Auggen Auch die Tracht verändert sich

Weiler Zeitung
Die Trachtengruppe Auggen im 30. Jahr ihres Bestehens Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Tradition: Auggener Trachtengruppe feiert 30-jähriges Bestehen / Erster Auftritt zum Feuerwehr-Jubiläum

Von Dorothee Philipp

Sie pflegen die Tradition der Markgräfler Tracht und räumen dem Festtagsgewand früherer Zeiten wieder einen Platz in der heutigen Welt ein: die 30 Mitglieder der Trachtengruppe im Auggener „Arbeitskreis Heimatpflege“. Vor 30 Jahren hat sich die Gruppe formiert.

Auggen. Erstmals zu Gesicht bekam man die stolzen Trachtenträgerinnen und -träger beim großen Festumzug anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Auggen im Jahr 1987. Von allen Seiten gab es Lob. Welche Anstrengungen dazu notwendig waren, bis alle Beteiligten stilgerecht eingekleidet waren, davon merkte das begeisterte Publikum am Straßenrand nichts.

Zuerst hatte man in den familiären Truhen und Schränken nachgesehen und dort etliche der imposanten „Hörnerchappe“ gefunden, jene Frauenhauben, die ab etwa 1890 fast ausschließlich aus einer riesigen schwarzen Schleife bestanden, die quer über dem Kopf getragen wurde und an deren Enden lange Seidenfransen bis auf die Schulter der Trägerin herabhingen. Und die herrlichen Schultertücher aus feiner Spitze, ebenfalls mit langen Fransen besetzt. Da und dort waren auch noch seidene Schürzen erhalten. Die Kleider der Frauen mussten nach den alten Vorlagen komplett neu genäht werden. Dabei orientierte man sich an der Tracht mit knöchellangem Rock, wohl wissend, dass dieser lange Zeit den – im wahrsten Wortsinn – betuchteren Damen vorbehalten war, die das Geld für die großen Stoffmengen hatten. Die Ärmeren gingen damals knielang.

Ob schwarz oder nicht, sei heutzutage nicht mehr das Entscheidende bei den Frauenkleidern, gedeckte Farben seien auch möglich, erklärt Friedrich Kuhn, erster Vorsitzender der Trachtengruppe und seit über 20 Jahren Vorstandsmitglied. Schließlich sei die Zeit nicht stehen geblieben, auch in der Vergangenheit hat sich das Aussehen der Tracht immer wieder leicht verändert. Und die wenigsten Trachtenfrauen tragen heute noch Zöpfe oder Nackenknoten. Auch Kuhns Frau Ingrid trägt das Haar kurz.

Die Herren sind bald angezogen: weißes Hemd, schwarze Hosen, schwarzer Hut, grüne Weste, ein „Lavalier“, wie diese elegante Mischung aus Halstuch und Krawatte genannt wird, und dann der schwarze Gehrock, der bis in die Kniekehlen reicht. Da die Männertracht nicht selbst genäht werden kann, müssen die Mitglieder dafür tief in die Tasche greifen: Rund 800 Euro kostet das Outfit. „Bei der Markgräfler Tracht handelt es sich um eine evangelische Tracht ohne Schnickschnack“, erläutert Kuhn. Von Anfang an habe man auf eine saubere Stilistik geachtet. Das betrifft Schuhwerk (für die Frauen flache Halbschuhe, Highheels gehen gar nicht) und Strümpfe (blickdicht, schwarz oder weiß) und andere Details wie Schmuck oder Make up.

Das Erscheinungsbild der Gruppe aus Auggen habe sofort das Wohlwollen des sehr auf historische Vorbilder achtenden „Bund Heimat und Volksleben“ (BHV) geweckt, berichtet Kuhn. Der Antrag der Auggener auf Aufnahme in diesen Dachverband mit seinen 200 Mitgliedsvereinen war deswegen sofort bewilligt worden. Ein finanzieller Kraftakt sei die Vereinsgründung damals gewesen. Über 10 000 Mark hatte man gebraucht, das Regierungspräsidium gab einen Zuschuss in Höhe von 2300 Mark.

Die Markgräfler Festtagstracht wurde erst ab der Konfirmation getragen. Kindertrachten sind nicht überliefert. Aber man sollte sich ja früh um Nachwuchs kümmern und der Jugend das Trachtentragen schmackhaft machen. Die blauen Röckchen mit schwarzen Satinbordüren und gestickten Leibchen, mit denen die zehn Mädchen der Trachtengruppe das Gesamtbild bereichern, sind von Julius Kibiger (1903-1983) entworfen worden, dem Heimatmaler, dem die Brauchtumspflege sehr am Herzen lag und der lange Zeit in Auggen gelebt hatte.

Präsent ist die Trachtengruppe unter anderem beim Auggener Winzerfest, wo der Verein den Ausschank bei der Weinprobe übernimmt. Dazu kommen verschiedene kirchliche und weltliche Anlässe im Dorf sowie die Teilnahme an Trachtenumzügen auswärts.

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