Zunftabend in Weil am Rhein Viele Weiler Themen trefflich aufgespießt

Anita Indri-Werner
Als Frau in die Narrenzunft? – Keine Chance, heißt es bei den Zunftmeistern. Foto: Anita Indri-Werner

Mit ihrer Zunftabend-Premiere voller Lokalkolorit sind die Wiler Zipfel zu Hochform aufgelaufen. Sogar sich selbst nahmen sie hier und da aufs Korn.

„Z’Wil isch Fasnacht, Wileri, Wilero“ – singend stimmten die Zunftmeister der Wiler Zipfel das Publikum auf die fünfte Jahreszeit ein. Zuvor jedoch marschierten die Cliquen unter Applaus in die Jahnhalle und zeigten einmal mehr auf, wie bunt und vielfältig die Weiler Fasnachtsszene ist.

Oberzunftmeister Dietmar Fuchs konnte sich freuen, der Saal war gut besetzt. Vor allem das Stammpublikum hatte sich am ersten Abend eingefunden.

Das bunt kostümierte Volk in der Jahnhalle amüsierte sich prächtig. Foto: Anita Indri-Werner

Unter den Gästen befanden sich Narren aus Grenzach, die Bundestagskandidatin Jasmin Ateia sowie der ehemalige Landtagsabgeordnete Josha Frey.

Die Lokal-Prominenz hält sich zurück

Auffallend war, dass die Weiler Prominenz, die sonst immer am ersten Abend gekommen war, fast gänzlich fehlte.

Das Programm begann mit einem herrlich amüsanten digitalen Werbevideo. René Winzer glänzte als „Kundin“ im Nahkauf, die vom Inhaber Danny Neumann in jeder Hinsicht umworben wurde. Dieser absolut gelungene Auftakt gefiel dem Publikum sehr und stimmte auf einen rundum vergnüglichen Abend ein.

Erkenntnisse beim warmen Baden

Dietmar Fuchs, René Winzer, Martin Rees, Ralf Merk, Markus Wohlschlegel und Christian Olivieri entführten die Besucher in das nun schon 40 Jahre alte Laguna. „Schwizer un Franzose, nur Wiler finsch fascht nit“, stellten die Badegäste fest.

Unter Applaus zogen die Cliquen und die Zunftmeister in der Jahnhalle ein. Foto: Anita Indri-Werner

Es wurde über das Parken auf Frauenparkplätzen diskutiert und auch die Demokratie, Musk, die Afd und die Politik im Allgemeinen waren Thema der Badenden. Die derzeitige Wirtschaftspolitik sei nur noch bekifft zu ertragen, darum sei Cannabis legalisiert worden, so eine der weisen Einsichten, die hier verkündet wurden.

Der ICE kommt in der Schweiz nicht rein

Was die Migranten betreffe, die Zurückweisung an der Schweizer Grenze habe zumindest beim ICE schon ganz gut funktioniert (der bekanntlich wegen notorischen Zuspätkommens beim „Schweiz-Takt“ außen vor bleibt, Anm. d. Red.). Witz folgte auf Witz, die Themensetzung war treffend, kurzum: ein sehr gelungener Sketch. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich immer wieder Lokalkolorit in und zwischen den Zeilen fand. 

Alle Farben auf der Bühne vereint. Foto: Anita Indri-Werner

Dass die Kirche ein Problem mit den Frauen hat, ist bekannt, aber die Narrenzunft? Dass dem so ist, spiegelte der Auftritt von Peter Guggenbühler als Zunftmeister und Gerlinde (René Winzer), die Oberzunftmeisterin werden will. Zum Song „Annie, Get your Gun“, gespielt von Olivieri, stellte Gerlinde fest, sie könne ebenso „saufen, schön singen und dichten“ wie ein Mann.

Retro-Sketch mit „Zündapp“

An die gute alte Zeit erinnerte der Sketch „Retro“, den Marcel Winzer mit einer Zündapp, Markus Wohlschlegel mit einem E-Scooter und Markus Schmieder in abgefahrener, bunter Schlaghose vortrugen. „Was haben ein E-Scooter und der Durchfall gemeinsam?“, das war hier die große Frage – „Ganz einfach: die Angst, dass es nicht mehr bis daheim reicht“.

Retro-Sketch mit motorisierten Fahrzeugen: Marcel Winzer (l.), Markus Wohlschlegel (M.) und Markus Schmieder. Foto: Anita Indri-Werner

Nun probierte die nächste Zunftmeisteranwärterin alias Martin Reese ihr Glück bei Guggenbühler. Eine andere Frau als zuvor, andere Methoden das Ziel zu erreichen: Alles war vergeblich. Zunftmeister Guggenbühler ließ sich nicht erweichen und wehrte sie erfolgreich ab.

OB und Ex-OB unter sich

Die ersten 100 Tage der Oberbürgermeisterin glossierten Dietmar Fuchs als OB Dietz und Kai Blankenstein als OB Diana Stöcker. Markus Schmieder trat als Sekretärin der beiden auf den Plan. Dieser Sketch war gut, er hätte noch etwas mehr Pep vertragen.

Rathaus aus der Ferne betrachtet: Ex-OB auf Urlaub Foto: Anita Indri-Werner

Zumindest weiß der Zuschauer nun, dass beide OB’s einen Würfelbecher als Entscheidungshilfe einsetzen. Oder, weshalb OB Dietz eine Schublade voller Gold und Geld im Schreibtisch hatte. „Auf in die Bürgersprechstunde von OB Stöcker!“, hieß es. Warum? – Da gebe es Kaffee und Kuchen satt, denn: „Mit Speck fängt man Mäuse.“

„Cordula Grün“ und rote Rosen

Vor der Pause bereitete dann der Spielmannszug dem Publikum eine unerwartete, unterhaltsame Überraschung. Kein Marsch wie sonst üblich erwartete die Zuhörer, dafür aber schmissige Titel wie: „Da sin mir dabei, das ist prima“, „Cordula Grün“ und „Rot, rot, rot sin die Rose“. Das Publikum sang und klatschte begeistert mit.

Tanztruppe mit bewährter Leiterin

Es folgten die Zunftmeister mit dem TV-Tanzensemble. Diana Himmelsbach, seit Jahren bewährte Tanztrainerin für die Männer der Narrenzunft, hatte mit ihnen einen Tanz auf die Filmmusik von „Dörty Danzing“ einstudiert.

Bei „Dörty Danzing“ sind Frauen mit im Spiel. Foto: Anita Indri-Werner

Ein Dutzend tanzender Männer, fast jeder Schritt saß, ein absolut sehenswerter Programmpunkt. Leider gab es keine Zugabe, vermutlich waren die Tänzer bereits nach diesem einen Auftritt fix und fertig.

Mit „Bauch, Beine, Po“ in die Männerdomäne eindringen

„Bauch, Beine, Po“ – Der dritten Zunftmeisteranwärterin erschien das als adäquates Mittel, in die Männerriege aufgenommen zu werden. Guggenbühler verteidigte die Männerdomäne standhaft, aber ganz einfach schien es ihm dieses Mal nicht zu fallen.

Ein Weiler Narr tritt als Lörracher Narr auf: René Winzer in Aktion. Foto: Anita Indri-Werner

Als glanzvoller Schlusspunkt trat Oberzunftmeister Dietmar Fuchs als Weiler Kulturamtsleiter auf, für Insider unverkennbar dank der Maskenbildner Peter Hauth und Anja Rosentretter. Die Story: Weil am Rhein nimmt am ESC in Basel teil und Markus Schmieder saß als Dieter Bohlen in der Jury.

Den ESC als Weiler Event vorweggenommen

Schon der erste Aspirant, Andreas Glattacker von der Narrenzunft Lörrach, gespielt von René Winzer, war ein Erlebnis. „Lörrach, Lörrach, Lörrach“, schmetterte der Sänger hingebungsvoll seine Liebeshymne auf die Nachbarstadt. Dreimal versuchte Winzer alias Glattacker, die Jury von seinem Gesangstalent zu überzeugen. Selbst die Liebeserklärung „e bizzli Lörrach“ oder „ich bi e Lörracher Maidli“, überzeugten jedoch nicht.

„Zero Points“ heißt es aus Basel

Der Altweiler Gesangverein und die Landjugend Egringen standen ebenfalls auf dem Podest. Sie alle sangen um den Siegertitel.

Der närrische Nachwuchs war auch dabei. Foto: Anita Indri-Werner

Aus Berlin gab es zwölf Punkte für Weil, Dresden grüßte Malsburg-Marzell und den Schuster, München kommentierte mit „Saubatzi“ und Stuttgart erklärte klar: „Mir gebet nix“. Die Nachbarn aus Basel verweigerten die Punkte. Sie würden ja bereits im Badischen einkaufen gehen, das genüge.

Großer Applaus für den gelungenen Sketch

Der Sieger stand eindeutig fest: Weil am Rhein. Die Posse endete mit einem Stromausfall und mit donnerndem Applaus. Mit einem letzten Lied, bei dem alle Bühnenspieler von Christian Olivieri musikalisch begleitet wurden, fand dieser erste rauschende Zunftabend sein Ende, bevor es mit Tanzmusik beschwingt weiterging. Der besondere Dank der Zunftmeister galt dem Team von der Technik, Kai Blankstein, Dominik Mohns und Lars Thomann.

  • Bewertung
    4

Beilagen

Umfrage

Donald Trump

Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus  heißt. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading