Basel Kein Paradies für Raser

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Foto: zVg / Aargauer Kantonspolizei Foto: Die Oberbadische

Verkehrskontrolle: Kantonspolizei Aargau setzt auf mobile Lasermessgeräte

Als einziger Schweizer Kanton setzt man im Aargau im Auftrag der Politik auf unerwartete Tempokontrollen mit einem Lasermessgerät. Fixe Radarkästen gibt es im Kanton nicht. Das Ziel ist, schwere Verkehrssünder aus dem Verkehr zu ziehen.

Aargau (sda). Im Aargau, einem Kanton mit hoher Autodichte und vielen Autobahnen, lauert kein einziger „Blechpolizist“, um einen Verkehrssünder zu überführen. Stationäre automatische Verkehrsüberwachungsanlagen (AVÜ), wie die kostspieligen Hightech-Maschinen im Beamtendeutsch heißen, hat es im „Rüebliland“ noch nie gegeben.

Die Polizei setzt auf den Überraschungseffekt bei Straßen, auf denen einige Fahrer immer wieder gefährlich schnell fahren. „Mobile Kontrollen zeigen die größere Wirkung als stationäre Anlagen“, gibt sich der Bau- und Verkehrsdirektor Stephan Attiger (FDP Schweiz) überzeugt.

Attiger sieht sich auf dem richtigen Weg. Er verweist auf die Tatsache, dass es im Aargau im Vergleich mit den Nachbarkantonen eine geringe Zahl von Unfällen und Verletzten gibt. „Wir setzen den Fokus auf grobe Verkehrsverletzungen“, sagt Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei.

Die Polizei besitzt ein hochmodernes Lasermessgerät und zwei Radargeräte. Bei einer Lasermessung an einer Außerortsstrecke sind insgesamt sechs Polizisten im Einsatz: Zwei bedienen das Lasermessgerät und je ein Zweierteam ist vor und nach dem Messstandort stationiert.

Ist ein Auto- oder ein Motorradfahrer deutlich zu schnell unterwegs, so wird er gleich angehalten. Die Polizei überprüft die Personalien und die Fahrtüchtigkeit – und nimmt dem Fahrer unter Umständen den Führerschein ab. „Es tut dann sofort weh und nicht erst, wenn zwei Wochen später ein Brief nach Hause kommt“, betont Graser. Es kommt auch vor, dass der Fahrer zu Hause aufgesucht werden muss, weil er sich zuvor geweigert hat, anzuhalten.

Im Juni gab es 24 Kontrollen mit dem Lasergerät. Der schnellste Fahrer fuhr 154 Kilometer pro Stunde – obwohl an der Messstelle nur 80 km/h erlaubt sind. Der Toleranzwert des Messgeräts beträgt drei Kilometer pro Stunde. 39 Mal wurde der Führerschein entzogen, und vor Ort wurden 19 Ausweise zu Händen des Straßenverkehrsamts abgenommen.

Liegt das Tempo außerorts um 30 Kilometer pro Stunde über dem erlaubten Wert, so kommt automatisch die Staatsanwaltschaft ins Spiel. Sie lässt das Auto vorsorglich beschlagnahmen.

Mit einem Radargerät wurden im Juni in den Nachtstunden zudem neun Kontrollen gemacht. Ein Fahrer fuhr auf der Autobahn 197 km/h schnell.

Bereits Ende der 1990er Jahren diskutierten die Politiker im Kantonsparlament „über ortsfeste, automatische Geschwindigkeitsradargeräte“, wie es im Parlamentsprotokoll heißt. Der Große Rat lehnte es dann im Jahr 2004 knapp ab, die Regierung die Einführung von „Blechpolizisten“ prüfen zu lassen.

Auch 13 Jahre später bleibt alles so, wie es ist: Im Aargau stehen keine fest installierten Radargeräte. Das hat das Parlament im Mai erneut bestätigt. Vor allem Kantonspolitiker von SVP und FDP wollen nichts von „Blechpolizisten“ wissen. Es gehe um Verkehrssicherheit, eine Abzockerei wolle man nicht, lautet der Grundtenor.

Den Gegenstandpunkt vertritt Jürg Caflisch, SP-Großrat und Präsident der Aargauer Sektion des Verkehrsklubs der Schweiz (VCS). Die Überschreitung eines Tempolimits scheine ein Kavaliersdelikt zu sein. „Seit wann ist es Abzocke, wenn Verstöße gegen die Verkehrsregeln, die klar sind und in jedem Theorieunterricht vermittelt werden, geahndet werden?“, gibt Caflisch zu bedenken

Die Kantonspolizei habe mit ihrer Taktik großen Erfolg, betont SVP-Großrat Martin Keller im Parlament: „Der Kanton Aargau ist bei der Biker-Szene am Wochenende nicht beliebt. Die fahren hier nicht gerne, weil sie nie wissen, wo die Anlagen stehen. In Zürich weiss man, wo die fest installierten Radaranlagen sind. Da kann man sich anpassen.“

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