Von Michael Werndorff Basel. Es braucht nur einige Sprossen und Klimmzug-stangen unter freiem Himmel, um die Muckis in allen Variationen zu stählen. Die Rede ist von der Anfang Mai eröffneten „Street-Workout-Anlage“ an der Basler Dreirosenbrücke, wo Gelegenheitssportler und Fitness-Profis ihre Kräfte messen. Freier Oberkörper, Handtuch und Trinkflasche, Gewichte, die in der Abendsonne gestemmt werden – solche Szenen kennt man von malerischen Stränden an der Westküste Nordamerikas, dem Ursprungsland des trendigen Freilufttrainings. Basel hat im Frühjahr nachgezogen und gemeinsam mit dem St. Gallener Verein „Street-Workout“ und der Stadtgärtnerei eine Anlage eröffnet. In den Städten Goldach, Zürich, St. Gallen und Bern stehen bereits welche und werden hauptsächlich von Menschen in der Altersgruppe zwischen 20 und 45 Jahren genutzt, wie eine Auswertung zeigt. Das Besondere: Man kann ohne kostspielige Sportgeräte oder eine Mitgliedschaft im Fitnessclub trainieren. Eine Alternative zu den gewöhnlichen Fitnessgeräten zu bieten, war auch die Ausgangslage bei den Planungen, hieß es von Seiten der Stadtgärtnerei im Rahmen der Eröffnung. Die wollte ihre Grünanlagen nicht mit spezifischen Geräten vollstellen, die nur eine einseitige Nutzung ermöglichen. Das schätzen die Fitnessbesessenen: Leo Keller kommt nach Feierabend fast jeden Tag zum Trainieren ans Basler Rheinufer. „Es ist nicht so künstlich wie in den Fitnesscentern, man wird auch nicht von Musik berieselt und kann sich hier sehr gut konzentrieren“, sagt der 25-Jährige Kinderbetreuer, der den Arbeitstag gerne an den Stangen ausklingen lässt. Für ihn kommt das Trainieren einer Art Meditation gleich. „Ich kann ein Gefühl absoluter Konzentration entwickeln.“ An den Geräten könne man alles erreichen, was auch in Studios trainiert werde, berichtet der Basler von den vielfältigen Übungsmöglichkeiten. „Ob Klimmzüge, Dips, Push-Ups und Kniebeugen sowie die traditionelle Liegestütze in allen Variationen – das reicht völlig aus.“ Dem zelebrierten Körperkult steht er indes kritisch gegenüber. Von Steroiden und ähnlichen Substanzen halte er nichts, auch könne er nicht nachvollziehen, weshalb es Athleten gibt, die vor der Einnahme diverser Substanzen nicht zurückschrecken. „Die Muskelmasse nimmt zwar schneller zu, aber im Körper sieht`s gar nicht gut aus“, meint Keller. Im Rahmen der Eröffnung sagte Mitinitiator der Anlage, Thomas Rindisbacher vom Verein „Street-Workout“, dass durch die Anlage die Sportart bekannt werden und eine Förderung erfahren soll. Als sehr gut bezeichnete er die Lage am Rheinufer. Der öffentliche Zugang des Parks komme der Kontaktaufnahme zugute, sagte er damals der „Tageswoche“ „Es ist vielmehr ein Miteinander als ein Konkurrenzdenken.“ Dem pflichtet auch Keller bei. „Wir trainieren nicht gegeneinander“, vielmehr sei es ein freundliches Miteinander.