Basel Chinesen wollen Syngenta

Die Oberbadische

Übernahme: ChemChina-Konzern bietet 43 Milliarden Dollar

Von Saskia Scherer

ChemChina, größter chinesischer Chemiekonzern, plant, dem Basler Unternehmen Syngenta ein Übernahmeangebot in Höhe von über 43 Milliarden Dollar zu unterbreiten.

Basel. Das Thema beherrschte die gestrige Bilanzmedienkonferenz. Das Angebot wird aus 465 US-Dollar in bar je Aktie und einer Sonderdividende von fünf Schweizer Franken bestehen – das entspricht 480 Franken je Aktie. Zusätzlich sollen die Aktionäre von Syngenta eine Dividende von elf Franken erhalten, die im Mai beantragt wurde.

Michael Demaré, Präsident des Syngenta-Verwaltungsrats, bezeichnete dies als „attraktives Angebot“. Der Verwaltungsrat empfiehlt, das Angebot anzunehmen. Wichtig war Demaré: „Syngenta bleibt Syngenta.“ Er sprach von einer helleren Zukunft und Expansion, nicht nur in China. Der Fokus liegt auf Wachstum und Innovation.

Ren Jianxin, Verwaltungsratspräsident von ChemChina, sprach von einem „Zeichen des Friedens“. Die Transaktion sei extrem wichtig, um sich zu erweitern – nicht nur in China, sondern auf der ganzen Welt. Er selbst habe mit Farmern gearbeitet und sehe den Nutzen, den die Syngenta-Übernahme für die chinesische Landwirtschaft bringen könnte. Diese habe sich vielen Herausforderung zu stellen und sei dankbar für Technologien. Nach der Transaktion stehe eine Menge Arbeit an, aber er blicke positiv in die Zukunft, sagte Jianxin.

Syngenta-CEO John Ramsay geht davon aus, dass die Transaktion die Position als Weltmarktführer bei Pflanzenschutzmitteln stabilisiert.

Das derzeitige Syngenta-Management wird das Unternehmen weiterhin leiten. Der Hauptsitz soll nach wie vor in Basel bleiben. Dem zehnköpfigen Verwaltungsrat werden vier aktuelle Verwaltungsräte weiterhin angehören, Jianxin wird vorstehen.

Die Finanzierung des Angebots soll in zwei Schritten erfolgen: Eine chinesische und eine internationale Bank sind involviert. Der größere Teil soll jedoch aus dem Kapital geschöpft werden. Auf die Frage, ob ChemChina nach Kapitalpartnern suche, antwortete Jianxin, dass Syngenta eine großartige Firma sei und es interessierte Investoren gebe. Dies müsse man strukturieren.

Finanzen: Der Konzernumsatz liegt bei 13,4 Milliarden Dollar und ging aufgrund der Stärke des Dollars um elf Prozent zurück. Bei konstanten Wechselkursen steigt der Umsatz um ein Prozent. Der Reingewinn beträgt 1,34 Milliarden Dollar (2014: 1,62 Milliarden). Der Cashflow liegt bei rund 800 Millionen Dollar – im Vorjahr waren es knapp 1,2 Milliarden. Es wird nach wie vor eine Dividende in Höhe von elf Franken vorgeschlagen.

Zum Jahresergebnis 2015 sagte Ramsay, dass die Marktbedingungen schwierig waren – darunter fielen niedrige Preise für landwirtschaftliche Produkte, instabile Schwellenmärkte und massive Wechselkursschwankungen. Dank einem Maßnahmenpaket im Jahr 2014, das Kosteneinsparungen nach sich zog, konnte die Profitabilität gesteigert werden.

Besonderes hervor hob Ramsay die Innovation. Seit der Präsentation der Pflanzenschutz-Pipeline im Juli wurden Fortschritte gemacht.

Jon Parr, Chief Operating Officer, ging kurz auf Herausforderungen in Lateinamerika ein, die daher rührten, dass der brasilianische Real drastisch abgewertet wurde und Landwirte in Brasilien und Argentinien nur noch erschwert zu Krediten kamen. Dennoch entwickelte sich das Fungizid „Elatus“ in Brasilien gut. Chief Operating Officer Davor Pisk sprach von neuen Innovationen in Asien. Auch das Übernahmeangebot sorge für weitere Möglichkeiten. In Nordamerika war man vor allem mit dem Wachstum der Absatzmenge des Herbizids „Acuron“ zufrieden.

Die Basler Regierung reagiert zurückhaltend auf die bevorstehende Übernahme von Syngenta durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina. Die Exekutive hätte sich eine unabhängige Syngenta gewünscht, erklärte

Regierungsrat Christoph Brutschin auf Anfrage.

„Da dies nun nicht mehr möglich scheint, treten Ziele und Zeithorizont der neuen Eigentümer in den Vordergrund“, teilte der Vorsteher des baselstädtischen Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt weiter mit. Aufgrund der bisherigen Übernahmen von ChemChina in Europa scheine sich das Unternehmen indes als langfristiger Investor zu positionieren.

So oder so steht für die Basler Regierung der Erhalt des Syngenta-Hauptsitzes in Basel sowie der Arbeitsplätze in Basel, in Stein und an den fünf weiteren Standorten im Vordergrund, hält Brutschin fest. Er war bereits am Dienstagabend von Syngenta über den Deal informiert worden.

Als durchweg positiv beurteilte Bundespräsident Johann Schneider-Ammann die

Übernahme gestern vor den Medien. Die Arbeitsplätze hält er für gesichert.

Syngenta war im Jahr 2000 aus der Fusion der Agrarsparten von Novartis und AstraZeneca entstanden. Der neue Konzern hatte seinen Hauptsitz von Anfang an in Basel. Derzeit will Syngenta die Konzernzentrale für 200 Millionen Schweizer Franken erneuern.

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