Basel Alte Gebäude erstaunen

Die Oberbadische

Kraftwerk und Schleuse werden als Baudenkmäler erkundet

Birsfelden / Niffer (do). Ins grenznahe Ausland führte eine Exkursion der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) anlässlich des Tages des offenen Denkmals. „Handwerk, Technik, Industrie“ hieß das Motto in diesem Jahr, und die beiden Ziele hätten nicht besser dazu passen können: Das Laufwasserkraftwerk in Birsfelden und die Schleuse am Rhein-Rhône-Kanal bei Niffer. Dass die beiden Bauwerke auch Beispiele von Weltklassearchitektur sind, machte den zusätzlichen Reiz des Unternehmens aus: Das Birsfelder Kraftwerk stammt von dem Schweizer Architekten Hans Hofmann, die Schleuse von keinem Geringeren als Le Corbusier.

Vorbereitet und organisiert hatte die Veranstaltung das Müllheimer Ortskuratorium der DSD unter der Leitung von Ortskurator und Architekt Norbert Glockner. Nach ausgiebiger Bewunderung des filigranen Maschinenhauses des Kraftwerks Birsfelden von außen und einer spannenden Einführung durch Anlagenbetreuer Jürgen Rössler ging es direkt in die „heiligen Hallen“, wo der leise, aber kraftvolle Summton nur eine ungefähre Ahnung vermittelt, was da im Untergrund für Kräfte am Werk sind, die 180 000 Haushalte mit Strom versorgen.

Das Maschinenhaus selbst ist innen und außen ein Beispiel für edelstes, zeitloses Design, das aus der technischen Funktion heraus entwickelt wurde. Die riesigen Glasfassaden lassen das Sonnenlicht durchfließen, die Linienführung der Y-förmigen Tragepfeiler, welche die beiden mächtigen Portalkräne im Innenraum halten, erzeugt ein elegantes Spiel mit Licht und Schatten. Zusammen mit dem Bauwerk des Stauwehrs, dessen grüne Türmchen wie aus Eulenaugen in die Landschaft spähen, bildet das Kraftwerksgebäude ein den Rhein überspannendes Ensemble von höchster ästhetischer Ausdruckskraft. Dass heute immer noch 80 bis 90 Prozent der Originalkomponenten der 1950 bis 1954 erbauten Anlage in Betrieb sind, spricht für die Qualität von Planung und Ausführung.

Rössler führte die Besucher auch in die Tiefe, bis man unter der Talsohle des Flusses angekommen war, wo in einem unterirdischen Magazin die riesigen, bis zu zehn Tonnen schweren Eisenwände gelagert werden, die zum Einsatz kommen, wenn eine der Turbinen gewartet und deswegen trocken gelegt werden muss.

Dass an der Einmündung des Rhein-Rhône-Kanals bei Niffer ein Gebäude von Le Corbusier steht, fällt zunächst kaum auf, zumal das gesamte Gelände aus Sicherheitsgründen inzwischen mit einem Zaun umgeben ist. Trotzdem erkennt man beim näheren Hinsehen, dass der kleine Schleusenturm und das Zollgebäude dahinter architektonisch etwas Besonderes sind.

Die Schlichtheit der Linien, die geniale Anordnung der den Raum gliedernden Elemente zeigen deutlich die Handschrift eines Architekten, dessen Bauten Weltruhm erlangt haben. Die Schleuse bei Niffer ist das einzige Bauwerk Le Corbusiers im Elsass. Eine Autostunde weiter steht im burgundischen Ronchamp die berühmte Wallfahrtskapelle Notre-Dame-du-Haut. Ein Kennzeichen von Le Corbusier sei die Anwendung der Skelettbauweise, in der ein Gerippe aus Stahlbetonpfosten das Gebäude stützt. Dadurch werden tragende Wände entbehrlich, und der Architekt kann den Grundriss frei gestalten, erläuterte Ortskurator Glockner.

Bewundernd gingen die Blicke über das wie eine leichte Zeltplane aufgespannte Dach des Zollhauses und am Schleusenturm hinauf. Dessen Erd- und Obergeschoss sind aus zwei versetzten Betonwürfeln gebildet, auf denen das oberste Geschoss in Trapezform aufsitzt. Als schwereloses Element steigt die erschließende Außentreppe in die Höhe. Das Ensemble steht zwar seit 2005 unter Denkmalschutz, aber der Zahn der Zeit hat gewaltig an der Betonkonstruktion genagt, zumal die beiden Gebäude nicht mehr in Betrieb sind: Die Schleuse selbst, durch die nur noch hin und wieder Freizeitboote fahren, wird ferngesteuert. Der eigentliche Schleusenbetrieb für größere Schiffe findet weiter nördlich in einer 1995 gebauten Anlage statt.

Die DSD könnte helfen, Le Corbusiers Bauwerk wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken: Zusammen mit Sponsoren aus der französischen Bauwirtschaft könnte man ein Sanierungsprogramm ausarbeiten, stellte Glockner in Aussicht.

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