Basel Einblicke in eine geheimnisvolle Welt

Die Oberbadische

Eröffnung des „Culturescapes“-Festivals in Basel / Erstmals japanisches Puppentheater Bunraku

Von Ursula König

Basel. Die Kulturmetropole Tokio ist Thema des diesjährigen „Culturescapes“ Festivals in Basel und eingebunden in die Feierlichkeiten des 150-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan.

Eröffnet wurde das facettenreiche Programm am Samstag im Theater Basel mit einer Rarität: „Bunraku“, das klassische Puppentheater, war erstmalig auf einer Schweizer Bühne zu sehen. Von dort startet das Ensemble eine kleine Schweiz-Tournee.

Das Theater verlässt Japan höchst selten. Und so freute sich Herbert Haag, Präsident der Schweizerisch-japanischen Gesellschaft, ein „einzigartiges historisches Ereignis“ anzukündigen, das in eine andere „geheimnisvolle Welt“ führe.

Neben japanischen Botschaftern in der Schweiz und Italien ließ sich auch Guy Morin, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, von traditioneller Kunst faszinieren, die ihre Blütezeit bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatte und im 20. Jahrhundert als unvergleichliches Kulturgut wiederentdeckt wurde.

Es sind nicht allein die kunstvoll ausgestatteten Puppen, die auf der Bühne wirken mit politischen oder alltäglichen Themen, in die ein feiner philosophischer Bezug eingewoben ist. Puppenspieler, Rezitator und Musiker verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk, das einen Einblick bietet in eine Kultur, die auf den ersten Blick kaum Vertrautes bietet.

Die Rezitatoren, die den gesamten Textvortrag übernehmen, genießen in Japan einen hohen Ruf. Warum dies ist so ist, ließ sich auch an der dreigeteilten Aufführung in Basel nachvollziehen: Klagend, streitend, singend und lachend; noch dazu wechselnd zwischen Männer- und Frauenrollen, wird hier eine unglaubliche Leistung abverlangt. Begleitet vom traditionellen „Shamisen“-Spiel (der japanischen Form der Laute), ermöglichen sie den Puppenspielern die völlige Konzentration auf die darstellerische Umsetzung. „Die Wundertat des Bohhisattva Kannon vom Bergtempel Tsubosaka“ führte mit dem ausgewählten Part „Vom Haus des Sawaichi bis zur Berg Szene“ in reale und menschliche Abgründe: Die Darstellung einer lokalen buddhistischen Legende umfasst ein tragisches Geschehen um Liebe, Zweifel und Opfer, das durch das Eingreifen der Gottheit ein glückliches Ende findet.

Wie auch bei den folgenden Stücken „24 Beispiele von Elternliebe in Japan“ und „Kirschbäume im Abendlicht am Hidaka-Fluss“, sind es jeweils drei Puppenspieler, die einer reich verzierten Gestalt Leben einhauchen. Die Arbeit wird streng geteilt: Der Hauptspieler des sogenannten Reprisentheaters zeigt sich in der Regel selbst prächtig gewandet, ist er doch derjenige, der am meisten mit seiner Figur verschmilzt. Die beiden Nebenakteure, zuständig für weitere Arm- und Beinbewegungen, sind vollkommen schwarz gekleidet. Wie Schatten wirken sie, deren komplexer Part im Gesamtplan doch von höchster Bedeutung ist.

Zum Rahmenprogramm der Eröffnung gehörte die Trommelshow vor dem Theater mit „Taiko“ sowie im Foyer ausgestellte Blumengestecke. „Existiert das Fremde noch in einer globalen Welt?“, hatte Morin zu Beginn als Anregung weitergegeben. Ja, es besteht zum Glück noch, denn es macht auch die eigene Welt einiges reicher. u Weitere Informationen unter www.culturescapes.ch

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