Zell Langsamfahrstelle als Notlösung

Verena Wehrle
In Zell gibt es einen unbeschrankten Bahnübergang und deswegen fährt dort seit Oktober der Zug langsamer vorbei. Foto: /Verena Wehrle

Die Bahn erklärt, warum der Zug in Zell langsamer fährt und auch, warum er mit Pfeifton in die Liebeck einfährt.

Zwischen Zeller Sportplatz und Grendelkurve fährt der Zug nur 20 Stundenkilometer. Diese Langsamfahrstelle sei Ende Oktober 2022 eingeführt worden, da dem Eisenbahnbundesamt aufgefallen sei, dass der unbeschrankte Bahnübergang mit Blinklichtanlage so nicht zulässig ist, erzählt Karl Argast, Vorsitzender der IG Pro Schiene Wiesental, beim Vorort-Termin. „Dabei gibt es den Bahnübergang so schon seit 50 Jahren“, so Argast verwundert.

Auf Übergang angewiesen

Auch Sandra Kiefer ist dabei, die mit ihrer Familie das landwirtschaftliche Grundstück auf der anderen Seite des Bahnübergangs bewirtschaftet. Im Gespräch mit dem Markgräfler Tagblatt macht sie deutlich, dass sie auf den Bahnübergang angewiesen ist. Denn: Ohne Bahnübergang, keine Landwirtschaft und keine Offenhaltung der Fläche. Sie betont, dass sie bei Querung des Übergangs immer auf den Fahrplan der Bahn achtet. Aktuell führt sie Gespräche mit der Deutschen Bahn und ist guter Dinge, dass eine Lösung gefunden wird, so Kiefer im Gespräch.

Gefahr für lange Fahrzeuge

Eine Sprecherin der Bahn erklärt auf Nachfrage die Problematik: „Möchte etwa ein längeres Fahrzeug von der landwirtschaftlichen Fläche auf die Bundesstraße abbiegen, bleibt dabei ein Teil des Fahrzeugs auf dem Bahnübergang stehen. Fährt der Zug langsam, kann er in einem solchen Fall noch anhalten.“

Suche nach Lösungen

Die Sprecherin der Bahn betont weiter: „Wir sind momentan dabei, eine Lösung zu finden, so dass wir die Langsamfahrstelle nicht mehr benötigen und dazu sind wir aktuell im Austausch mit den Anliegern.“ Wie genau die Lösung aussehen soll, kann die Sprecherin jedoch noch nicht sagen. Sie macht aber deutlich, dass auch für die Bahn eine „Langsamfahrstelle nicht das ist, was wir im Fahrplan möchten.“ Diese soll also keine Dauerlösung sein. Zudem informiert die Sprecherin der Deutschen Bahn, dass ohnehin geplant sei, den unbeschrankten Bahnübergang zu erneuern, womöglich im Zeitraum 2025/2026. Mit dieser Erneuerung würde man auch die B 317 geringfügig anpassen. Doch bis dahin müsste man eine andere Lösung finden.

Jahrelang kein Problem

Dass der Bahnübergang nun plötzlich zum Problem wird und eine Langsamfahrstelle errichtet wurde, erschließt sich Kiefer nicht: „Das war jahrzehntelang nie ein Problem und es ist nie etwas passiert.“ Argast stört sich immens an der Langsamfahrstelle: „Sie macht keinen Sinn, ist schwachsinnig, das regt mich dermaßen auf“, ärgert sich der SPD-Stadt- und Kreisrat. Die Stelle hier sei sehr übersichtlich, erklärt er mit Blick auf die Schienen. Warum man erst jetzt auf die Problematik stoße, konnte die Sprecherin der Bahn nicht sagen. Nur eins betont sie im Gespräch mit dem Markgräfler Tagblatt immer wieder: „Die Sicherheit steht an oberster Stelle.“

Geplagte Anwohner

Argast zieht einen Vergleich zum Bahnübergang in der Liebeck, wo seiner Meinung nach das Gefahrenpotenzial viel höher ist. Hier fährt der Zug mit lautem Pfeifton an der Umlaufsperre vorbei – einem Gitter für Fußgänger, das in Schlangenlinien umlaufen werden muss. Denn eine Schranke für die Fußgänger gibt es hier nicht. „Dort fährt der Zug nicht langsam, hier würde eine Langsamfahrstelle aber viel mehr Sinn machen, dann müsste der Zug nicht mehr hupen“, sagt Argast, der selbst in der Liebeck wohnt.

Den Pfeifton, wenn der Zug aus Richtung Zell kommt, gab es hier schon immer zu hören, dieser sei aber durch die neuen Züge mit den Presslufthörnern um einiges schlimmer geworden, schildert Argast.

Karl Argast beim Bahnübergang in der Liebeck. Foto: Verena Wehrle

„Für die Anwohner ist es äußerst lästig“, erklärt er vor Ort die Situation. Morgens um 5 Uhr höre man den Ton zum ersten Mal am Tag und dann sei der schrille Ton jede Stunde zwei Mal bis 21 Uhr zu hören – ab dann bis 0.30 Uhr im Stundentakt. Vor allem jetzt zur wärmeren Jahreszeit, wo die Fenster wieder öfter geöffnet werden, sei die Belastung groß, so Argast.

Pfeifton bleibt Vorschrift

Auch der Bahnübergang in der Liebeck sei technisch nicht gesichert, so die Bahnsprecherin: „Der Pfeifton ist ganz klar Vorschrift.“ Dort eine Langsamfahrstelle einzurichten, sei fahrplantechnisch nicht umsetzbar, sagt sie. Außerdem sei in der Garten- und Wiesentalbahn ohnehin eine Taktverdichtung geplant, dem stehen weitere Verzögerungen im Weg. Und: „Die Fahrpläne sind engstens ausgetüftelt, da zählt jede Minute.“ Der Pfeifton könnte allerdings Geschichte werden, wenn an dieser Stelle ein technischer Bahnübergang installiert werden würde. Allerdings müsse diesen auch die Stadt Zell mitfinanzieren, wie die Sprecherin der Bahn mitteilt. Ergo: Zukunftsmusik.

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