Von Marco Fraune
Basel Ein Jahr der Transformation
Die Oberbadische 27.01.2016 - 20:00 Uhr
Novartis baut Strukturen weiter um
Generika-Produkte, der starke Dollar und Eintrübungen bei der Augenheilkunde-Sparte machen dem Pharma-Riesen Novartis zu schaffen. Mehrere strukturelle Maßnahmen sollen dazu führen, dass ab 2020 jährlich mehr als eine Milliarde US-Dollar eingespart wird.
Basel. Von einem „Jahr der Transformation“ sprach die Unternehmensspitze um Novartis-Chef Joe Jimenez gestern vor den Medien bei der Präsentation der 2015er-Bilanz. Der Fokus lag im zurückliegenden Geschäftsjahr auf den drei führenden Divisionen Pharma, Alcon und Sandoz. Doch speziell die Augenheilkundesparte Alcon entwickelte sich nicht wie gewünscht. Daher präsentierte das Unternehmen einen Plan, wie diese auf Wachstumskurs gebracht werden soll. Ein neuer Chef und eine Konzentration auf das Kerngeschäft Augenheilchirurgie und Kontaktlinsen(-pflege) sollen hier ihre Wirkung entfalten. Die umsatzstarken pharmazeutischen Produkte von Alcon, also die Augenmedikamente, wandern hingegen in die Pharmasparte. Die Entwicklung verkaufte Jimenez als „nächsten Schritt“.
Gewinn: Dass Handlungsbedarf besteht, zeigen die Zahlen. Der Nettoumsatz von Novartis sank im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 49,4 Milliarden Dollar, wobei mit konstanten Wechselkursen ein Plus von fünf Prozent zu Buche gestanden hätte. Sogar um 34 Prozent rapide bergab ging es beim Reingewinn, der mit rund sieben Milliarden Dollar ausgewiesen wird, selbst währungsbereinigt beträgt das Minus noch 18 Prozent. „Es ist ein Jahr der Transformation für uns“, erinnerte daher auch Finanzchef Harry Kirsch an die Umstrukturierungen.
Pläne: Neben der Fokussierung der Divisionen und der Steigerung der Innovationsdynamik will Jimenez die Kosten senken. Die Größe des Novartis-Konzerns soll besser genutzt werden, um Effizienz und Innovation weiter voran zu treiben, lautete ein weiterer Punkt, den Jimenez auf der Prioritätenliste 2016 vermerkte. So könnten Produktionsaktivitäten zentralisiert und die divisionsübergreifende Integration einiger Entwicklungsfunktionen erfolgen (siehe auch nebenstehende Meldung).
Für die Restrukturierung sollen 1,4 Milliarden Dollar ausgegeben werden, damit ab 2020 jährlich eine Milliarde Dollar eingespart werden kann. An einigen Standorten könne dies einen Jobabbau zur Folge haben, erklärte der Unternehmenschef, der laut Geschäftsbericht 11,6 Millionen Franken (2014: 12,6 Millionen) als Gehalt erhielt. Die Aktionäre sollen sich über ein leicht steigende Dividende freuen. 2,70 Franken bedeuten zehn Rappen mehr als im Vorjahr.
Pharma: Von einem „sehr guten Jahr für die pharmazeutische Division“ sprach Spartenchef David Epstein. Doch auch hier sank der Nettoumsatz um vier Prozent auf 30,4 Milliarden Dollar, was also zwei Fünftel des Gesamtumsatzes ausmacht. Kursbereinigt wäre es ein Plus von sechs Prozent gewesen. Unterm Strich mache die starke Performance die Schwäche bei Alcon wett.
Sandoz: Bei der umsatzschwächsten Sparte Sandoz steht ein Nettoumsatz von knapp 9,2 Milliarden Dollar in der Bilanz, womit hier ein Minus von vier Prozent erwirtschaftet wurde (währungsbereinigt plus sieben Prozent).
Erwartungen: Für 2016 rechnet Novartis mit einem Nettoumsatz und einem operativen Kernergebnis wie auf dem 2015er-Niveau, wobei die Einbußen durch die Generikakonkurrenz wettgemacht werden sollen. Diese würden sich voraussichtlich auf 3,2 Milliarden im Vergleich zu 2,2 Milliarden in diesem Jahr belaufe. Hoffnungen für die Zukunft ruhen dabei unter anderem auf Innovationen wie Entresto, das gegen chronische Herzinsuffizienz eingesetzt werden kann. Dies soll künftig Milliarden in die Kasse spülen. „Die Pipeline ist lang“, glaubt Epstein daran, dass die Forschungsergebnisse in bare Münze umgewandelt werden können. Auf der anderen Seite stehen natürlich auch auslaufende Patente, die den Weg für die Generika-Konkurrenz frei machen.
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