^ Basel: Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik, Bildern und Sprache - Basel - Verlagshaus Jaumann

Basel Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik, Bildern und Sprache

Die Oberbadische
Das Béjart Ballet Foto: zVg/Ilia Chkolnik Foto: Die Oberbadische

Béjart-Ballet Lausanne zu Gast im Musical-Theater Basel / Vorstellungen noch bis Sonntag

Von Jürgen Scharf

Basel. Im Foyer des Musical-Theaters hört man oft das Wort „Versace“. Kommen die vielen weiblichen Ballettbesucherinnen wegen Queen, Mozart oder dem Modezaren Gianni Versace? Man kann nur spekulieren, aber die raffinierten Kostüme, die Versace für das legendäre Béjart-Ballett Lausanne kreierte, sind noch immer ein Eyecatcher, wie man bei dem mehrtägigen En-suite-Gastspiel in Basel sehen kann. Die Uraufführung dieses „Ballet for Life“ war 1997, drei Wochen nach der Weltpremiere wurde der Modeschöpfer ermordet.

Überhaupt geht es um Leben und Tod in diesem Ballett des vor sieben Jahren verstorbenen Maurice Béjart. Es ist ein getanztes Denkmal des großen Ballettmagiers, Bilderzauberers und Erneuerers der modernen Tanzkunst für seinen an Aids gestorbenen Startänzer und Lebensgefährten Jorge Donn und andere Aids-Tote wie den Pophelden Freddie Mercury, den legendären Sänger der Rockgruppe Queen, der ein Jahr nach Donn ebenfalls an Aids starb. Das Ballett ist aber weniger Trauerarbeit des Tanzmeisters Béjart als eine sehr persönliche Liebeserklärung an das Leben.

„Ballet for Life“ beginnt mit einem Donnerschlag und endet mit einem Paukenschlag, nämlich einem sehr überraschenden Video auf Großleinwand, wo man das Original sieht, den grandiosen Tänzer Jorge Donn unter Aufbietung aller Kraftreserven. Aber auch der Startänzer in dieser Produktion, Oscar Chacon, hat den Furor des erotisch aufgeladen Tanzenden; auch er ein kraftstrotzendes Energiebündel von Mann, der die Tänzerin Kathleen Thielhelm immer wieder in dieses rauschhafte Leben hineinzieht. Wenn der drahtige, wuschelköpfige Chacon auf der Bühne erscheint, dann lodert die Fackel des Eros.

Dieses Freddie-Mercury-Ballett ist ein opulentes Tanzgemälde für die fabelhaften internationalen Tänzer des Béjart-Ballets, mit vielen verschiedenen Tanzszenen zu Queen-Songs, effektvoll choreografiert von sicher einem der größten Choreografen des vergangenen Jahrhunderts, der einmal sagte: „Ich liebe Queens Musik, ich liebe Freddie Mercury“. Und so ist es auch irgendwie eine Hommage an die Wiedergeburt, vor allem aber ein Ballett über die Jugend und die Hoffnung.

Das ganze Ensemble trägt den extravaganten Dress von Gianni Versace, teils futuristisch und spacig, in elegantem Schwarz-Weiß gehalten, wenn es um den Tod geht. Unverhohlen zeigt sich die Leidenschaft für den tanzenden Mann. Die Männer tragen hautenge Bodys, tanzen mit nacktem Oberkörper. Bejart, dieser große Zampano, Altmeister und Showstar des Balletts feiert den männlichen Eros und Heros.

Manchmal blitzt Pathos durch, Mystifizierung, Heldenverehrung, in diesem bunten, eklektischen Stil des französischen Ballettmeisters. Noch immer ist die Wirkung dieser Choreografie frappierend; sie ist jugendfrisch, hat Magie und eine bildkräftige Tanzsprache, vereint Tanz, Musik, Bilder und Sprache zu einem Gesamtkunstwerk.

Zwischen den Queen-Nummern sind Stücke von Mozart eingefügt, ein Mix von 15 Prozent Mozart, 85 Prozent Queen. „Ich bin sicher, Freddie Mercury spielt Klavier mit Mozart“, hat Béjart einmal gesagt. Und so ergänzt sich der Soundtrack der Queen-Hits mit einem anderen Großen, der auch jung, zu früh gestorben ist, mit gerade mal 35 Jahren, zehn Jahre jünger als Mercury und Donn, mit Wolfgang Amadeus Mozart.

Das fulminante Finale mit der ganzen Company und Béjarts Nachfolger, Gil Roman, ist ein vitales Gesamttableau. Eine theatralische Verbeugung vor dem Leben, das Vermächtnis des unverbesserlichen Optimisten Maurice Béjart, der trotz allem daran glaubte: „The Show must go on“, wie von Queen gesungen. u  Vorstellungen: Heute, Samstag, 15 und 19.30 Uhr, morgen, Sonntag, 14.30 Uhr.

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