Basel Bewegt für den Frieden

Die Oberbadische

Der Basler Lenos Verlag: Adresse für arabische Literatur

Von Florian Bissig

Basel (sda). Von engagierten Verlagsprofis in der Freizeit gegründet, ist der Basler Lenos Verlag heute eine renommierte Adresse für arabische Literatur.

Gegen die Frankenkrise ist der Verlag gerüstet. Als 1970 vier Angestellte des Basler Birkhäuser Verlags in ihrer Freizeit den Lenos Verlag gründeten, behalfen sie sich mit einem Trick. Sie baten befreundete Autoren um honorarfreie Texte, deren Rechte sie ihnen im Gegenzug beließen. Die so entstandenen ersten Bücher verkauften sich blitzartig und die Lieferungen mit den neusten Werken etwa von Heinrich Wiesner, Jörg Steiner oder Adolf Muschg waren in den Buchhandlungen gern gesehen.

„Wir waren ja durchaus ein schöngeistiger Verlag“, erklärt Verlagsleiter und Gründungsmitglied Tom Forrer, legt aber nach: „Aber wir hatten natürlich schon eine Fiche“. Die Jungverleger waren „bewegt für den Frieden im Nahen Osten“, erzählt Forrer. So bildeten neben brisanten Publikationen über Drogen, Inzest oder Missbrauch von Anfang an Sachbücher zum Palästina-Konflikt einen Schwerpunkt.

1983 folgte das erste belletristische Buch aus dem arabischen Sprachraum, Ghassan Kanafanis Erzählbändchen „Das Land der traurigen Orangen“. Das Buch bewog Forrer und seine Kollegen dazu, „mit der Theorie aufzuhören“, und stattdessen den literarischen Originalstimmen Gehör zu verschaffen.

Seither wächst die arabische Bibliothek stetig, und ist mit über 100 Bänden mittlerweile zur größten Verlagsbibliothek zeitgenössischer arabischer Literatur in deutscher Übersetzung geworden.

Dass sich eine gute Nase bei der Auswahl von noch unübersetzten arabischen Texten bezahlt macht, zeigte sich mit dem Buch „Im Taxi“ des Ägypters Chalid al-Chamissi, das der Lenos Verlag 2011 gleichsam pünktlich zur ägyptischen Revolution auf den Markt brachte. Auch das meistverkaufte Lenos-Buch ist ein arabisches, „Thymian und Steine“ der Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser.

Weitere Spitzentitel aus der Backlist, die dem Verlag die Möglichkeit geben, Neulancierungen zu finanzieren, sind die Übersetzungen von Westschweizer Autoren – einem weiteren Schwerpunkt des Verlagsprogramms. Darunter sind etwa die Werke von Nicolas Bouvier, Alice Rivaz und Blaise Cendrars.

Lenos unterhält auch eine umfangreiche Backlist mit renommierten Deutschschweizer Autoren.Obwohl der Verlag mit seinem internationalen Programm stark von der Frankenaufwertung betroffen ist, will Forrer nicht klagen. „Wir sind in einer privilegierten Situation“, sagt er. Der Verlag sei unabhängig von Geldgebern, die dreinreden oder das Kapital zurückfordern könnten und außerdem im Besitz des Verlagshauses am Spalentorweg. Während der Verlag früher von einem Kollektiv geführt wurde, hat Forrer als Verlagsleiter und Hauptaktionär heute das Sagen.

Um die absehbaren Umsatzeinbrüche zu kompensieren, hat der Lenos Verlag bereits eine Strategie entwickelt. In der Zweitverwertung werden anstelle von Taschenbüchern vermehrt gebundene Sonderausgaben hergestellt. Für solche seien die Leser bereit, ein paar Franken mehr zu bezahlen, und für den Verlag springe eine höhere Gewinnmarge heraus.

Anstelle einer direkten Verlagsförderung hat Forrer zwei andere Anliegen. Es sei zu bedauern, dass die Bibliotheken, die von Steuergeldern getragen sind, nicht für die Nutzung von Büchern – etwa einen sogenannten „Bibliotheksrappen“ – bezahlen müssten. Und ebenso, dass die Schweizer Bibliotheken Schweizer Bücher im großen Stil im Ausland einkauften.

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