Deutlich verschlechtert hat sich der Zustand der Leit- und Sicherungstechnik. Dazu gehören die Stellwerke, von denen sich deutlich mehr als die Hälfte in mindestens "schlechtem" Zustand befindet. Der Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr sogar noch einmal gestiegen. Viele der Anlagen sind mehr als 100 Jahre alt und müssen von Hand bedient werden. Die digitale Stellwerktechnik gilt als wichtiger Faktor für die mittelfristige Verbesserung der Pünktlichkeit.
Bundesregierung will Investitionen weiter steigern
Für die Bundesregierung sind die von der Bahn vergebenen Noten für das eigene Netz nicht maßgeblich. Das Notensystem dient vor allem der besseren Verständlichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher. Grundlage für Branche und Politik ist der sogenannte Infrastrukturzustands- und Entwicklungsbericht, den das Eisenbahnbundesamt jährlich Anfang Mai veröffentlicht.
Die mögliche neue Regierung hat bereits angekündigt, die Investitionen ins Schienennetz steigern zu wollen. Im Koalitionsvertrag hat sie dafür einen schon länger diskutierten Infrastrukturfonds für die Eisenbahn festgeschrieben. Dieser könnte unter anderem aus Mitteln des Infrastruktur-Sondervermögens finanziert werden, das sich auf rund 500 Milliarden Euro belaufen soll.
Die Bahn hat bereits einen Bedarf von bis zu 150 Milliarden Euro bis 2034 angekündigt, um neben den Bestandssanierungen auch die Digitalisierung sowie den Neu- und Ausbau des Netzes vorantreiben zu können. Zusätzlich rechnet sie mit Mitteln aus dem Haushalt in Höhe von rund 140 Milliarden Euro.
Fahrgäste können also hoffen, dass es in den nächsten Jahren besser wird. Die vorige Bundesregierung hatte sich im Gegenzug für ihre Investitionen konkrete Ziele gesetzt. Die Zahl der Reisenden sollte sich bis 2030 im Vergleich zu 2015 verdoppeln, der Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene auf 25 Prozent steigen. Davon ist im neuen Koalitionsvertrag allerdings nichts mehr zu lesen.