Im Blauen und Weißen Haus empfingen die Basler Seidenherren einst Kaiser. Heute empfängt das Wirtschaftsdepartement seine Gäste in dem Barock-Palais auf dem Rheinsprung. Von Dominik Vorhölter Basel. Im riesigen Kellergewölbe, mit seinen sechs Meter hohen Deckenpfeilern und der 15 Meter langen Wand lässt sich der Reichtum der Basler Seidenherren erahnen, die sich im 18. Jahrhundert auf dem Rheinsprung neiderließen. „Diese Kellerkathedrale mit ihrer dauerhaften Luftfeuchtigkeit ist beeinsonders geeignet für die Lagerung von Seidenstoffen“, erzählt Martin Möhle von der Kantonalen Denkmalpflege während eines Rundgangs durch das Blaue Haus und das Weiße Haus am Rheinsprung. Sie wurden für die Seidenhändler Lukas und Jakob Sarasin von 1763 bis 1775 erbaut. Die Patrizierfamilie wurde im 18. Jahrhundert durch den Handel mit Seidenbändern reich. Noch heute zeugt das Blaue Haus von dem Geltungsbedürfnis des Seidenhändlers Lukas Sarasin, der nicht wollte, dass jemand vor seinem Haus einen Wohnsitz baut und ihm die Sicht auf den Rhein versperrt. „Sein Haus sollte eine Attraktion für die Gäste sein“, erläutert Möhle den Hang des Großgrundbesitzers zum Extravaganten und Ausgefallenen. Diese Manie trieb der Seidenhändler so weit, dass er versuchte, in die Stadtplanung einzugreifen: „Sarasin wollte, dass sein Haus das höchste der Stadt war und verlangte, das Dach des Universitätsgebäudes zu verflachen“, erzählt der Stadtführer. Die Außenfassade des Blauen Hauses ist im gräulich, ölfarbenen Ton getüncht, die Balustrade im Barockstil stammt vom Steinmetz Samuel Werenfels, der den Entwurf der großen Bürgerpalais nach französischen und deutschen Vorbildern gefertig hatte. Damals habe es den Beruf des Architekten noch nicht gegeben, erläutert Möhler, sodass Sarasin mit dem damals modernen barocken Palais seinen Reichtum, Ansehen und Macht demonstrierte. Diese Eitelkeit ging sogar so weit, dass Sarasin einen Aussichtsturm auf seinem Haus haben wollte, der allerdings städtebaulich nicht genehmigt wurde. „Als Notlösung hatte er einfach den linken Kaminschornstein als kleine Aussichtsplattform ausgebaut, auf die er den österreischen Kaiser führte“, schildert Möhler. Während des napoleonischen Krieges hatte Sarasin das Oberhaupt beherbergt. Seinen Gästen demonstriete der Seidenhändler gerne, wie gebildet er war. Er hatte mit dem Komponisten Jacob Christoph Kachel einen persönlichen Kapellmeister engagiert. In der Musikbibliothek, in der mehr als 1500 Werke unter anderem von Hayden, Boccerini oder Mozart archiviert sind, fanden Hauskonzerte statt. Bis heute ist sie ein Ort der Repräsentation und dient dem Wirtschaftsdepartement als Konferenzsaal.