealschule wird mit anderen Standorten zusammengelegt / In 50 Jahren viel bewegt

Gute Laune geht anders. Und Geburtstage auch. Vor allem, wenn es ein so „runder“ ist wie der, den die Abendrealschule der Schwanenstadt nach 50 erfolgreichen Jahren eigentlich hätte feiern wollen. Die Trägerin des Schulprojekts, die Erzdiözese Freiburg, wollte es anders. Sie bündelt zum Beginn des neuen Schuljahres das Abendgymnasium und das Berufskolleg in Weil am Rhein sowie die Abendrealschulen Zell und Rheinfelden wohl „mangels Masse“ in Lörrach.

Von Hans-Jürgen Hege

Zell. Anlass sei, so hieß es bei der Geburtstagsfeier, „eine Veränderung der Bildungslandschaft, die von rückläufigen Schülerzahlen manifestiert wurde“. Auch der Austausch von Erinnerungen ehemaliger Schüler konnten am Donnerstag im Sitzungssaal des Rathauses den Abschiedsschmerz trotz hervorragender musikalischer Umrahmung durch Miriam Asal und Maxim Pfeifer am Klavier nicht übertünchen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass acht von neun Eleven der Abendrealschule ihr Ziel, die mittlere Reife, erreicht haben und so stolze Zeugen der letzten Zeugnisausgabe an diesem Standort wurden. Schulleiter Werner Knoblich erinnerte vor stattlicher Kulisse und vor einem der „Gründungsväter“ der Bildungseinrichtung, dem früheren Rektor der Montfort-Realschule Zell Dieter Mohr, an die Höhepunkte in der bewegten Geschichte der Realschule.

Mehr als 500 Schüler zum Abschluss geführt

Es ähnelte fast einer Trauerrede, als Knoblich die Vorteile seiner Schule herauskehrte und unterstrich, wie wichtig das abendliche Realschulangebot ist für Mitarbeiter von Firmen, für Hausfrauen und Mütter, aber auch für Menschen, die den ersten Bildungsweg verpasst haben und denen beim nächsten Anlauf „de Knopf uff ging“. Er nannte Zahlen: „Mehr als 500 Schüler haben diese Institution in Zell erfolgreich besucht, haben die Mittlere Reife über diesen zweiten Bildungsweg erlangt, somit einen klar besseren Einstieg in das Berufsleben gefunden und ihre beruflichen Chancen erhöht.“ Etliche Absolventen hätten inzwischen als Erzieher, Finanzbeamte, in der Radiologie und Chemie erfolgreich Wurzeln geschlagen, einer sei Arzt geworden und ein anderer Experte in der Weltraumforschung.

Nicht alle Lehrer machen den Umzug mit

Bürgermeister Peter Palme rühmte im Namen zahlreicher Schüler „die familiäre Atmosphäre“, in der Lernen in kleinen Gruppen sehr viel Spaß gemacht habe. Absolventen hätten ihm bestätigt: „Die Lehrkräfte an der Schule waren immer für einen da.“ Von den sechs Lehrern werden laut Knoblich drei den Umzug nach Lörrach mitmachen, drei weitere aber das Handtuch schmeißen.

Werner Knoblich habe die Schule seit 2013 verantwortlich geleitet. Er habe engagiert und leidenschaftlich jungen Erwachsenen, Berufstätigen und vielen anderen Menschen den staatlich anerkannten Abschluss ermöglicht und damit zur Verwirklichung vieler Träume beigetragen.

„Nun aber neigt sich diese Zeit in Zell leider dem Ende zu“, sagte der Bürgermeister einer Stadt, die mit dem Wegzug der Abendrealschule ein weiteres gutes Stück ihrer Attraktivität verlieren könnte. Trotzdem dankte Palme dem Schulleiter, seinem Kollegium und der Erzdiözese „für die vielen Jahre des außerordentlichen Engagements“. Er bedauere, dass die Bildungslandschaft seiner Stadt um einen wichtigen Bereich kleiner wird. Nach und nach schrumpfe die Vielfalt des Zeller Schulangebots, ohne dass die Stadt darauf Einfluss nehmen könne.

Wichtig aber sei nun, für die Fortführung des Schulsystems in Lörrach so zu werben, wie das Jörg Winkler, der Leiter der diözesanen Erwachsenenbildung, im Anschluss tat. Und er hoffe, so Palme weiter, dass Interessenten aus dem Mittleren und Oberen Wiesental die weiteren Anfahrtswege in Kauf nehmen werden. Die Bahnfahrt von Zell dauere lediglich 25 Minuten. Das seien schon 25 gute Gründe, das Angebot seines Hauses anzunehmen, glaubt Jörg Winkler.

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