Von Claudia Bötsch Bad Bellingen. Mit einem Festakt hat die Gemeinde am Wochenende die Entdeckung des Thermalwassers in Bad Bellingen gefeiert (wir berichteten). Unter den Gästen der Jubiläumsveranstaltung „60 Jahre Markusquelle“ waren auch drei, die an die Zeit noch besondere Erinnerungen knüpfen. Sie haben damals selbst zu Schaufel und Pickel gegriffen, als 1957 in dem Ort das erste provisorische Badebecken gebaut wurde: Franz Höferlin (83 Jahre) sowie Edgar Wihler und Manfred Schladerer (75 Jahre). „Mir hen damals ganz schön gschuffelt“, erinnern sich die Zeitzeugen. Das erste Thermalwasser der von der Gemeinde wieder erschlossenen Quelle wurde bekanntlich in einem Bottich aufgefangen. Darin haben die Bellinger Bürger in der kalten Nacht vom 28. November auch ihr erstes Bad im warmen Nass genossen. Der Bottich blieb den ganzen Winter 1956/57 hindurch als erstes „Badebecken“ stehen. Allerdings bot er höchstens fünf Badegästen Platz. Um dem Ansturm der Badelustigen entsprechen zu können, wurde im Frühjahr eine Grube im Kies ausgehoben und mit Brettern ausgeschlagen: das erste „Bewegungsbecken“ entstand. Das Vorhaben wurde dank der Unterstützung der Bürger umgesetzt, sie packten kräftig mit an. Zudem unterstützten viele die Gemeinde später auch finanziell, die selbst sehr klamm war. Dem Bau vorausgegangen war kurz vor Weihnachten 1956 eine Bürgerversammlung in Bellingen. Bei dieser hatten die Anwesenden den Vorschlägen von Bürgermeister Markus Ruf und des Gemeinderats zugestimmt, ein Badeprovisorium zu errichten und die Quelle wirtschaftlich zu nutzen. Die Zeitzeugen erinnern sich noch an den Aufruf der Gemeinde an die Bürger, sich ehrenamtlich beim Bau zu engagieren. „Alle, die konnten, sollten mithelfen.“ Franz Höferlin war damals 23 Jahre alt. Edgar Wihler und Manfred Schladerer waren beide 15 und Schulkameraden. Das Holzschalenbad hatte zunächst eine Fläche von vier mal vier Metern, bevor es auf vier mal acht Meter erweitert wurde. Die Anfänge des Badebetriebs waren noch sehr spartanisch: Aufgestellte Schilfmatten dienten als Umkleideräume. Schon im August 1957 wurde indes ein „richtiges“ auszementiertes Badebecken in Betrieb genommen, mit einer Breite von 12,5 Metern und 25 Metern Länge. Beim Jubiläumsabend jetzt am Samstagabend stand der 75-jährige Schladerer übrigens als Mitglied des Musikvereins Bad Bellingen auf der Bühne, der den Abend musikalisch umrahmte. Schladerer ist der älteste aktive Musiker des Orchesters und kann im Bellinger Jubiläumsjahr ebenfalls einen „Runden“ feiern. „Ich bin mit 15 Jahren dem Musikverein beigetreten – zur Zeit der Quellerschließung – und damit schon seit 60 Jahren Mitglied.“ In seine Jugendzeit fällt auch die Anekdote, die ihn noch heute zum Schmunzeln bringt: Damals, beim gemütlichen Zusammensitzen nach einer Probe, kamen die Musikerkollegen nämlich auf die Idee, einen heimlichen nächtlichen Ausflug ins Bad zu wagen. Besonders Schmunzeln muss der Zuhörer über diesen Bubenstreich, wenn er erfährt, welchen Berufsweg Schladerer später eingeschlagen hat: Er machte eine Ausbildung als medizinischer Bademeister. In der Bad Bellinger Therme war er schließlich 32 Jahre lang, ab 1971, als Bademeister angestellt – bis zu seiner Pensionierung.