Basel Lebensqualität trotz Verdichtung

Die Oberbadische
Das St. Johans-Quartier in Basel wird in Richtung Norden wachsen. Dort sollen neue Wohn- und Gewerbeflächen entstehen, wie das Planungsamt von Basel-Stadt mitteilt. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Stadtplanung: Der Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen steigt stetig / Zersiedelung vermeiden

Von Michael Werndorff

Basels Wirtschaft floriert, dementsprechend wächst der Bedarf an neuem Wohnraum und zusätzlichen Gewerbeflächen. Der steigenden Nachfrage will der Kanton verstärkt mit baulicher Verdichtung begegnen, wie gestern im Rahmen einer Wanderausstellung erklärt wurde. Diese soll die Bürgerbeteiligung fördern, hoffen die Initiatoren.

Basel. „Der starke Zuzug von Arbeitskräften fordert Lösungen, und bauliche Verdichtung ist eine“, betonte Thomas Kessler, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung anlässlich der Wanderausstellung „Basel findet statt“, welche diese Woche auf dem Vogesenplatz Station macht. Ziel der Stadtplaner ist es, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen und einen Dialog anzustreben sowie auf die anstehenden Veränderungen aufmerksam zu machen.

Basel sei noch lange nicht fertig gebaut, erklärte er am Beispiel der Stadtgeschichte, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert einen dynamischen Höhepunkt erfuhr. Die Zukunft werde aber aufgrund des technologischen Fortschritts ein anderes Stadtbild erschaffen: „Wie eng Produktionsstandorte und Wohnen zusammenrücken werden, ohne mehr Land zu verbrauchen, wird von technischen Quantensprüngen beeinflusst“, verwies Kessler auf die nachhaltige und emissionsarme Energiegewinnung. Gleichzeitig soll im Zuge der Verdichtung die Lebensqualität nicht auf der Strecke bleiben.

Dass dieses Bild keine Zukunftsmusik ist, zeigt das Projekt „Werkarena“, ein mehrgeschossig befahrbarer Gewerbepark, der an der Neudorfstraße entstehen soll. Laut Architekt Thomas Schnabel ist vorgesehen, verschiedene gewerbliche Nutzungsformen wie Logistik, Dienstleistung oder Handwerk zu kombinieren, womit ein Gewerbecluster entstehe, das den Bedürfnissen verschiedener Branchen gerecht werden könne. „Basel ist ein Verdichtungslabor“, beschrieb Schnabel die Entwicklung in der Stadt am Rheinknie.

Ziel der baulichen Veränderung ist es, mehr Gebäudefläche bei möglichst wenig Flächenverbrauch zu schaffen, kommentierte Martin Sandtner, Leiter des Planungsamtes von Basel-Stadt die Veränderungen im St. Johanns-Quartier. Das Quartier, in dem 19 000 Menschen wohnen, soll in Richtung Norden wachsen, wo – teils auf Industriebrachen – neuer Wohn- und Gewerberaum geschaffen wird.

Kritik an den Plänen äußerte bereits der Gewerbeverband von Basel-Stadt, der befürchtet, Gewerbeflächen zu verlieren. Diese Sorge sei unbegründet, betonte Sandtner. Vielmehr würden neue Flächen erschlossen, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch von Seiten des Vereins Ökostadt-Basel wird die bauliche Verdichtung kritisch gesehen, wie Präsidentin Katja Hugenschmidt betonte: „Offene Flächen müssen erhalten beziehungsweise aufgrund der Bautätigkeit kompensiert werden. Die Verwaltung muss sich hier etwas einfallen lassen.“ Doch gerade weiterer Flächenverbrauch und die Zersiedlung der Landschaft wolle man vermeiden, entgegnete der Amtsleiter.

Dass Verdichtung durchaus auf Skepsis stoßen kann, zeigt sich am Kleinbasler Landhofareal. Dem Vorhaben, auf dem ehemaligen Fußballfeld des FC-Basel Wohnungen zu bauen, wurde an der Wahlurne eine deutliche Abfuhr erteilt.

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