Basel Grenzen neu gezogen

Die Oberbadische
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Serie Grenzerfahrungen: Das Koordinatensystem LV95 lässt Basel wachsen

Von Michael Werndorff

Grenzverläufe ändern sich im Laufe der Jahrhunderte, oftmals sind kriegerische Auseinandersetzungen Grund für Gebietsgewinne- und Abtretungen. Auch das Fricktal und Basel sind gewachsen, allerdings friedlich und zwar als Ergebnis der Einführung des neuen Koordinatensystems LV95.

Basel. Durch die Einführung der neuen Landeskoordinaten LV95 am 1. November 2013 „entfernte“ sich Basel im Mittel um rund 80 Zentimeter vom Nullpunkt in Bern, abgeleitet aus den neuen Koordinaten nahm die offizielle Fläche des Kantons Basel-Stadt sogar um 914 auf insgesamt 36 953 953 Quadratmeter zu. Die Länge der Kantonsgrenze gewann ebenfalls hinzu, allerdings nur um einen Meter. Dem Wechsel des mehr als 100-jährigen Koordinatensystems LV03 gingen jahrelange Vorarbeiten hinaus, erklärt das statistische Amt von Basel-Stadt.

System genügte den Anforderungen nicht

Das bisherige System genügte den heutigen Anforderungen an die Genauigkeit, wie moderne satelittengestützte Messverfahren (GPS), nicht mehr, weshalb das Bundesamt für Landestopografie auf Basis modernster Messverfahren zwischen 1989 und 1995 eine neue Landesvermessung durchgeführt hat. Die gewonnenen Daten bilden die Grundlage für ein neues, an das europäische System angeschlossenes Koordinatensystem, welches keine Verzerrungen mehr aufweist. Ein Problem war nämlich, dass das alte System über die ganze Schweiz Verzerrungen von bis zu 2,5 Meter, innerhalb des Kantons Basel-Stadt sogar von von 25 Zentimetern aufwies.

Dies hängt damit zusammen, dass vor 100 Jahren Distanzen nicht elektronisch, sondern mit aneinandergereihten Messlatten von fünf Metern Länge bestimmt wurden, was eine leichte Verfälschung des Maßstabs zur Folge hatte. Bei Messungen mit GPS mussten daher stets lokale Anpassungen erfolgen. Bei Baumaßnahmen wie Alptransit oder grenzüberschreitenden Projekten sind die Planer aber auf widerspruchsfreie Geodaten angewiesen. Um diese zu beheben, wurden die rund 5000 Vermessungsfixpunkten des Kantons in beiden Koordinatensystemen bestimmt und als Grundlage für eine Interpolation verwendet. Mit diesem Verfahren konnten die Differenzen auf wenige Millimeter reduziert werden

Flächenänderungen waren nur marginal

Datensätze können so über Kantons- und Landesgrenzen problemlos zusammengefügt werden, ohne dass Lücken oder Überlappungen entstehen.

Die Einführung der neuen Koordinaten hatte auch Auswirkungen auf die Flächen der Parzellen, wie das Statistische Amt erläutert. Zwar waren die Flächenänderungen nur marginal, doch bei 50 Prozent der Parzellen mussten Eintragungen im Grundbuch aktualisiert werden.

Dass von der Umstellung auf das Koordinatensystem LV95 auch Landesgrenzen betroffen sind, zeigte sich im Bezirk Laufenburg im Aargau, wo der Hochrhein die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz markiert. Wenn der Kanton nächstes Jahr das neue System übernimmt, soll es dort ebenfalls zu einem Flächengewinn kommen, wie Kantonsgeometer Christian Gamma in der Neuen Fricktaler Zeitung zitiert wird.

Das hänge mit der Verschiebung der Grenze in die Mitte des Rheins zusammen, die sich bisher an der tiefsten Stelle im Flussbett befand und mit dem Wasserstand variierte.

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