Von Jutta Schütz Bad Bellingen. Der Regionalexpresshalt in Bad Bellingen hat realistisch betrachtet nur eine Chance, wenn sich die Gemeinde finanziell an den Kosten von 40 000 bis 50 000 Euro jährlich beteiligt. Der Gemeinderat fasste am Montagabend einstimmig einen entsprechenden Grundsatzbeschluss, der dem Landesministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) mitgeteilt wird. Bekanntlich kämpfen viele Gemeinden an der Bahnstrecke zwischen Basel und Freiburg um einen regulären 30-Minuten-Takt auch außerhalb der Berufszeiten morgens und abends. Der Gemeinderat Bad Bellingen hat dies zum letzten Mal in der Gemeinderatssitzung im März so gefordert. Anstelle des regulären Halb-Stunden-Taktes aber hat das MVI als Alternative einen Regionalexpress auf der alten Rheintalstrecke zwischen Basel und Freiburg in Aussicht gestellt. Hier gelten aber nur die Haltestellen in Weil am Rhein, Müllheim und Bad Krozingen als gesichert. Insbesondere Berufspendler, die nicht in diesen größeren Gemeinden leben, sind bei der Variante Regionalexpress weiter auf das Auto angewiesen, um zu den Park’n’Ride-Parkplätzen zu kommen. „Es gibt doch schon den ICE, der schnell zwischen Freiburg und Basel unterwegs ist – wir brauchen für Pendler, Schüler, Gäste und Touristen eine S-Bahn, die überall an der Strecke hält“, argumentiert nicht nur Bürgermeister Christoph Hoffmann schon lange. Jetzt heißt es wohl, in den sauren Apfel beißen, wenn der Regionalexpress Vorzug vor einer S-Bahn erhält und nicht an Bad Bellingen vorbeifahren soll. Außerdem fordern die Gemeinden Schallstadt und Heitersheim einen Halt. Ohne eine Kostenbeteiligung der Kommunen in genannter Höhe funktioniere ein zusätzlicher Bahnhalt in diesen Gemeinden aber wohl nicht, laute die Auskunft von MdL Josha Frey (Grüne), wie im Rat mitgeteilt wurde. „Unserer Ansicht nach ist das aber gut angelegtes Geld, ein Regionalexpresshalt wäre ein Turbolader für den Ort“, so Bürgermeister Hoffmann im Gemeinderat. Der Service für Bürger und Gäste würde sich schlagartig verbessern; der Kurort würde für Gäste, Einwohner und Zuzügler noch attraktiver. Pendler aus den umliegenden kleineren Ortschaften könnten Bad Bellingen als Bahnhofshalt anfahren. „Die Zukunftsfähigkeit des Ortes würde sich definitiv verbessern“, so Hoffmann. Wünschenswert wäre für den Rat auch, dabei eine Beteiligung des Landkreises an den Kosten anzustreben. „Der unterstützt ja auch die Buslinien im Öffentlichen Nahverkehr; es wäre also nur fair, wenn auch die Kosten für einen Bahnhalt mitgetragen würden, da im Rheintal die Bahn viele Buslinien ersetzt“, meinte Hoffmann. Die Gemeinderäte stimmten den Argumenten des Bürgermeisters zu und unterstützen eine mögliche finanzielle Beteiligung am Regionalexpress-Bahnhalt. Damit sind sie auf einer Linie mit Gemeinderäten im Umland, beispielsweise im Kandertal, deren Kommunen einen dichter vertakteten Linienbusverkehr nach Lörrach und Weil finanziell mittragen. Die Fahrgast-zahlen hätten im Kandertal bereits aufgrund der viel besseren Vertaktung deutlich zugenommen.