Von Claudia Bötsch Bad Bellingen. „Ich bin angekommen“, sagt Jean Sebastian Esser, der vor 100 Tagen sein Amt als Bad Bellinger Kurdirektor angetreten hat. Der Wechsel von der Metropole Berlin, wo er beim Deutschen Heilbäderverband als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig war, sei ihm nicht schwer gefallen, meint er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die ersten drei Monate hat der 28-Jährige eine ausgiebige Vorstellungsrunde absolviert. So hat er in den 100 Tagen über 50 Leistungsträger – Hoteliers, Gastronomen, Unternehmer und Kollegen aus der Tourismusbranche – getroffen. Dabei wurde auch über mögliche gemeinsame Aktivitäten gesprochen. „Präsenz“ zu zeigen sieht der neue Kurdirektor auch künftig als wichtigen Bestandteil seines Amts bei der Bade- und Kurverwaltung (BuK) an. Mit Leistungsträgern Grundlage für neue Strategie schaffen Der zentrale Auftrag von Esser lautet: das Ortsmarketing stärken und die Übernachtungszahlen steigern. Die dafür nötige Strategie will er indes nicht allein im stillen Kämmerlein ausbrüten, vielmehr soll gemeinsam mit den Leistungsträgern die Grundlage für ein nachhaltiges Konzept geschaffen werden. Dazu ist im September ein Workshop geplant, der Hoteliers, Pensionsbesitzer und Gastronomen an einem Tisch versammelt. Dabei wird es unter anderem um den Aspekt Zielgruppen und deren Ansprache gehen und die zentrale Frage: „Wo wollen wir hin"“ Esser: „Dieser Workshop soll die Grundlage für meine Amtszeit bilden. Meine Aufgabe wird es dann sein, die entsprechende Vermarktungsstrategie zu erarbeiten und auf dieser Grundlage neue Produkte auszuwählen“, erläutert der Kurdirektor, für den es essenziell ist, die Leistungsträger miteinzubinden. „Denn es ist wichtig, dass alle in einem Boot sitzen“. Schließlich soll eine Strategie für die nächsten Jahre entwickelt werden. In den Blick nimmt der neue Kurdirektor auch die Veranstaltungen der Bade- und Kurverwaltung. Er sei auch schon sehr gespannt, beispielsweise auf Lichterfest und Rotweinnacht. Zunächst wolle er sich ein Bild von allem machen, um dann das Konzept zu überdenken. Dabei macht er aber auch deutlich: „Was gut ist, soll auch so bleiben.“ Erstmals stattgefunden hat ein Arbeitskreis Gastronomie und Wein, der zum Austausch diente. Es wurde über Probleme geredet, zudem wurden aber auch konkrete Ideen gesammelt. Im November soll der Arbeitskreis erneut tagen. Ziel ist es, gemeinsam ein Programm beziehungsweise Pauschalen für den Vertrieb zu erarbeiten. Genügend Ideen im Kopf – es soll aber keine Schnellschüsse geben Zum Thema Wein wurden bereits drei Führungen mit einem Winzer entwickelt, die jetzt als Testballon starten sollen, berichtet Esser. Eine heißt: „Mit dem Winzer im Weinberg für Anfänger“, eine weitere Veranstaltung vergleicht Markgräfler mit internationalen Weinen. Darüber hinaus soll es eine Führung für Kinder geben, bei der die Kleinen verschiedene Säfte probieren können. Ins Leben gerufen wurde auch ein Arbeitskreis Gesundheit, der im September tagen soll. Dabei wird unter anderem auch diskutiert werden, ob der Termin für den Bad Bellinger Gesundheitstag zu einem früheren Datum im Jahr stattfinden soll. Handlungsbedarf, was die Übernachtungszahlen angeht, besteht vor allem in den Wintermonaten, denn Januar und Februar sind die belegungsschwächsten Monate des Jahres. „Beim Winterprogramm muss sich definitiv etwas bewegen“, bestätigt Esser. Er habe auch genügend Ideen im Kopf. „Ich will aber keine Schnellschüsse“, machte er in diesem Zusammenhang deutlich. Generell wichtig sei für den neuen Kurdirektor, das „Wir-Gefühl“ im Ort zu stärken. Einen Beitrag soll auch der Blumenschmuck-Wettbewerb leisten – neben der Verschönerung des Orts –, zu dessen Premiere sich zwölf Bürger angemeldet haben. Einen regen Austausch pflege der neue Kurdirektor mit Doris Räuber, die Anfang des Jahres die Thermenleitung übernommen hat und mit Jean Sebastian Esser die neue Doppelspitze der BuK bildet. „Wir sind täglich in Kontakt und haben einmal pro Woche ein festes Treffen und tauschen uns aus.“ Dem Kurdirektor ist generell an einem guten und breiten Informationsfluss innerhalb der BuK gelegen. Seine Freizeit hat Jean Sebastian Esser in den vergangenen 100 Tagen übrigens auch vielfach im Sinne seines neuen Jobs gestaltet: „Ich habe an den Wochenenden sehr viele Touren gemacht, um die Region kennenzulernen. Und weil ich wissen wollte, was unsere Gäste alles machen können.“ Außerdem nutzt er seine freie Zeit für Sport. Esser geht gerne joggen und Radfahren. Die Großstadt fehle ihm jedenfalls nicht. Er schätze vor allem die Ruhe auf dem Land. Schließlich sei er in einem 1800-Seelen-Ort bei Bonn aufgewachsen und dörfliche Strukturen gewohnt.