Basel „Kung Fu ist meine Leidenschaft“

Die Oberbadische

Mondfest begeistert 6000 Besucher / Begegnung mit chinesischer Kultur / Tanzen gegen negative Energie

Von Michael Werndorff Basel. Kalligrafie- und Sprachkurse, kulinarische Köstlichkeiten sowie Tanz und Gesang: Ein vielfältiges Programm hat am Samstag rund 6000 Besucher des Mondfestes in Basel begeistert. Bereits zum sechsten Mal bot das Fest auf dem Kleinen Münsterplatz Gelegenheit, die chinesische Kultur kennenzulernen.

Acht Schüler haben sich eingefunden, um spontan einige Brocken Chinesisch zu lernen. Schnell sind die ersten Vokabeln verinnerlicht sowie die Aussprache geübt, wohl wissend, dass man viel Ausdauer und Ehrgeiz aufbringen muss, um sich die Sprache des Reichs der Mitte anzueignen. „Etwa zwei bis drei Jahre dauert es, bis man 1000 Schriftzeichen beherrscht“, erklärt Aihua Ries aus Basel. Seit 2005 hält sie an der Volkshochschule beider Basel Chinesisch-Kurse. Damit könne man schon Zeitung lesen und sich unterhalten, sagt die Chinesin, die schon immer Lehrerin werden wollte. „Insgesamt gibt es 50 000 Schriftzeichen.“

Deutlich weniger Symbole braucht es indes, um seinen eigenen Namen zu schreiben, erfahren die Besucher an einem weiteren Stand. Mit leichtem Schwung lässt Angela Hänggi-Yu einen Pinsel über Papier gleiten. „Das ist dein Name auf Chinesisch“, sagt sie einem kleinen Jungen, der zunächst ungläubig schaut, dann aber zum Pinsel greift und die Symbole konzentriert nachzeichnet. Kalligrafie ist eine Jahrtausend alte Kunst, die Hännggi-Yu in Kursen vermittelt. Mit Tusche, Pinsel und Papier arbeitet auch die Künstlerin Soe Vai Keng aus Macao, die seit zwei Jahren in Sissach lebt und im Rahmen des Mondfests ihr Können präsentiert. „Es ist sehr schwierig in China, das richtige Papier zu bekommen, geradezu unmöglich ist es in Europa“, beantwortet der befreundete Maler Martin Zeller die Frage eines Besuchers. „Das wird mehr oder weniger unter der Hand gehandelt, leider. Gute Händler findet man nicht leicht.“

Leichter haben es dagegen die Mitglieder der „Hung Kuen Kung Fu Association Switzerland“, die den traditionellen Löwentanz aufführen – dieser darf in China bei keinem wichtigen Anlass fehlen, weiß Thomas Bollag. Das farbenfrohe Löwenkostüm mit dem imposanten Kopf hat er aus Hong Kong, ein weiteres hat ihm sein Lehrer geschenkt. „Kung Fu ist meine Leidenschaft“, betont der Basler, der mit seiner Gruppe schweizweit unterwegs ist und von chinesischen Gemeinden eingeladen wird. „Die freuen sich, wenn wir den Tanz aufführen, schließlich bringt dieser Glück, Erfolg und vertreibt schlechte Energie.“ Ausdauer, Kraft und Technik müsse man beherrschen, um authentisch zu sein, deswegen wird regelmäßig geprobt. „Ich mache das schon seit 15 Jahren, ausgelernt habe ich allerdings noch nicht“, betont Bollag, der Trommel spielt und dem Tanz den nötigen Rhythmus verleiht. Allerdings erfahre er bisweilen Kritik, denn es gebe durchaus Traditionalisten, die Ausländer im Löwenkostüm nur ungern sähen. Doch nicht so am Mondfest. Durchweg positiv sei die Resonanz, freut sich Bollag, der sich schon für das Chinesische Neujahrsfest vorbereitet. Dann heißt es wieder trommeln und tanzen gegen negative Energie.

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