Basel Halten Trams und Busse in Bewegung

Die Oberbadische
Damit der Tram- und Busverkehr reibungslos funktioniert, ist hinter den Kulissen viel Arbeit nötig. Foto: Sarah Trinler Foto: Die Oberbadische

Besuch in der Leitstelle der Basler Verkehrsbetriebe / 182 Kilometer Netzlänge insgesamt

Von Sarah Trinler

Basel. Mehr als 130 Millionen Personen befördern die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) jährlich. Auf den derzeit neun Tram- und 13 Buslinien kann es öfters zu Störungen kommen. Damit dennoch auch jeder Fahrgast ans Ziel kommt, setzt dann die Arbeit der BVB-Leitstelle ein – in wenigen Minuten müssen hier Entscheidungen getroffen werden, die Auswirkungen auf ein ganzes Verkehrsnetz haben können.

Ein Ruf kommt herein, der Disponent geht per Headset ran. Ein Wagenführer der neuen FlexityBasel – erst seit November vergangenen Jahres in Betrieb und noch in der Einführungsphase – meldet eine technische Störung. Die Tram kommt nur noch langsam voran und hängt dem Fahrplan bereits einige Minuten hinterher. Der zweite Disponent schickt derweil ein Einsatzfahrzeug auf den Weg zur Tram. Der Netzservice-Mitarbeiter auf dem Einsatzfahrzeug kann kleinere Störungen beheben.

Derweil setzt der Infomanager einen Text für die rund 300 Infotafeln und für die Durchsagen an den Gleisen auf. „Früher vergingen bis zur Fahrgastinfo etwa 20 Minuten, heute sind es etwa drei“, erklärt Ronald Hennink, Leiter Netzsteuerung. Dem Unternehmen ist es sehr wichtig, die Fahrgäste rechtzeitig über mögliche Umleitungen oder Verzögerungen zu informieren. Dennoch haben Betrieb und Störungsbehandlung bei der Leitstelle absolute Priorität, wie Hennink erklärt. Daher wurde vor einem Jahr die Stelle des Infomanagers in der Leitstelle geschaffen, der sich in erster Linie um die Fahrgastinfos kümmert und damit die Disponenten in der Leitstelle entlastet und unterstützt. „Die Störung ist wieder behoben, es kann normal weitergehen“, ruft es durch den Raum. Der Infomanager nimmt die geplante – noch nicht gesendete – Fahrgastinfo über eine Streckenänderung heraus. Die Tram kann normal weiterfahren, die Leitstelle greift also nicht in den Betrieb ein. Als Fahrgastinfo geht nun lediglich raus, dass es auf dieser Strecke zu Verspätungen kommen kann.

Infomanager und Disponenten fahren wieder herunter, der Puls legt sich, von der Hektik von eben ist schlagartig nichts mehr zu spüren. Doch es wird nicht lange dauern, bis der nächste Ruf kommt. Bei einer Tramlinienlänge von insgesamt mehr als 65 000 Metern und einer Buslinienlänge von etwa 117 000 auf kleinem Raum kann es ständig zu Störungen kommen – manchmal sind es kleinere wie Falschparker, manchmal aber auch größere wie Unfälle.

„Man muss schon der Typ für diese Arbeit sein“, betont Leitstellenleiter Hennink. In Sekundenschnelle Entscheidungen treffen oder etwa verschiedene Störungen parallel bearbeiten zu müssen, kann enormer Stress bedeuten. „Manchmal kommen aber auch wir an unsere Grenzen und müssen uns geschlagen geben“, erinnert sich der BVB-Angestellte an den Sturm „Lothar“ im Dezember 1999. „Ein Container rollt über die Straße, eine umgerissene Tanne zerstört die Fahrleitung – im Minutentakt sind bei uns solche Botschaften eingegangen.“ Das Verkehrsnetz ist damals komplett zusammengebrochen. Es sind meist Naturereignisse wie „Lothar“, die für die Leitstelle eine enorme Belastung darstellen. Plötzlicher Eisregen hat etwa einmal die Fahrleitungen vereist, starker Schneefall führte gar zur Einstellung des Fahrbetriebs.

„Die Baustellen vor allem in den Sommermonaten, wo wir vom reduzierten Fahrgastaufkommen profitieren können, sowie der Verkehr insgesamt haben in den vergangenen Jahren zugenommen, somit ist auch unser Arbeitsaufwand größer geworden“, erklärt Hennink. Derzeit stellt etwa die große Baustelle beim Marktplatz eine hohe Belastung dar. Zahlreiche Tramlinien mussten umgeleitet werden, die Fahrgäste sollten aber dennoch möglichst nahe an die gesperrte Innenstadt gebracht werden. Doch Hennink und sein Team sind routiniert. Immer am Ende eines jeden Jahres bekommen sie einen Zeitplan aller im neuen Jahr anstehenden Baustellen in und um Basel, um bei Störungen Umleitungen planen zu können.

Gut zu tun hat auch der Personaldisponent, der ebenfalls in der Leitstelle sitzt. Er organisiert den Ersatz für kurzfristig krank gewordene Mitarbeiter. Wird ein Tramführer während der Fahrt krank, muss er schnell handeln und für eine Ablösung sorgen. Noch kniffliger wird es, wenn kurzfristige Umleitungen vorgenommen werden: Auch für Tramführer gibt es nämlich eine gesetzliche Höchstfahrzeit, die für einen Dienstteil bei fünf Stunden liegt. Die Ablösung wartet an der laut Dienstplan vorgesehenen Haltestelle. Doch wenn der Plan sich aufgrund Störungen ändern sollte, liegt es am Personaldisponent, dennoch für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.

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