„Ich kapiere jetzt erst, wie knapp es war“, sagt Susanne Accumano heute mit Blick auf ihren Kampf gegen den Blutkrebs. Sie hat ihn gewonnen.
Sie hat es geschafft und ihr ist die Freude darüber anzusehen: Susanne Accumano aus Zell hat den Blutkrebs besiegt. Besonders dankbar ist sie über die Unterstützung, die sie in der schweren Zeit erfuhr. Ihr Leben wird künftig ein anderes sein – entschleunigt.
„Ich kapiere jetzt erst, wie knapp es war“, sagt Susanne Accumano heute mit Blick auf ihren Kampf gegen den Blutkrebs. Sie hat ihn gewonnen.
Sie erinnert sich noch genau an den Tag der Diagnose. Damals hatte sie sich von einer Erkältung nicht erholt, ging am 16. März 2023 zum Arzt. Schon am nächsten Tag zog sie ins Interdisziplinäre Tumorzentrum nach Freiburg (ITZ). Und dann war schon klar: Sie hat eine akute myeloische Leukämie, die aggressivste Form von Blutkrebs, aber auch die, die mit einer Transplantation am ehesten geheilt werden könne. Accumano blieb 14 Wochen stationär.
Es war der Beginn eines langen, harten Weges. „Dann war Kampfmodus angesagt“, sagt die Zellerin heute voller Lebensfreude. „Das war die Prüfung meines Lebens“, erinnert sie sich. „Doch ich bin im Leben immer wieder aufgestanden.“ Ohne ihren Kampfgeist hätte sie es nicht geschafft, weiß sie heute. Sie erzählt von einem Buch, das sie geschenkt bekamt mit dem Zitat: „Gedanken werden Dinge“ – das wurde zu ihrem Motto. Sie erzählt von der Diagnose, der Therapie, den Begleiterscheinungen – meist gefasst, aber oft kommen ihr auch Tränen. Tränen der Freude, dass sie noch da sein darf. In ihrer Zeit im ITZ hat Accumano drei Zimmernachbarinnen verloren.
Schnell begann die Chemotherapie und sie hat die Höchstdosis erhalten, die das komplette Knochenmark zerstören sollte. Durch die vielen Bluttransfusionen vor der Stammzellspende haben sich viele Antikörper entwickelt und daraufhin brauchte sie für weitere Blutkonserven einen speziellen Spender. Das erste Mal sei das Blut mit einem Hubschrauber, das zweite Mal mit einem Privatjet eines betuchten Paares eingeflogen worden. „Was für ein Aufwand.“
Nach den Bluttransfusionen bekam Accumano eine andere Blutgruppe. Die Suche nach einem passenden Stammzellspender ist nicht einfach, wie sie erzählt. Das ITZ suchte zunächst in der Freiburger Stammzelldatei und in der Familie, dann in der Datei Tübingen und schließlich weltweit. Im April dann die gute Nachricht: Die Schwester passt als Spenderin. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Zeller Fanfarenzug, in dem Accumano aktiv war, bereits zu einer DKMS-Registrierungsaktion online und in Zell aufgerufen. Und zu dieser Zeit sei auch die Kinderklinik in Freiburg überfüllt gewesen mit Leukämiekranken. Accumano entschied, die Aktion, die ohnehin unter dem Slogan „für Susanne und andere“ stand, trotzdem laufen zu lassen. Für alle anderen.
Nach Kurzem hatten sich online schon über 500 Personen registriert. Davon sei sogar die DKMS überrascht gewesen. Und auch bei der Aktion vor Ort am 17. Juni 2023 sei der Andrang groß gewesen. „Diese Hilfsbereitschaft war Wahnsinn“, freut sich Accumano immer noch. Der Hauptakteur, der Fanfarenzug, habe sich um alles gekümmert – auch um die Familie. Sie habe in der schweren Zeit so viel Unterstützung erfahren, von Freunden, Arbeitskollegen, der Familie – „es war immer jemand da.“ Sie weiß: „Ich habe unglaublich viel zurückbekommen von allen, denen ich auch Gutes tun durfte.“ Sie erzählt von den vielen guten Gedanken und Wünschen. „Der Rückhalt baut so auf, das wünsche ich jedem, der so schwer krank ist.“ Und als sie sagt: „Ohne die Hilfe von allen, wäre ich heute nicht mehr hier“, kommen Accumano erneut die Tränen. Tränen der Dankbarkeit.
Der 17. Mai. Das ist wohl einer der wichtigsten Tage in Accumanos Leben. Sozusagen ihr zweiter Geburtstag, der Tag der Transplantation. Accumano beschreibt eindrücklich die starken Schmerzen als die neuen Zellen wuchsen, begleitet von Übelkeit. Deshalb bekam sie Opiate. Erst Wochen später stellt sich heraus, ob der Körper die Spende wirklich annimmt. Er tat es. Drei Wochen später musste sie wieder neu laufen lernen.
„Ich würde diesen Kampf immer wieder aufnehmen, denn das Leben hat so viel zu bieten.“Und heute sitzt sie am Küchentisch und richtet ihren Blick nach vorne. Trotz einer Abstoßungsreaktion und einem geschwächten Immunsystem gehe es ihr gut. Erst nach zehn krebszellfreien Jahren gelte man als geheilt. Sie wird immer noch regelmäßig vom ITZ betreut, dem sie ein „Riesenkompliment“ ausspricht.
Vor der Diagnose war sie überall an vorne mit dabei: Im Fanfarenzug, als Stadträtin, im Dekoteam der Zeller Fasnacht, als Hebamme im Elisabethen-Krankenhaus und auch freiberuflich. Ihre Tage waren immer durchgetaktet. Sie sagte nie „Nein“. Weiterhin wolle sie im Fanfarenzug trommeln und im Bürgerforum mitreden, aber nicht mehr in der ersten Reihe agieren. Im November möchte sie ihre Wiedereingliederung als Hebamme starten und irgendwann mit ihrer Tochter, die den Beruf studiert, gemeinsam die Familien im Oberen Wiesental betreuen. Doch ihr Leben wird entschleunigt. „Meine Familie steht jetzt ganz vorne, die Abenden und Wochenenden gehören uns.“ Und: „Jetzt komme erst mal ich dran – das tut gut.“