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Basel Hinter jedem Fall steht ein Schicksal

Die Oberbadische
Bei einer Fahrt mit der Basler Fähre über den Rhein entspannt sich Tatortreiniger Sascha Torriani. Foto: Silvia Waßmer Foto: Die Oberbadische

Sascha Torriani und sein Team reinigen in Basel Tatorte / Einwandfreier Leumund ist Voraussetzung

Von Silvia Waßmer

Basel. Herzinfarkt, Selbsttötung oder Mord: Ursachen für einen Anruf bei Tatortreiniger Sascha Torriani gibt es viele. Allen Fällen gemein ist dabei, dass der Fundort des Verstorbenen einer gründlichen und professionellen Reinigung bedarf. Darum kümmert sich der Basler Tatortreiniger Sascha Torriani mit seinem Team.

„Es ist traurig, dass immer mehr Menschen tage- oder wochenlang tot in ihrer Wohnung liegen und niemandem ihr Verschwinden auffällt“, sagt Torriani. Er erzählt, dass solche Fälle in Basel immer häufiger würden und Nachbarn oder Angehörige oftmals erst durch den sich zunehmend ausbreitenden Verwesungsgeruch im betroffenen Gebäude Verdacht schöpften.

Sobald sich dieser bestätigt und die Polizei gegebenenfalls den Fundort untersucht, die Leiche identifiziert und den Tatort freigegeben hat, kommt das Reinigungs-Team der Tatortreiniger zum Einsatz. „Zuerst machen wir eine Bestandsaufnahme und schauen, was vorliegt“, erläutert Torriani, dessen Arbeitstag auch schon mal um zwei Uhr in der Früh beginnt. „Anschließend erstellen wir einen Einsatzplan, der später noch angepasst werden kann.“ Vor Ort werden dann nach einer kurzen Besprechung die Aufgaben zugeteilt. So sei zum Beispiel der „Frontcleaner“ für die erste Reinigung des Fundortes zuständig, der „Überwacher“ für die komplette Sicherheit am Einsatzort und der „Butler“ für die Versorgung mit Arbeitsmaterialien. „Mitunter gibt es auch Fälle, in denen bautechnische Maßnahmen notwendig werden.“ Vor allem wenn die Verstorbenen zu lange in der Wohnung gelegen haben, müssten Böden raus gerissen oder auch Tapeten abgekratzt werden.

Riskant seien am Einsatzort vor allem Krankheitserreger im Blut des Toten und im Raum befindliche Pilzsporen, erläutert der Fachmann und erklärt, dass der Grad der Bedrohung auf die Verwesungssituation ankomme. „Je länger jemand liegt, desto weniger Gefahr besteht“, sagt er, da die Bakterien, die für die Zersetzung sorgen auch die Krankheitserreger vernichteten.

Um die Mitarbeiter im Team ausreichend zu schützen, sei deshalb eine gute Ausrüstung wichtig, betont Torriani und beziffert die Kosten für eine solche auf etwa 2000 Franken.

Als Voraussetzungen für die Ausübung des Jobs, für den es in der Schweiz keine Ausbildung gibt, nennt er Grundwissen in Mikrobiologie, Chemie, Forensik und Kriminalistik. Zudem sollte ein Tatortreiniger über einen einwandfreien Leumund verfügen, kerngesund sein und seine Rechnungen bezahlen können, damit er nicht in Versuchung gerät, aus der Wohnung des Verstorbenen etwas zu entwenden.

„Hinter jedem Fall steckt ein Schicksal“, weiß Torriani, der den Beruf des Tatortreinigers aus Leidenschaft macht. Für ihn ist „die Dankbarkeit der Angehörigen und Betroffenen“ das Schönste an dem Beruf, der besonders dann sehr belastend sei, wenn Kinder in Fälle involviert seien.

In der Branche landete er durch Zufall: Im Fernsehen hatte der Basler eine Sendung über einen amerikanischen Tatortreiniger gesehen und sich aus Interesse über die Tätigkeit informiert. Im Jahr 2013 gründete er zusammen mit seiner Frau Saskia eine eigene Firma, nachdem er seit 2005 bereits in der Abteilung für Tatortreinigungen und Spezialreinigungen im Unternehmen seines Vaters tätig gewesen war.

Sein Betrieb gehört dem Verband Schweizerischer Tatortreiniger an, der es sich zum Ziel gesetzt hat, sicherheitsrelevante Normen in der Branche durchzusetzen.

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