Jahrelang war das kleine Gebäude des Inhalatoriums in der Ortsmitte von Badenweiler trotz seiner zentralen Lage mehr oder weniger unsichtbar. Jetzt wurde es renoviert und ist mit seiner neu gestalteten Außenanlage ein kleines Schmuckstück im Ortsbild geworden. Am Dienstag wurde es der Öffentlichkeit übergeben. Von Dorothee Philipp Badenweiler. Wo früher die Kurgäste durch Inhalieren von Radongas und später, als man dessen schädliche Wirkungen feststellte, von Thermalwasserdämpfen Heilung des Leibes suchten, kann man heute beim Anblick der sprudelnden Brunnenschale im Innern des Gebäudes Heilung und Ruhe für die Seele finden. Drei dezent an der Wand angebrachte Kupferrohre spenden Thermalwasser zum Trinken. Engler: „Hier schlägt das Herz unseres Heilbades“ Das 1912 erbaute Inhalatorium steht direkt über dem Austritt des Quellstollens, der mit einer Schüttung von einer Million Liter Wasser pro Tag die gesamte Thermenlandschaft und etliche private Hotelbetriebe mit dem Stoff versorgt, der Badenweiler seit 2000 Jahren zum begehrten Badeort werden ließ: warmes Thermalwasser. „Hier schlägt das Herz unseres Heilbades“, verkündete Bürgermeister Karl-Eugen Engler stolz bei der Eröffnung der Feierstunde. Seinen eigentlichen Zweck erfüllte das Inhalatorium bis 1999, als es von der ehemals Staatlichen Bäderbetriebsgesellschaft stillgelegt wurde. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte es seitens der Gemeinde schon Vorstöße gegeben, den „vergammelten Zustand“ des Inhalatoriums zu sanieren, was das Land als Eigentümer jedoch nicht als vordringlich ansah, wie Engler berichtete. Für einen symbolischen Euro habe man der Gemeinde die Besitzrechte angeboten. Zehn Jahre der erfolglosen Bemühungen Die Agenda-Bewegung von 2004/2005 brachte die Idee einer musealen Nutzung für Bädergeschichte ins Spiel, dann kam ein Gastrobetrieb und wollte das aparte Rundgebäude als Weinausschank nutzen. Diese Gespräche verliefen aber nach vier Jahren im Sand. Dann habe ein Architekturbüro angefragt, das das Inhalatorium als Eingangsbauwerk für einen Neubau haben wollte, was aber der Gemeinderat 2011 ablehnte. Die zehn Jahre der erfolglosen Bemühungen hätten sehr an seiner Motivation gezehrt, bekannte Engler. Doch auf einmal gab es einen neuen Impuls: Der pensionierte Bauingenieur Irmfried Brendel bot der Gemeinde an, sich mit 200 000 Euro an der Sanierung des Gebäudes zu beteiligen. Bei der „komplexen Konstellation“ der Interessen sei es ein langer und teilweise schwieriger Weg bis zur heutigen Eröffnung gewesen, sagte Engler: Da war zum einen der Eigentümer, vertreten durch das Amt Vermögen und Bau, zum anderen das Bürgerforum Badenweiler, das das Anliegen Brendels unterstützte, sowie die Badenweiler Thermen und Touristik (BTT), die das Thermalwasser für die Cassiopeia-Therme nutzt und nicht zuletzt der Spender, der auch eigene Vorstellungen mitbrachte. Nach einem holprigen Start sei aber dann auch die Bürgerbeteiligung in Gang gekommen, im Dezember 2012 konnte der Schenkungsvertrag unterzeichnet werden. Inzwischen hatten sich die Beteiligten entschlossen, auch die unter dem Inhalatorium installierte, inzwischen rund 80 Jahre alte Wassertechnik grundlegend zu erneuern. So kamen schlussendlich Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro zusammen. Private Spende von 200 000 Euro Nachdem man drei architektonische Entwürfe mit der Bürgerschaft diskutiert hatte, kam das Überlinger Büro Dreiseitl zum Zug, das auch schon Brendel vorgeschlagen und dessen Planentwurf finanziert hatte. Die Aufgangstreppe wurde verbreitert und in der Mitte als Wassertreppe gestaltet, über die Thermalwasser offen nach unten zur Luisenstraße fließt. Das Gebäude wurde innen und außen saniert, die hässlichen Rechteckfenster aus den 1960er Jahren nach Absprache mit dem Denkmalamt durch stilistisch angepasste Rundbogenfenster mit Holzrahmen und -sprossen ersetzt. Eine diffizile Lichttechnik sorgt für ein besonderes Raumgefühl. In der Mitte des Raumes steht eine bronzene Brunnenschale des Metallbildhauers David Fuchs aus dem Bodenseekreis, aus deren Tiefe in unregelmäßigen Abständen und in wechselnder Stärke der Wasserstrahl emporsteigt und über die Ränder in eine zweite, größere Schale fließt.