Von Dorothee Philipp Badenweiler. Seit 1998 hat Badenweiler das kleine, feine Literaturmuseum „Tschechow-Salon“, in dem das Andenken des 1904 im Kurort verstorbenen russischen Schriftstellers gepflegt wird. Jetzt erhält das Museum mit einem neuen Standort im Ortszentrum und mit erweiterter Themenstellung eine bessere öffentliche Präsenz. Die rund 120 Quadratmeter der Tourist-Information im Untergeschoss des Rathauses, die seit April ins Kurhaus umgezogen ist, wurden in Grundriss und Design neu gestaltet und werden derzeit nach modernsten museumspädagogischen Gesichtspunkten eingerichtet. Rund 210 000 Euro wurden dabei investiert, 30 000 Euro davon übernahm das Deutsche Literaturarchiv Marbach, den Rest finanziert die Gemeinde. Am 17. Juli wird die Einweihung mit zahlreichen Ehrengästen, darunter auch eine Delegation aus Russland, gefeiert. Bürgermeister Karl-Eugen Engler erinnerte in einem Mediengespräch gestern an die Anfänge der Tschechow-Kultur in Badenweiler: Bereits 1908 gab es in Badenweiler ein Denkmal für Anton Tschechow, und auch in den Zeiten des Kalten Krieges rissen die kulturpolitischen Kontakte nach Russland nicht ab. Engler würdigte das Engagement des Gemeinderats, der mit der Entscheidung, das neue Museum weitgehend selbst zu finanzieren, kommunale Verantwortung übernehme. Mit der Entscheidung, das Museum aufzuwerten, habe sich der Gemeinderat auch für den Unterhalt und andere Folgekosten entschieden: „Wir werden das Literaturmuseum auch bespielen“, kündigte Engler an und verwies unter anderem auf das regelmäßig in Badenweiler veranstaltete Literaturforum. Das Museum wird auch seinen Namen ändern und soll nach dem Umzug offiziell „Literarisches Museum Badenweiler - Tschechow-Salon“ heißen. Denn neben Tschechow soll auch an rund 25 andere Literaturschaffende erinnert werden, die sich in Badenweiler entweder als temporäre Gäste oder als Einwohner niedergelassen haben. Maßgeblich an der neuen Konzeption und den rund zweijährigen Vorplanungen beteiligt ist der Slawist Heinz Setzer, seit der Gründung des Tschechow-Salons auch dessen Leiter. Das neue Museum wird in vier Abteilungen untergliedert, dabei habe man auf eine zu große Textlastigkeit verzichtet und neue, aussagekräftige Exponate beschafft, informierte Setzer. Eins davon wird gleich am Eingang die Besucher empfangen: Eine über zwei Meter große, künstlerisch komplexe Bronze-Plastik mit einer expressionistischen Porträtbüste Tschechows. Das Kunstwerk ist ein Geschenk der südrussischen Stadt Rostow-am-Don und wurde 2014 an Badenweiler übergeben, wo es seither im Rathaus-Foyer stand. Zu den vier Abteilungen wird auch ein „virtueller Salon“ mit neuen Medien gehören, in dem sich die Besucher interaktiv mit vielen Facetten von Leben und Werk des russischen Großmeisters beschäftigen können. Unter dem Aspekt neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse wird auch die Rolle von Konstantin Stanislawski, des Gründers und Leiters des legendären Moskauer Künstlertheaters beleuchtet, der bei vier Aufenthalten insgesamt 13 Monate in Badenweiler verbracht hatte. „Badenweiler ist schon seit über hundert Jahren eine wichtige kulturelle Brücke nach Russland“, betonte Setzer. Die Neueröffnung ist Teil der Internationalen Tschechow-Woche vom 15. bis 19. Juli in Badenweiler.