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Bad Bellingen Café mit Sprachunterricht

Ines Bode
Jeden Donnerstag findet der Sprachkurs im ehemaligen Marienheim statt – die Förderung wird seit einem Jahr vom Verein „Samuel Koch und Freunde“ getragen. Foto: Ines Bode

Jeden Donnerstag öffnet im ehemaligen Marienheim ein „Nachbarschaftscafé“, zu dem die Öffentlichkeit eingeladen ist. Eigentlich war der Zeitpunkt dem Sprachkurs vorbehalten. Da die staatliche Förderung jedoch nach einem Jahr auslief, wurde daraus kurzerhand besagtes Café – mit Sprachunterricht.

Eine Fremdsprache kann auch einfach sein: Rose heißt Rosa in der Ukraine und Clematis heißt Klematis, des lateinischen Ursprungs wegen. Vor zwei Jahren brach der Krieg in der Ukraine aus, seitdem leben Menschen aus dem Kriegsgebiet in Bamlach.

Zum jüngsten Treff findet sich wie so oft ein örtlicher Stammgast und die neue Helferin Jana Gigler ein. „Die Marion“ habe sie angesprochen, und nun sei sie da, um gleich behilflich zu sein. Marion Koch vom Verein „Samuel Koch und Freunde“ ist es auch zu verdanken, dass der Sprachkurs für die Bewohner, wie man hier sagt, weiter geht. Der Verein trägt die Kosten für „unsere super Lehrerin“ Stephanie Mörchen, sagt Koch.

Frühlingsgarten

Gerade geht es im Kurs darum, im Frühling einen Garten anzulegen. Was da alles blühen könnte: Rosen und Clematis schlägt eine „Oma“ vor. Schließlich soll es der Oma-Garten werden. Die Älteren tun sich schwer mit der neuen Sprache, berichtet Doro Willin. Sie kümmert sich um vieles, und nimmt der Sprachförderin einen Teil ab. Während es bei Steffi Mörchen um die hohe Schule geht, kommen am Tisch nebenan noch die Hände zum Einsatz. Mit Gesten kann man sich bekanntlich auch unterhalten. Nachdem die Blumensorten geklärt sind, teils in Muttersprache, pocht Willin auf die deutsche Verständigung.

„Unsere gute Seele“, sagt Marion Koch. Nach gut zwei Jahren kennt hier jeder jeden. Am 24. Februar 2022 fand der russische Angriff auf die Ukraine statt, und in der zweiten Märzwoche trafen erste Flüchtlinge ein. Rund 40 sind es insgesamt, etwa die Hälfte lebt mit einer Behinderung. Die meisten sind zum Kurs mit Tee, Kaffee und Keksen anwesend. Ein Teil arbeite laut Koch bereits im Ort, in Bad Bellingen und Rheinweiler. Ein Job bedeute, im Alltag deutsch zu lernen.

Die Jüngeren sprechen englisch und die mittlere Altersgruppe könne sich schon recht gut auf Deutsch verständigen. Dabei wollen viele zurück, auch die Jungen, sagt Koch. Mit der erlernten deutschen Sprache lasse sich in der Heimat viel anfangen. Vorerst hier eine Arbeit zu finden und die Sprache zu lernen, das steht hoch im Kurs, wie die Eingangsfrage bewies.

Willin erkundigte sich bei jedem nach einem Wunsch. Eine Bewohnerin wünscht sich ein gutes Miteinander. „Das ist ein Traum“, ruft eine Frau scherzhaft. Sprachlich ist sie recht fit, zudem kümmert sie sich im Haus. Es sei grad nicht einfach, erzählt Marion Koch. Im dritten Stock stehen Eimer und Behälter, weil es an zwei Stellen im Flur durchregnet. Das 50 Jahre alte Dach ist an mehreren Stellen undicht. Bürgermeister Carsten Vogelpohl wisse Bescheid. Wenn repariert werde, bitte nur in Abschnitten, andernfalls müssten zwanzig Bewohner umziehen, so der Wunsch Kochs. Betroffen wären Mütter und Kinder. Die Männer im Haus, einige sitzen wegen zwei amputierter Beine im Rollstuhl, hören den ganzen Tag Nachrichten.

Die Sprache kommt auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. Sein Tod löste große Betroffenheit aus. Gleichwohl sei seine „Sandwich“-Aussage zur Krim noch in den Köpfen. Es ging um die Annexion der umworbenen Halbinsel Krim durch Russland, für viele Ursprung des Krieges.

Hilfslieferung in Ukraine

Marion Koch erzählt eine Begebenheit: Ihr Sohn Jonathan arbeite als Physiotherapeuth in der Berliner Charité. Er habe Nawalny 2020 behandelt, nachdem dieser den gefährlichen Giftanschlag erlitt. Trotz der aktuellen Lage, plane die ausgebildete Krankenschwester eine Tour in die Ukraine. Schon jetzt bittet sie die Öffentlichkeit, Dinge wie angebrochene Flüssigseife oder Salbe ins Marienheim zu bringen, statt wegzuwerfen.

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