Basel Drogenberatung warnt Konsumenten

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Beim Kokain stellte die Basler Drug Checking-Stelle einen Rückgang der gestreckten Substanzen im Vergleich zu den Vorjahren fest Foto:  

Insgesamt 358 Personen haben das Basler „Drug Checking“ im vergangenen Jahr in Anspruch genommen. Mit 97 abgegebenen Proben war Kokain die am häufigsten analysierte Substanz.

Die Beratungsstelle Drogeninfo Basel (Dibs) hat im Jahr 2023 insgesamt 410 Proben analysiert. Bei 52 Proben, also jeder achten, gab sie eine Warnung heraus. Gründe dafür waren ein zu hoher Wirkstoffanteil, Beimischung von Streckmitteln, unbekannte Substanzen oder Falschdeklarationen, wie das Basler Gesundheitsdepartement (GD) am Mittwoch mitteilte.

Kokain an der Spitze

Beim Kokain stellte die Dibs jedoch einen Rückgang der gestreckten Substanzen im Vergleich zu den Vorjahren fest. Bei 92 Prozent aller Proben handelte es sich um Kokain ohne pharmakologisch aktive Streckmittel. In den ersten vier Probejahren wurden hingegen noch bei rund einem Viertel aller Kokainproben Streckmittel nachgewiesen, wie es in der Mitteilung heißt. In den meisten untersuchten Fällen wurde das Kokain mit Entwurmungsmittel Levamisol, dem Schmerzmittel Phenacetin oder einem Gemisch aus beidem gestreckt. Mit 97 abgegebenen Proben war Kokain die am häufigsten analysierte Substanz bei der Dibs. Es folgen Ecstasy (78), Amphetamin (55) sowie anderes wie Meskalin, Pilze und neue psychoaktive Substanzen mit insgesamt 50 Abgaben.

Die analysierten MDMA-Tabletten enthielten wie bereits in den Vorjahren oft zu hohe Wirkstoffanteile. Das war in 14 von 19 Tabletten der Fall, wie das GD schreibt. Bei den Cannabisproben stellte die Dibs einen Rückgang von beigemischten synthetischen Cannabinoiden fest. Im Jahr 2023 war dies lediglich bei einer von 36 Proben der Fall, im Vorjahr bei gar keiner. In den Jahren 2020 und 2021 war dies noch bei 69 beziehungsweise 39 Prozent der Fall. Synthetische Cannabinoide können große Gesundheitsrisiken und ungewollte Wirkungen zur Folge haben, wie das GD schreibt.

Konsumenten können bei der Dibs freiwillig ihre Substanzen abgeben, um deren Inhaltsstoffe analysieren zu lassen. An 40 Abenden nahmen vergangenes Jahr insgesamt 358 Personen dieses Angebot in Anspruch. Bei diesem „Drug Checking“ waren mit 273 deutlich mehr Männer vertreten, wie es weiter heißt.

Die Dibs besteht seit 2019 als Angebot der Suchthilfe Region Basel im Auftrag der Abteilung Sucht des GD und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Rechtsmedizin. Bei einer Substanzabgabe führt die Beratungsstelle obligatorische, anonyme und kostenlose Informations- und Beratungsgespräche durch. In den USA ist das Schmerzmittel Fentanyl für die meisten Drogentoten verantwortlich, in der Stadt am Rheinknie scheint die Substanz noch keine große Rolle zu spielen. „Nach wie vor ist Alkohol das Suchtmittel, welches neben Tabak- und Nikotinprodukten am meisten konsumiert wird. Bei den illegalen Substanzen ist Cannabis die verbreitetste Substanz, gefolgt von Kokain“, erklärt Regine Steinauer, Leiterin der Abteilung Sucht im Kanton Basel-Stadt, auf Anfrage unserer Zeitung.

Hohe Belastung

Eindeutige Gründe, weshalb einzelne Substanzen mehr und andere weniger konsumiert werden, gibt es Steinauer zufolge nicht. Was man mit Sicherheit sagen könne, ist, dass die Belastung in der Bevölkerung hoch sei. „Gesundheitliche, soziale oder politische Krisen in Europa beeinflussen die psychische Befindlichkeit und begünstigen den Konsum von Suchtmitteln.“

Die Zahlen des „Drug Checkings“ ließen keine allgemeine Aussage zu, kommentiert Steinauer die Lage. Der Handel und Konsum illegaler Substanzen sei äußerst heterogen und hänge von verschiedensten Faktoren ab. Basel nehme auch keine Sonderrolle beim Konsum und der Verbreitung bestimmter Substanzen ein. „Es gibt kein Muster der Verbreitung in den Schweizer Städten. Die meisten Substanzen werden überall in der Schweiz konsumiert.“

Was das Schmerzmittel Fentanyl angeht: Es besteht die Gefahr, dass die Substanz auch im Dreiland ankommt, weiß Frank Meißner, Leiter der Drogen- und Jugendberatungsstelle. Heroin werde zunehmend mit Fentanyl versetzt, weil nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan der Opiumanbau reduziert wurde. „Darauf haben sich die Händler eingestellt, die versuchen, Fentanyl auf dem Markt zu etablieren.“ Die Substanz sei leicht und günstig herzustellen und habe höhere Gewinnspannen, weiß der Experte. Die Substanz wirkt bis 100 Mal stärker als Heroin, schnell komme es daher zu Überdosierungen und gefährlichen Wirkungen. „Wir müssen sehr wachsam sein“, warnt er.

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