Von Claudia Bötsch Bad Bellingen. Die steigende Zahl von Flüchtlingen und Asylbewerbern stellt viele Kommunen vor große Herausforderungen – so auch Bad Bellingen. Der Bürgermeister des Kurorts, Christoph Hoffmann, schlägt nun Alarm. Die Gemeinde stößt bei der Unterbringung der Flüchtlinge mehr und mehr an ihre Grenzen. Im Jahr 2014 wurden Bad Bellingen acht Flüchtlinge zugewiesen, in diesem Jahr sind es 16 Menschen. Für das nächste Jahr rechne der Rathauschef mit über 30 Personen. „Ich weiß nicht, wo ich den Wohnraum hernehmen soll“, so Hoffmann. Die Aufnahmebereitschaft der Bürger halte sich in sehr deutlichen Grenzen. Mehrere Appelle, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, liefen praktisch ins Leere. Hoffmann betont, dass die Bevölkerung deutlich zwischen Bürgerkriegsflüchtlingen und Armutsflüchtlingen differenziere. Davon sei auch die Akzeptanz der Bürger stark abhängig. Der Bürgermeister bemühe sich deshalb auch darum, dass etwa syrische Flüchtlinge nach Bad Bellingen kommen. Praktisch das ganze Jahr 2014 hatte die Verwaltung intensiv nach Wohnungen zur Unterbringung von Flüchtlingen gesucht – allerdings ohne Erfolg (wir berichteten). Zwischenzeitlich kam auch eine Containerlösung aufs Tapet, die jedoch – zumindest vorerst – Anfang des Jahres wieder hinfällig wurde, als doch noch zwei Häuser für die Flüchtlinge aufgetan werden konnten. Die rasant steigenden Flüchtlingszahlen „werden uns alle überfordern“, meint Hoffmann. In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass der Landkreis Lörrach Asylbewerber nun doch auch in Zelten oder Hallen unterbringen wird müssen. Der Rathauschef sieht dringenden Handlungsbedarf. Hoffmann fordert mehr Struktur bei der Flüchtlingshilfe sowie eine ganzheitliche und konzertierte Herangehensweise. Aufgabe der Bundes- und Landesregierung sei es jedoch vor allem auch, „die Dynamik zu brechen“. In diesem Zusammenhang verweist er auf eine mögliche Visumspflicht für Balkan-Flüchtlinge, deren Asylanträge zumeist erfolglos sind. Zudem machte Hoffmann im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich: „Wir brauchen dringend ein Einwanderungsgesetz.“ Der Landkreis Lörrach zahlt Asylbewerbern Prämien, wenn sie das Land freiwillig verlassen. Ausländer, deren Asylantrag keine Chance auf Erfolg hat, erhalten vom Kreis Bargeld, wenn sie den Antrag zurückziehen und freiwillig in ihre Heimat zurückkehren. „Bei uns in Bad Bellingen wurde diese Prämie von den Flüchtlingen rundweg abgelehnt“, sagt Hoffmann. Der Bürgermeister beklagt sich in diesem Zusammenhang auch darüber, dass die Asylverfahren generell zu lange dauerten. Noch sei die Stimmung innerhalb der Bad Bellinger Bevölkerung indes positiv, so Hoffmann. Generell sehe er jedoch die Gefahr, dass die Stimmung kippen könne.