Nooteboom beherrscht die „Alchemie, die das Gold der einen in das Gold der anderen Sprache verwandelt“. So hat Nooteboom Krügers Gedicht „Wo ich geboren wurde“, in dem der „Mann mit dem Hasenherz“ von seiner Kindheit und dem Großvater mit dem Glasauge erzählt, ins Holländische übertragen.
Das Publikum im Kuppelsaal durfte beide Versionen hören, die deutsche von Krüger, die holländische von Nooteboom. Solche intensiven Momente sind schwer zu übertreffen.
Und wer war nun der dritte Dichter? Sein Name war Giacomo Leopardi, Nooteboom lässt seinen Protagonisten Krüger im italienischen Städtchen Recanati, Leopardis Geburtsort, auf die Suche gehen, seine Prosa ist kraftvoll wie seine Bilder. Er zeichnet mit wenigen Strichen den Palazzo, in dem Leopardi geboren wurde so plastisch, dass man das Bild in Wikipedia gar nicht mehr braucht, ebenso plastisch ist das Innenleben seiner Figuren und ebenso meisterlich führt er das Phantastische in seine Erzählung ein, wenn Leopardi auf einmal von seinem Denkmalsockel herabsteigt und Krüger zum „Colle dell’ infinito“ lotst, und der Autor feststellt: „Das ist der Vorteil des Totseins, man kommt überall hin“.