Basel Klangschön und lupenrein

Die Oberbadische
Für ein Fest der Stimmen sorgten beim „Stabat Mater“ in Riehen der Star-Countertenor Valer Sabadus (links) und der Altus Christophe Dumaux. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Pergolesis „Stabat Mater“ im Landgasthof Riehen mit zwei Countertenören

Von Jürgen Scharf

Riehen. Chor oder Solo? Männer- oder Frauenstimmen? Was ist richtig beim „Stabat Mater“ von Pergolesi, dem berühmtesten und am häufigsten aufgeführten der Musikgeschichte? Beim Sonderkonzert in der Reihe „Classiques!“ im Landgasthof am Karsamstag entschied man sich mit der Cappella Gabetta und zwei Countertenören für eine solistische Besetzung und ein kleineres Barockensemble.

Das war sicher eine Interpretation in historisch informierter Aufführungspraxis, dazu glorios, was die beiden Vokalsolisten betrifft. Der Counter-Boom ist noch immer voll im Gang, und in Riehen stellten sich mit dem jungen Valer Sabadus ein Newcomer und Shooting-Star der Counterszene vor, der schon in ähnlichen Regionen wie Jaroussky und Scholl angesiedelt wird. Namhaft und vokal singulär auch sein Duettpartner, der Altus Christophe Dumaux.

Bei diesem unsterblichen „Stabat Mater“, das Bach sogar „gecovert“ hat – Pergolesis Version schlägt alle anderen – hört jeder auf den Beginn mit der berühmten Sekunde. Wie wird sich da diese Besetzung mit Countertenören machen? Um es gleich vorweg zu nehmen: vollkommen natürlich, klangschön und gesanglich lupenrein.

Die Präsenz der außergewöhnlichen männlichen Singstimmen war den ganzen Abend über prickelnd, die Ausgeglichenheit exquisit, aber auch genügend kontrastreich für die Unterscheidung Sopran und Alt.

Counter-Timbres ähneln sich zwar immer, doch hier waren Unterschiede im klanglichen Detail und in den Stimmfärbungen zu hören: Sabadus hat eine große vokale Empfindsamkeit, ein warmes und angenehm rundes Organ ohne Schärfen in der Höhe. Er kann seine Koloraturen exakt formen, hat zudem einen betörenden Wohlklang, klingt gänzlich ungequält und ungekünstelt.

Einen nicht ganz so direkten Stimmklang weist der männliche Alt auf, aber Dumaux hat ein ebenso schillerndes Timbre, er erscheint etwas strenger, dafür farbenreich und dramatisch-sinnlich, zudem ist er ungemein versiert in Verzierungen der Melodien.

Die raumgreifendere Stimme hat fraglos Sabadus, der die Koloraturen mit einer Geläufigkeit singt, die ihresgleichen sucht: eine Stimme, die sich schwerelos entfaltet und aufblüht. Von beiden hörte man in dieser Marienklage intensiv-beseelten Gesang, durchaus auch etwas opernhaft. Eine Offenbarung war der Zusammenklang beider Stimmen in den Duetten.

Spitzeninterpreten Alter Musik

So erklang ein Pergolesi, der stimmlich, aber auch stilistisch keine Wünsche offen ließ, dank dieser beiden Spitzeninterpreten der Alten Musik. Natürlich standen für die Stimm-Fans der Countertenor und der Altus im Mittelpunkt, zumal sie sich nicht nur in dem Megahit von Pergolesi, sondern auch schon im ersten Teil in kirchlichen Vokalwerken und Salve Regina-Vertonungen bravourös verausgabten. Das war allein schon ein ausgewachsenes Kirchenkonzert für sich.

Während das Salve Regina von Nicola Porpora große Virtuosität und opernhafte Gestik von Sabadus verlangte, vor allem in den brillanten Koloraturen, glänzte Dumaux in Vivaldis sakraler angelegter Vertonung, die Porpora gegenübergestellt wurde, in Verzierungen mit vollerem Altregister und klangfarblicher Feinabstimmung – einer schöner als der andere.

Die Begleitung durch die Cappella Gabetta unter Leitung des motivierenden Barockgeigers Andrés Gabetta, der einmal solistisch höchst virtuos in Erscheinung trat, war wie immer sehr flexibel und speziell barock.

Auffallend, dass dieses Ensemble mit starken Affekten begleitet, vor allem im populären „Stabat Mater“ – aber das passt ja zu diesem geistlichen Werk mit seiner Mischung aus Oper, Andacht und Schmerzensmusik. Das sonst eher zurückhaltende Riehener Konzertpublikum feierte die Künstler mit anhaltenden Standing Ovations für dieses Klangereignis.

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