^ Bad Bellingen: Hilfe ist nicht unbegrenzt - Bad Bellingen - Verlagshaus Jaumann

Bad Bellingen Hilfe ist nicht unbegrenzt

Weiler Zeitung
Viele Bürger nutzten die Gelegenheit, sich im Kurhaus über die aktuelle Situation zu informieren. Foto: Sarah Trinler Foto: Weiler Zeitung

Info: Bad Bellingen stellt sich der Flüchtlingsfrage / Bürgermeister fordert Begrenzung

Von Sarah Trinler

„Wir schaffen das“, war der Tenor der Informationsveranstaltung zu Flüchtlingen am Mittwochabend im Kurhaus. Bürgermeister Christoph Hoffmann rief zu Zusammenhalt auf, betonte aber auch mehrfach, dass die Hilfeleistung von Bürgern nicht unbegrenzt möglich sei.

Bad Bellingen. Es sei ein Thema, das viele Menschen berührt – deshalb war es Christoph Hoffmann ein großes Anliegen, die Bürger Bad Bellingens auf den neuesten Stand zu bringen. Zudem rückte Hoffmann die große Bedeutung einer schnellen Integration in den Fokus: „Darauf kommt es nun an.“

Der Bürgermeister erzählte, wie er Landrätin Marion Dammann in einem Gespräch gefragt hatte, wer denn nun die Sozialbetreuung der vielen Flüchtlinge übernehmen würde. „Zum größten Teil die ehrenamtlichen Helfer“, soll sie zum Erstaunen des Bürgermeisters gesagt haben. „Wir können helfen, aber eine unbegrenzte Hilfe ist uns nicht möglich“, betonte Hoffmann, dem die „extreme Dynamik“ der Flüchtlingswelle nicht geheuer ist.

Deutschlandweit komme auf 100 Flüchtlinge ein Sozialbetreuer. „Das ist definitiv zu wenig“, sagte Hoffmann. Die Gemeinde Bad Bellingen habe daher sechs Personen eingestellt (in Teilzeit), die für die Eingliederung zuständig sind. Und natürlich appellierte er an die Bürger, sich zu engagieren und Respekt für andere Meinungen zu haben. „Wir brauchen eine gesunde Mitte.“ Unterstützung bekam er von FDP-Landtagskandidat Manuel Karcher: „Integration beginnt bei uns Menschen, die Politik kann nur die Rahmenbedingungen schaffen.“

In Bad Bellingen sind derzeit 46 Personen in Anschluss- oder Gemeinschaftsunterkünften (Hertingen, Rheinweiler, Bad Bellingen) untergebracht. In der jüngsten Gemeinderatssitzung war der geplante Sozialwohnungsbau auf dem Tennisplatz in Rheinweiler Thema (wir berichteten). Auf 1 000 Quadratmetern Wohnfläche soll dort Platz für 75 Personen entstehen. Damit reagiert die Gemeinde auf die aktuellen Prognosen, nach denen Ende 2017 120 bis 200 Flüchtlinge in Bad Bellingen leben sollen.

„Natürlich legen diese Menschen ihre Kultur an der Grenze nicht ab“, sagte Hoffmann, weshalb eine schnelle Wertevermittlung besonders wichtig sei. Bellingens Bürgermeister vermisst allerdings die Unterstützung des Bundes, die Kommunen würden allein dastehen. Eine gewisse Überforderung sei daher ganz normal.

Helferkreis wehrt sich gegen „zynisches Denken“

In Bad Bellingen hat sich schon vor Ankunft der ersten Flüchtlinge ein Helferkreis gebildet, was Hoffmann als gutes Signal auffasste. Viele von ihnen waren auch zur Informationsveranstaltung gekommen, um dem „dunklen Blick“ auf das Thema und dem „zynischen Denken“ mancher Bürger entgegenzutreten. „Auch wir lernen", sagte eine Frau aus dem Helferkreis und erzählte von schönen Erlebnissen, die sie mit den Flüchtlingen hatte. „Niemand in der Welt verlässt freiwillig und ohne große Not seine Heimat“, sagte eine Frau, die Deutschkurse gibt.

Christoph Hoffmann lobte den Optimismus der Helfer, doch betonte erneut, dass Hilfe nicht unbegrenzt möglich sei. Gerade die ärztliche Versorgung könne noch ein echtes Problem werden. „In Bad Bellingen fehlt sowieso ein Hausarzt“, sagte Hoffmann. Schule und Kindergarten hätten derzeit Kapazitäten für je fünf Kinder. „Wir bekommen irgendwann ein Raumproblem.“

Doch die Krise müsse auch als Chance gesehen werden, gerade im Hinblick auf die „hoffnungslose Überalterung der Gesellschaft“. „Für die Situation, die wir nun haben, sind die Bundespolitiker verantwortlich, nicht wir, die hier sitzen“, betonte der Bürgermeister. Wichtig sei es nun, zusammenzuhalten und miteinander zu sprechen.

Eher zurückhaltend war jedoch die Reaktion der Bürger an diesem Abend. Nur wenige kritische Stimmen kamen auf, was eine Frau aus dem Helferkreis zum Anlass nahm, auch diesen einen Raum zu geben. Viele Bürger Bellingens hätten Ängste und Sorgen, die man nicht vergessen dürfte. „Es ist ganz menschlich, dass man vor etwas Fremden erst einmal Angst hat“, sagte Hoffmann, „doch wir werden uns der Herausforderung stellen“.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading