Basel Kontrolliert Druck ablassen

Die Oberbadische

Geothermie-Bohrloch wird schrittweise geöffnet

Sechs Jahre lang war das Kleinhüninger Geothermie-Bohrloch verschlossen. Nun soll es in einem zehn Wochen dauernden Prozess schrittweise geöffnet werden, um Druck abzulassen und die Gefahr weiterer Erdbeben einzudämmen.

Von Adrian Steineck

Kleinhüningen. Erstaunlich unscheinbar sieht das Bohrloch aus: eine abgesicherte Öffnung von 60 Zentimetern Durchmesser, die 5000 Meter in die Tiefe reicht und an ihrem unteren Ende noch 20 Zentimeter durchmisst. Wer also beim gestrigen Pressetermin erhoffte, einen Blick in das Erdinnere zu erhaschen wie weiland die Forscher in Jules Vernes Roman „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, der wurde notwendigerweise enttäuscht.

Bei aller Unscheinbarkeit aber gingen von diesem Ort in den Jahren 2006 und 2007 mehrere Erdbeben mit einer Stärke von 2,8 bis 3,4 auf der Richterskala aus. Zum Vergleich: Ab einer Stärke von 2,5 sind Erdbeben überhaupt für den Menschen wahrnehmbar, darunter sprechen Fachleute von sogenannten Mikrobeben.

Eine Zunahme solcher Mikrobeben in den vergangenen sechs Monaten ist der Grund, warum das Bohrloch nun wieder geöffnet wird. Kosten wird die zehnwöchige Aktion, die von den Industriellen Werken Basel (IWB) getragen wird, etwa 800 000 Franken. Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt hatte im März über diese Öffnung informiert.

Erik Rummer von den IWB erinnerte an die Ursache der Beben, die damals auch auf deutscher Seite deutlich zu spüren waren und Schäden an Gebäuden verursachten. „Wir wollten ein Geothermiereservoir in 5000 Metern Tiefe anlegen und haben dafür heißes Wasser in das Gestein gepumpt“, sagte er. Nach den Erdstößen aber sei das Projekt gestoppt worden.

Im Jahr 2009 schob der Basler Große Rat dem Projekt endgültig einen Riegel vor, 2011 schlossen die Verantwortlichen der IWB das Bohrloch. Unbeaufsichtigt blieb es nicht: Hochsensible Geräte messen pausenlos Druck und Temperatur in dem Bohrloch, alle 15 Minuten wird der Wert zudem festgehalten und im Bedarfsfall an den SED – die Abkürzung steht für den Schweizer Erdbebendienst oder Swiss Seismological Service – weitergeleitet. Der SED überwacht das Bohrloch im Auftrag des Kantons Basel-Stadt.

Dass sich in dem Loch weiterhin etwas tut, verdeutlichte Sascha Pfändler, der IWB-Projektleiter. „Als wir das Bohrloch geschlossen haben, hatten wir einen Druck von null Bar, mittlerweile sind es 8,5 Bar.“

Dieser soll nun schrittweise abgebaut werden. Deshalb wurde erstmals in der vergangenen Woche über ein fein regulierbares Ventil am Bohrkopf Druck abgelassen. Dieser Prozess dauerte rund sechs Stunden, wie Pfändler sagte. Weil dabei keine besonderen seismischen Ereignisse registriert wurden, können die Arbeiten wie vorgesehen fortgesetzt werden.

Dass bei einem Druck im Bohrloch von 8,5 Bar auch Wasser austrat, überraschte die Fachleute nicht. Insgesamt 20 Kubikmeter Wasser seien es gewesen, die aufgefangen und später in die Kanalisation geleitet wurden.

Das Bohrloch wird nun über einen Zeitraum von zehn Wochen wöchentlich geöffnet und wieder verschlossen. Dabei soll der Druck laut IWB jedes Mal um ein halbes bis ein ganzes Bar verringert werden. Danach soll das Loch als Messstation erhalten bleiben.

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