Bad Bellingen Erhoffte Entlastung für den Pfarrer gibt es nicht

Weiler Zeitung
Dekanin Bärbel Schäfer verteidigte die knappe Personalpolitik im Pfarrbezirk Bad Bellingen, Hertingen und Blansingen, Welmlingen, Kleinkems. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Visitation: Unmut bei evangelischer Gemeinde / Dekanin Schäfer: Stellenschlüssel entspricht Maßgaben

Bad Bellingen (mao). Große Hoffnungen legten die evangelischen Christen in die vom Kirchenbezirk angeregte Visitation im seelsorgerischen Bezirk von Pfarrer Donner. Einiges soll nun tatsächlich angestoßen werden, doch Defizite werden bleiben. Die Kirchenmitglieder äußerten am Sonntag im Gottesdienst recht offen ihren Unmut.

Ein Pfarrer, drei Kirchengemeinden mit insgesamt sechs Ortschaften: Das ist mehr als nur ein Vollzeitjob, sind sich die Kirchengemeinderäte sicher. Bad Bellingens Altbürgermeister Eberhard Stotz sprach es offen an: Pfarrer in Baden würden durchschnittlich eine 64 Stunden-Woche schieben, betreuten im Durchschnitt 2144 Gläubige, während im bundesdeutschen Durchschnitt ein Pfarrer lediglich 1684 Kirchenmitglieder betreue. „Bleibt da noch Raum für eine individuelle Seelsorge?“, fragte Stotz an die Adresse von Dekanin Bärbel Schäfer.

Auch andere Gläubige hakten nach. „Diese Frage bewegt uns alle“, sagte eine Hertingerin, und ihr Mann unterstützend: „Wir fühlen uns als Ehrenamtliche alleingelassen“.

Doch die erhoffte Hilfe vom Kirchenbezirk für die allgegenwärtige Überlastung des Pfarrers gab es nicht. Auch der eindringlichen Bitte der Kirchengemeinderäte, das Pfarramtssekretariat im Stundendeputat aufzustocken, wurde nicht entsprochen. Vielmehr wolle das Dekanat helfen, verwaltungstechnische Arbeitsabläufe im Büro zu optimieren, nur soviel sicherte Schäfer zu.

Den Pfarrern riet sie, „nicht mehr als 45 bis 50 Stunden zu arbeiten“, sich einen festen freien Tag in der Woche und auch ganze freie Wochenenden zu nehmen. Grundsätzlich gelte, dass jeder Pfarrer sich seine Arbeitszeit frei einteile, „da habe ich keinen Einfluss darauf“, sagte Schäfer.

In allen drei Kirchengemeinden wird Pfarrer Donner überaus geschätzt, und man leidet darunter, dass der Seelsorger nicht noch etwas mehr beansprucht werden kann. Einen Diakon wünschte man sich deshalb bei der Gemeindeversammlung zurück, die dem aufopferungsvoll arbeitenden Pfarrer den Rücken etwas frei hält, oder zumindest die stundenweise Aufstockung im Pfarramtssekretariat. Beides lehnte Schäfer im Namen des Kirchenbezirks ab. Der Stellenschlüssel entspreche den Maßgaben.

Unverständlich, wo doch aktuell die Kirchensteuer sprudelten, wie Eberhard Stotz anmerkte. Das tun sie tatsächlich, räumte Schäfer an. Der aktuelle Geldsegen würde allerdings in die Pensionsrückstellungen der Kirchenbediensteten fließen.

So blieb am Sonntag am Ende des Gottesdienstes mit Gemeindeversammlung dann doch bei vielen Kirchgängern ein etwas flaues Gefühl. Die Basis der Gläubigen fühlte sich von den Kirchenoberen nicht wirklich ernst genommen.

Sowohl Kirchengemeinderäte, als auch Pfarramtsverwaltung und Pfarrer bekommen keine Entlastung.

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