Arlesheim (zet). Zum Finale machte das Stimmen-Festival an einer seiner schönsten Spielstätten Station: dem Domplatz im schweizerischen Arlesheim. Hier verbreiteten am Freitag Ernest Ranglin & Friends karibische Stimmung. Es ist bekannt: Musik hält jung. Trotzdem ist es immer wieder ein Erlebnis, wenn Musiker den Beweis führen. In Ernest Ranglins aufgewecktem Sextett behaupten sich die älteren Semester. Ranglin selbst feierte gerade seinen 84. Geburtstag. Schlagzeuger Tony Allen wird im August 76 Jahre alt. Ebenfalls mit dabei: der senegalesische Sänger und Multiinstrumentalist Cheikh Lô, der britische Keyboarder Alex Wilson nebst seinem Landsmann Courtney Pine am Saxofon sowie am Kontrabass der US-Amerikaner Ira Coleman. Sie kommen geografisch wie auch musikalisch aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen, spielen aber trotzdem miteinander, als würden sie sich schon aus dem Sandkasten kennen. Die meisten können auf ein filmreifes Musikerleben zurückblicken. Allen voran Ernest Ranglin, der auf Jamaika geborene Gitarrist, Ska- und Reggae-Mitentwickler, der auf dutzenden von Platten zu hören ist und Gitarristen auf der ganzen Welt beeinflusste. Ebenso Tony Allen, der charismatische Afrobeat-Pionier aus Nigeria, der als Schlagzeuger in Fela Kutis legendärer Formation „Africa 70“ berühmt wurde. Es ist ein schönes Bild, wie diese Allstars vor der Kulisse der Arlesheimer Domkirche und der benachbarten Domherrenhäuser die fried- und freudvolle Botschaft des karibischen Jazz und seiner diversen Verwandten entfalten. Die allesamt vielminutigen Stücke bestehen aus Reggae- und Ska-Standards nebst Nummern von Ernest Ranglin wie etwa seinem berühmten „Surfin“. Virtuose Solo-Beiträge und etliche afrikanische Musikverweise polieren das Ganze auf Glanz. So hält es im Verlauf des eineinhalbstündigen Konzerts immer weniger Besucher auf ihren Sitzen. Dafür vergrößert sich die Gruppe der Tanzenden, die sich auf der freien Fläche zwischen den Stuhlreihen und der eigens aufgebauten Zuschauertribüne versammeln. Selbst die Glockenschläge der Domkirche scheinen in den Rhythmus einzustimmen, was für allgemeine Heiterkeit sorgt. Ernest Ranglin hat ohnehin immer ein feines Lächeln im Gesicht - und das liegt nicht am Plektrum, das häufig zwischen seinen Lippen steckt. Mit rund 70 Jahren Bühnenerfahrung spielt er seine Gibson-ES-335-Gitarre noch immer kraftvoll, raffiniert und ausdauernd, angetrieben von rhythmischer Energie und musikalischer Begeisterung. Ebenso beständig wie beschwingt marschiert er über die Bühne, um musikalische Dialoge mit seinen Mitstreitern aufzunehmen. Während der ausgezeichnete Keyboarder Alex Wilson die Rolle des Conférenciers übernimmt und der umfassend talentierte Sufi-Sänger Cheikh Lô die Instrumente bei fast jedem Stück wechselt, verstreut Courtney Pine am Saxofon silbrige Solosprengsel. Ebenfalls toll: Pine bedient mit dem EWI-Blaswandler ein viel zu selten zu hörendes Instrument. Da hat Cheikh Lô keine Mühe, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen.