Bad Bellingen Ohne Übergewicht in den Süden

Weiler Zeitung

Polizeiaktion „Sicher in den Urlaub“ an der Autobahnraststätte Bad Bellingen / Crashtests im Selbstversuch

Von Jutta Schütz

Bad Bellingen. Einige Autofahrer rollen gleich freiwillig auf die Autowaage zu, andere lassen sich von den Polizisten Markus Rietsche und Jürgen Böcherer überzeugen, ein paar Fahrer betrachten die Aktion „Sicher in den Urlaub“ an der Autobahnraststätte Bad Bellingen erst mal mit Misstrauen. Dabei werden auch bei überladenen Fahrzeugen keine Strafzettel vergeben, vielmehr gibt es gute Tipps.

Rietsche, Böcherer, Polizeihauptkommissar Peter Veeser und weitere Kollegen der Freiburger Polizei haben am Samstag vor den Pfingstferien viel zu tun: An der Tankstelle sprechen sie Reisende an, die mit Wohnwagen, vollen Kombikofferräumen, kleinen und großen Anhängern oder mit Wohnmobilen ganz offensichtlich auf dem Weg in den Süden sind. Die deutsche Polizei ist dabei nicht allein. Am Raststätteneingang steht die Basler Kantonspolizei mit einer großen Karte, die die wichtigsten Verkehrsrouten aufzeigt – samt Ausweichmöglichkeiten etwa für den Gotthard, wo schon morgens um 8 Uhr der erste Megastau von 13 Kilometern zu verzeichnen ist.

Der Malteser Hilfsdienst aus Freiburg bietet Blutdruckmessungen und Blutzuckertests für die Reisenden an. Der ADAC ist mit Kindersitzen unterschiedlicher Größen vor Ort. ADAC-Beraterin Susanne Wegert, die gerade den kleinsten Babysitz an einer Größenmessstation vorbeibalanciert, an der zwei Grundschüler gegenseitig mit flacher Handkante ihre aktuelle Größe ermitteln, hat sofort Publikum. Eltern, die vorbeikommen, vergleichen ihre Kindersitze mit den modernen des ADAC. „Jedes Jahr gibt es Verbesserungen bei den Sitzen – nur, wie man drei Kindersitze auf einer normalen Autorückbank nebeneinander bequem befestigen soll, da hat die Autoindustrie noch gar nicht drüber nachgedacht“, ärgert sich ein Vater.

Manfred Ziegler von der Kreisverkehrswacht, der an seinem Infostand Seh- und Reaktionstests anbietet, macht einer Ehefrau Mut teilzunehmen. „Frauen reagieren meist besser als Männer“, witzelt er. Prompt bekommt er Recht – die Frau, sonst meist die Beifahrerin, gewinnt. „Jetzt hat sie Oberwasser“, schmunzelt der Ehemann.

Mit Tempo 30 im Schlitten vor die Wand

Vor dem Wagen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) ballt sich ein Grüppchen Urlauber. Keiner aber traut sich so recht, zuerst zu testen, was dort angeboten wird: Im DVR-Wagen kann man sich, korrekt angeschnallt auf einem Autositz, der auf eine Art Schlitten montiert ist, mit bis zu 30 Kilometern pro Stunde vor eine Wand fahren lassen. Freddy Wiesner vom Verkehrssicherheitsrat erklärt, wie wichtig es ist, den Gurt direkt am Körper anzubringen und nicht über dicke Jacken gespannt. Dirk Höfner aus Heidelberg, unterwegs mit seinen beiden Söhnen, fasst sich ein Herz und klettert auf den Sitz. „Anschnallen, alles so einstellen, dass Sie nicht mit komplett gestreckten Armen und Beinen hinterm Steuer sitzen – denn dann bricht man sich beim Aufprall viel eher was – und los geht’s“, so Wiesner. Der Schlitten nimmt rasant Fahrt auf und es knallt beim Aufprall. Höfner ruckt in den Gurt und schätzt das Tempo beim Aufprall auf 25 Stundenkilometer. „Es waren nur neun und Sie sind bei ihrem Gewicht von 80 Kilo mit umgerechnet mehr als 328 Kilo aufgeprallt, bei Tempo 30 wären es 3,1 Tonnen gewesen“, sagt Wiesner. Höfner wird blass um die Nase: „Das macht man sich nicht klar, was für Fliehkräfte da wirken.“

Immer mehr Gespann- und Wohnmobilfahrer wollen derweil ihre Gefährte wiegen lassen. Eine kleine Ausstellung zeigt, was ein Kasten Wasser, eine Gasflasche oder ein Kasten Bier wiegen. Die meisten Urlaubergefährte bringen rund fünf Prozent Übergewicht auf die Waage. „Wiegen lassen kann man sein Urlaubsgefährt vor Antritt der Fahrt übrigens beim TÜV oder gegen einen Obolus an einer Kiesgrube“, geben die Polizisten Tipps. Ab einem Mehr von 20 Prozent an Gewicht kann es richtig teuer werden: „In der Schweiz ist man da schon mal 600 Franken los“, heißt es.

Eine Familie aus Nordbaden liegt genau „auf Punkt“. „Das stimmt ja bis aufs Komma. Wahnsinn, “ staunt Rietsche. „Yeah, wir sind einfach topp im Packen“, freuen sich die Mutter und ihre Söhne und recken die Arme in Siegerpose in die Luft.

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