Basel Auf den richtigen Ton kommt es an

Die Oberbadische
Erst wenige Momente vor der Mikrofonierung werden die vielen Sender mit Batterien bestückt. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Ein Blick hinter die Kulissen des Basel Tattoo / „Jeden Tag werden 188 Batterien verbraucht“

Von Michael Werndorff

Basel. Die Planungen beginnen Monate vor der Premiere: Damit der Hörgenuss beim Basel Tattoo überall in der Arena gegeben ist und jeder Ton Musiker wie Zuschauer erreicht, wird von den Audiotechnikern großer Aufwand betrieben. Unzählige Mikrofone und Lautsprecher werden herangeschafft und in der historischen Kulisse der Kaserne Basel platziert, Leitungen verlegt, Mischpulte aufgebaut und nach Störfrequenzen gesucht.

Der kleine Raum hinter der Tribüne sieht aus wie eine Fernmeldestelle oder Kommandozentrale einer Abhöreinrichtung: vollgestopft mit Funkempfängern, Mikrofonen, Kabeln und Monitoren. Unter einem Tisch liegt ein Dutzend Großpackungen mit 1,5 Volt-Alkalibatterien, an dem Tontechniker Markus Luginbühl von der Firma Audio-pool steht. Vor seiner Nase baumelt ein Mikrofon. „Das ist unsere Partyline“, sagt er grinsend. Eine direkte Verbindung zwischen ihm, dem Studio, das sich in einem kleinen Nebenraum befindet, und der Regie. „So können wir unkompliziert Informationen austauschen, zum Beispiel wenn ein Sender ausfällt, kein Signal ankommt oder ein Kanal stummgeschaltet werden muss.“

Der 35-jährige Tontechniker ist gerade dabei, die kleinen Batterien in die Sender der kleinen Funkmikros einzusetzen, die später an den Instrumenten der Musiker befestigt werden – 56 Sender an der Zahl, durchnummeriert und jeweils einer Frequenz zugeordnet. „Der Batterie-Verbrauch ist schon enorm, nach zwei Shows müssen neue rein. Das sind insgesamt 188 Stück am Tag“, erklärt Luginbühl den großen Vorrat. Positiv: Die Verbrauchten werden recycelt. Neben den Funkmikros kommen nochmals so viele „In-ear Monitoring Systeme“ hinzu, die jedem Akteur in der Arena einen optimalen Bühnenton liefern. Diese miniaturisierten Bühnenlautsprecher ermöglichen den Musikern, insbesondere den Solisten, die Kontrolle des eigenen Tons und den der Mitmusiker, jederzeit und an jedem Ort. „Und es ist wichtig, dass sich der Musiker auch selbst hören kann“, weiß der Audiotechniker, der bereits seit 2006 bei den Tattoo-Veranstaltungen in Basel und Berlin gemeinsam mit anderen Spezialisten für einen perfekten Ton sorgt. „Denn wer einen guten Sound hat, spielt auch besser“, sagt er aus Erfahrung.

Damit die Mikrofonierung der Sänger und Instrumentalisten schnell vonstatten geht, betreten diese immer in Fünfergruppen den Saal. „Vorab mache ich noch den Line-Check und überprüfe, ob das Signal auch in den Empfängern ankommt.“ Der allgemeine Soundcheck wurde bereits im Vorfeld gemacht. „Wir arbeiten mit einem einzigen Mix und ganz gewöhnlichen FM-Radiofrequenzen bei der Signalübertragung. Wer diese kennt, kann sogar mithören.“ Damit die Zuschauer aber keinen Radioton zu hören bekommt, werden starke Störfrequenzen rausgefiltert. „Wir messen, was in der Gegend läuft, und berechnen dementsprechend unsere Frequenzen“, erklärt Luginbühl das Prozedere.

Eine weitere Herausforderung ist der Blitz-Donner-Effekt und die Tatsache, dass in der Arena ein Radius von 270 Grad beschallt werden muss. Bei vielen Konzerten sei es üblich, dass der Ton frontal von einer Lautsprecherwand kommt, erklärt der 35-jährige Berner. „Aber hier müssen alle Instrumente auf dem selben Schlag sein, auch wer sich 30 oder 40 Meter entfernt befindet, darf keine Verzögerung in der Tonwiedergabe aufgrund der räumlichen Gegebenheiten erfahren.“ Hier hilft ein spezielles Audiosystem aus England, das die verschiedenen Tonlaufzeiten berechnet.

Bei aller Perfektion kann es auch mal zu Überraschungen kommen, die aber höchst selten sind. „Wenn ein Musiker zum Auftritt eilt und sein Mikro vergisst, heißt es hinterherrennen“, sagt Luginbühl schmunzelnd. Doch: „Wir haben alles im Griff.“

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