Basel Kampf gegen Krebs rechnet sich

Die Oberbadische
Roche hat 2014 knapp neun Milliarden Franken in die Forschung und Entwicklung investiert. Avastin spült Geld in die Kasse. Foto: Roche Foto: Die Oberbadische

Roche macht mehr Umsatz, aber weniger Gewinn / Pharma und Diagnostics können zulegen

Von Marco Fraune

Basel. Beide Standbeine von Roche sind gewachsen, doch der Konzerngewinn ist geschrumpft. Der zweite Pharmariese am Standort Basel hat gestern differenziert zu betrachtende Zahlen für das vergangene Jahr präsentiert. Trotz Frankenstärke hält die Führungsriege um Roche-Chef Severin Schwan am Basler Hauptsitz und den geplanten Investitionen in Milliardenhöhe fest.

Das satte Minus von 16 Prozent bei einem Konzerngewinn von 9,54 Milliarden Franken hat Gründe, die beim Finanzchef Alan Hippe keine Sorgenfalten erzeugen. Denn: Roche nutzte die Niedrigzinsphase am Kapitalmarkt. Die Roche-Gruppe refinanzierte einen Teil ihrer langfristigen Schulden. Kurzfristig bedeutet dies einen Verlust von 279 Millionen Franken, langfristig verspricht man sich davon erhebliche Zinseinsparungen. Hinzu kommen die Wertminderung von immateriellem Vermögen, die um 1,1 Milliarden Franken stiegen. Außerdem zu nennen sind noch Restrukturierungsprogramme, die mit 252 Millionen Franken zu Buche schlugen. Ohne diese außerordentlichen Positionen hätte laut Roche ein Plus beim Unternehmensgewinn von sechs Prozent gestanden.

Die Nettoverschuldung bezogen auf die Bilanzsumme stieg außerderm angesichts von milliardenschweren Akquisitionen zwar von elf auf 19 Prozent. Die 14 Milliarden Franken sind laut dem Finanz-Chef aber „keine Größenordnung, die schwierig ist“.

Insgesamt leicht gestiegen sind die Konzernverkäufe, die ein Prozent im Plus lagen. Fünf Prozent sind es, wenn konstante Wechselkurse zu Grunde gelegt werden. Hauptwachstumsträger ist das Onkologieportfolio, also der Verkauf von Medikamenten gegen Krebs.

Die dafür zuständige Division Pharma legte um ein Prozent zu (bei konstanten Wechselkursen vier Prozent). Leiter Daniel O’Day konnte für Perjeta und Kadcyla sogar ein Plus von 189 beziehungsweise 135 Prozent verweisen, womit er von einer „starken Aufnahme“ der neuen Krebsbekämpfungsmedikamente sprach. Das meiste Geld spülten aber mit Abstand die Medikamente MabThera/Rituxan mit 6,9 Milliarden Franken, Avastin (6,42 Milliarden) und Herceptin (6,28 Milliarden) in die Kasse. 36,7 Milliarden Franken an Einnahmen standen insgesamt zu Buche.

Die vom Umsatz her deutlich kleinere Sparte Diagnostics landete bei 10,77 Milliarden Franken, was ein Plus von drei Prozent (bei konstantem Wechselkurs sechs Prozent) bedeutet. Dessen Leiter, Roland Diggelmann, sieht als Wachstumstreiber vor allem die professionelle Labordiagnostik an.

Insgesamt beschrieb Schwan die vergangenen zwölf Monte als „ein gutes Jahr“. Das Augenmerk der Weltpresse wollte er gestern unter anderem auf Immuntherapien gegen Krebs lenken. „Das ist ein Bereich, in dem wir als Roche sehr viel investieren.“ So soll das körpereigene Immunsystem aktiviert werden, um gegen die Krankheit anzukämpfen. Schon sechs neue Wirkstoffe von Roche seien in die klinische Phase übergetreten. In Forschung und Entwicklung investierte Roche im Jahr 2014 knapp neun Milliarden Franken.

Für dieses Jahr rechnet Roche insgesamt mit einem Verkaufswachstum im tiefen bis mittleren einstelligen Bereich – bei konstanten Wechselkursen.

Mit der Entscheidung der Schweizerischen Notenbank (SNB), den Frankenkurs nicht mehr zu stützen, kann Roche leben. Als „nachvollziehbar und richtig“ bezeichnete Severin Schwan die Entscheidung sogar. Für den Basler Pharmakonzern sei der Wechselkurs zum Dollar wesentlich wichtiger. Dieser liege auf Vorjahresniveau. Auch gebe es in den USA, Europa, Japan und China vollständige Wertschöpfungsketten. Dass nur 18 Prozent der betrieblichen Ausgaben in der Schweiz anfallen, wurde ebenso betont. Am Bestand des Standorts Basel wird daher nicht gerüttelt. Auch die geplanten Investitionen von drei Milliarden Franken haben laut Schwan Bestand. „Nur Funktionen mit hoher Wertschöpfung können in der Schweiz angesiedelt werden“, setzt er aber auf die Innovationskraft am Rheinknie.

Dass die Dividende von acht Franken (plus drei Prozent) in der Schweizer Währung ausgezahlt wird, wurde laut dem Finanzchef schon vor der SNB-Entscheidung festgezurrt. „Wir haben vorsichtig gehandelt.“ Ein bisschen Glück sei natürlich nun auch dabei gewesen, erklärte Alan Hippe gestern.

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