^ Basel: Einfach mal loslassen - Basel - Verlagshaus Jaumann

Basel Einfach mal loslassen

Die Oberbadische
Konzentration ist gefragt: Jongleur Daniel Kalex Foto: Michael Werndorff

Premierenfieber beim Internationalen Zirkusfestival Young Stage

Ton- und Lichttechniker treffen die letzten Vorbereitungen, bevor die Proben beginnen. Der Nachwuchsartist und Jongleur Daniel Kalex lässt sich vom quirligen Treiben in der Manege aber nicht aus der Ruhe bringen: Konzentration ist gefordert, wenn gleich Dutzende von Bällen durch die Luft sausen.

Von Michael Werndorff

Basel. Laut knarren die Bretter, welche für viele Künstler die Welt bedeuten: Kalex betritt mit schnellen Schritten die in blaues Licht getauchte Bühne, seine pink gefärbten und in die Vertikale gefönten Haare geben dem Künstler ein wildes Aussehen. Aber sanft und fast schüchtern hebt er die weichen Jonglierbälle auf. „Es gehört viel Mut dazu, ganz ohne Musik eine Show zu beginnen. Du stehst dann ganz im Zentrum“, erklärt der gebürtige Hamburger, der zum ersten Mal bei einem renommierten Zirkusfestival auftritt. Für ihn sei das ein wichtiger Schritt, verspricht er sich weitere Kontakte, und ergänzt: „Ich lasse mich von dem überraschen, was auf mich zukommt.“ Kalex, der mittlerweile in Berlin lebt, ist gut im Geschäft und kann mit seinem Können den Lebensunterhalt bestreiten: Viele Galaveranstaltungen, Auftritte in Varietés und Dinnershows im In-und Ausland lassen ihn kaum zur Ruhe kommen, wie er nach der Probe im Gespräch mit unserer Zeitung verrät.

Die Einladung kam überraschend

Dass er mit seiner die Bewerbung die Jury überzeugen konnte, sei eine große Überraschung gewesen. „Ich war gedanklich schon bei einem neuen Projekt, und habe nicht mehr damit gerechnet.“ Doch dann erreichte ihn die Einladung. „Das war ein verrückter Moment“, sagt er lächelnd. Er ist einer von 40 Artisten aus neun Nationen, die an der achten Ausgabe des Festivals teilnehmen, das laut Produzentin Nadja Hauser so gut wie ausverkauft ist. Die Nachfrage sei im Vergleich zum Vorjahr viel größer, weshalb auch die Generalprobe am Donnerstagabend für das Publikum geöffnet wurde.

Der 21-jährige Nachwuchsartist hat in Berlin die staatliche Artistenschule absolviert und seine Leidenschaft fürs Jonglieren erst relativ spät im Alter von 13 Jahren entdeckt, wie er erzählt. Freunde berichteten ihm von der Schule, die er mit dem Abitur abschloss. Seinen Eltern sei das sehr wichtig gewesen, lässt er seine Ausbildung Revue passieren, bei der er gemeinsam mit seinen Dozenten seinen eigenen Stil entwickeln konnte: Im aktuellen Programm, an dem er seit zwei Monaten feilt, stellt er einen Menschen dar, der seine Komfortzone verlässt, sich auf etwas Neues einlässt und „ausbricht“, wie der staatlich geprüfte Artist erläutert.

In seiner Kunst verbindet er die klassische Jonglage mit Elementen der Fußjonglage, Tanz und Schauspiel. Improvisation ist ein wichtiges Element seines Programms: Aus Fehlern oder bestimmten Bewegungen heraus entwickelt Kalex neue Elemente, die er in seine Show integriert. So stehen fallende Bälle (bewusst oder zufällig) für ein „Sich-Befreien“ und Neues finden. Und wenn wirklich einmal was richtig schiefgehen sollte, lautet seine Devise: „Immer weiter machen, auch ohne Ball in der Hand.“

Lampenfieber nicht unbekannt

Trotz aller Professionalität und täglichem Training ist Lampenfieber nichts Unbekanntes für den Festivalteilnehmer. Während andere hinter der Bühne wild rumzappeln, wird Kalex ruhig, „aber ein Funke bleibt immer“, verweist er auf die Jury: In ihr sitzt unter anderem der Ukrainer Viktor Kee. Er gilt als einer der besten Jongleure der Welt und diente dem 21-Jährigen als wichtiges Vorbild, weil er die Jonglage durch Kontorsion, Akrobatik, Schauspiel und Tanz auf ein neues Niveau hob. Aber an der klassischen Jonglage komme man nicht vorbei. Dessen Technik sei zwar eine Bedingung, um nicht in der Theaterecke zu landen, aber Technik an sich reize ihn nicht. „Vielmehr ist es die Verbindung der verschiedenen Elemente, die mich anspricht“, betont Kalex, der neben seiner Tätigkeit als international auftretender Artist auch Webdesign betreibt. „Das mache ich, um abzuschalten und runterzukommen“, sagt er schmunzelnd. Auch Klavierspielen zählt zu seinen Hobbys.

„Das werde ich bei einem meiner neuen Programme einbauen“, ist er in Gedanken schon wieder einen Schritt weiter, obwohl heute Abend erst einmal die Premiere von Young Stage ansteht.

Das größte Zirkusfestival der Schweiz gastiert noch bis Montag, 23. Mai, in der Rosentalanlage gegenüber der Basler Messe.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading