Von Claudia Bötsch Bad Bellingen. Wo drückt der Schuh" Mit welchen Herausforderungen und Problemen sind Bad Bellinger Hoteliers konfrontiert" Das wollte der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Lusche bei seinem Besuch im Kurort erfahren, wo er im Rahmen seiner „Sommertour“ Station machte. In diesem Jahr ist Lusche unter dem Themenschwerpunkt „Ländlicher Raum“ in seinem Wahlkreis unterwegs. „Zahlen sind wichtig, aber nur eine Seite der Medaille“, meinte Lusche. Genauso wichtig sei es, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen, um ein Gespür für deren Anliegen und Nöte zu bekommen. Für einen solchen „Erfahrungs- und Stimmungsbericht“ traf er sich mit Marina Koehly, der kommissarischen Vorsitzenden des Touristik-, Hotel- und Gewerbevereins und Inhaberin des Aparthotels Badblick. Beim Gespräch dabei waren außerdem CDU-Gemeinderätin und Bürgermeister-Stellvertreterin Monika Morath und Hansjörg Isele, Vorsitzender der CDU-Senioren-Union Bad Bellingen. Im Zuge der Gesundheitsreformen in den vergangenen Jahrzehnten haben sich Tourismus und Gästestruktur in Bad Bellingen stark gewandelt. „Früher hatten wir die Kurgäste und somit einen festen Kundenstamm. Werbung und Marketing hat es damals nicht gebraucht – das ist heute anders“, machte Koehly deutlich. Den klassischen Kurgast gebe es schon lange nicht mehr, meinte Morath, die Kundschaft sei heute eine andere, was von den Anbietern ein Umdenken erfordere. Damit einher geht auch der Trend zu immer kürzeren Verweildauern, wie es hieß. Der Gast an sich sei heute anspruchsvoller, vor allem junge Leute haben gewisse Erwartungen, was das Angebot angeht, so Koehly. Sie selbst hat ihren Betrieb den veränderten Gegebenheiten angepasst und kräftig investiert. Vor drei Jahren hat sie ihr Aparthotel komplett neu eingerichtet, ein Jahr später hat sie das Nachbarhaus übernommen und eine neue Wellness-Abteilung eingerichtet. Die Vergrößerung des familiengeführten Betriebs habe sie „viele schlaflose Nächte gekostet“ – bereut habe sie diesen Schritt aber nie. „Es hat sich gelohnt, das Risiko einzugehen“, so Koehly. Das Wellness-Angebot werde sehr gut angenommen, weshalb schon wieder erweitert werden soll. „Wenn Angebot und Marketing stimmen, dann kommen auch die Gäste“, ist sie überzeugt. Bei ihr laufen inzwischen übrigens die meisten Buchungen übers Internet, „ohne das heute gar nichts mehr geht“. Ein großes Problem ihrer Branche sei es, gutes Personal zu finden, gab sie an den Landtagsabgeordneten weiter. Wünschen würde sich Koehly „mehr Flair“ im Kurort. Sie vermisst für ihre Gäste mehr attraktive Angebote an Infrastruktur und Einzelhandel, zum Beispiel ein schmuckes Souvenirgeschäft. Wichtig sei hier vor allem eine Belebung der Rheinstraße, unterstrich auch Monika Morath. Von Vorteil wäre für den Kurort auch, wenn ein neues, größeres Hotel eröffnen würde, meinte die CDU-Rätin. Das wäre für die Bekanntheit des Orts insgesamt von Vorteil. Zumal ein Vier-Sterne-Hotel auch keine Konkurrenz für die anderen Häuser darstelle, war man sich beim Gespräch einig. Darüber hinaus fehle es in Bad Bellingen an einem großen Hotel, das über entsprechende Kapazitäten verfüge und beispielsweise für Tagungen genutzt werden und Busreisen annehmen könne. Wichtig sei für Bad Bellingen, wettbewerbsfähig zu bleiben, meinte Koehly. Zumal die Konkurrenz wachse: „Noch bis vor zwei, drei Jahren waren die Bad Bellinger Hotels und Pensionen locker ausgebucht, als Messe in Basel war.“ Zwischenzeitlich füllten sich die Hotels wesentlich später. Hier mache sich bemerkbar, dass in Basel viel gebaut worden sei. Statt Konkurrenzdenken setzt Koehly auf Zusammenarbeit und Miteinander der Hoteliers. Sie würde sich freuen, wenn eine Struktur entstünde, die es ermögliche, „gemeinsam Synergieeffekte zu heben“. Das Thema Betriebsnachfolge sei in einigen Häusern aktuell, oft sei die nachfolgende Generation nicht mehr bereit, Pension oder Hotel weiterzuführen, war beim Gespräch zu erfahren. „Die Älteren lassen den Betrieb dann auslaufen“, meinte Monika Morath, die damit auch auf gewisse Investitionsstaus verwies. Sehr positiv sieht Koehly die Trennung von Thermenleitung und Ortsmarketing bei der Geschäftsführung der Bade- und Kurverwaltung: „Sie war sehr gut und unbedingt notwendig“.