Die Schlichtheit der Linien, die geniale Anordnung der den Raum gliedernden Elemente zeigen deutlich die Handschrift eines Architekten, dessen Bauten Weltruhm erlangt haben. Die Schleuse bei Niffer ist das einzige Bauwerk Le Corbusiers im Elsass. Eine Autostunde weiter steht im burgundischen Ronchamp die berühmte Wallfahrtskapelle Notre-Dame-du-Haut. Ein Kennzeichen von Le Corbusier sei die Anwendung der Skelettbauweise, in der ein Gerippe aus Stahlbetonpfosten das Gebäude stützt. Dadurch werden tragende Wände entbehrlich, und der Architekt kann den Grundriss frei gestalten, erläuterte Ortskurator Glockner.
Bewundernd gingen die Blicke über das wie eine leichte Zeltplane aufgespannte Dach des Zollhauses und am Schleusenturm hinauf. Dessen Erd- und Obergeschoss sind aus zwei versetzten Betonwürfeln gebildet, auf denen das oberste Geschoss in Trapezform aufsitzt. Als schwereloses Element steigt die erschließende Außentreppe in die Höhe. Das Ensemble steht zwar seit 2005 unter Denkmalschutz, aber der Zahn der Zeit hat gewaltig an der Betonkonstruktion genagt, zumal die beiden Gebäude nicht mehr in Betrieb sind: Die Schleuse selbst, durch die nur noch hin und wieder Freizeitboote fahren, wird ferngesteuert. Der eigentliche Schleusenbetrieb für größere Schiffe findet weiter nördlich in einer 1995 gebauten Anlage statt.
Die DSD könnte helfen, Le Corbusiers Bauwerk wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken: Zusammen mit Sponsoren aus der französischen Bauwirtschaft könnte man ein Sanierungsprogramm ausarbeiten, stellte Glockner in Aussicht.