Bis zum Jahr 2020 muss der Autoverkehr in der Stadt am Rheinknie um zehn Prozent reduziert werden. Mit einer gestern vorgestellten Initiative will der Gewerbeverband Basel-Stadt nun daran rütteln, wobei Direktor Gabriel Barell mehrmals den deutschen Altkanzler Konrad Adenauer zitierte. Von Marco Fraune Basel. Mehr als 1000 Gäste bekamen beim gestrigen Neujahrsempfang des Gewerbeverbandes nicht nur Getränke und Häppchen gereicht, sondern auch zwei neue Initiativen, welche die kantonale Verkehrspolitik auf den „Weg des Miteinanders“ führen sollen. „Jeder Verkehrsträger hat seine Berechtigung und seinen optimalen Einsatzzweck. Diesem Umstand muss eine Stadt Rechnung tragen. Alle Verkehrsträger sollen gleich behandelt und gefördert werden“, erklärte Barell in seiner Ansprache. Auch er weiß, dass sich die Basler Bürger auf das Zehnprozent-Ziel festgelegt haben, auf das die Regierung stets verweist. Doch hier hält es der Gewerbeverbands-Direktor mit Adenauer. „Man braucht nicht immer denselben Standpunkt zu vertreten. Denn niemand kann einen daran hindern, klüger zu werden.“ So habe laut Barell die Mehrheit der Bevölkerung eingesehen, dass die zehn Prozent zu ambitioniert seien. Die Rahmenbedingungen hätten sich angesichts eines signifikanten Bevölkerungswachstums, der zunehmenden Elektromobilität, sinkender Immissionen und eines ausgelasteten öffentlichen Personennahverkehrs geändert. Im Stil Adenauers werde aber an der Reduzierung festgehalten, der sagte: „Meine Meinung steht fest. Irritieren Sie mich nicht durch Tatsachen.“ Und eine davon ist für Barell: „Die Zehn-Prozent-Grenze ist unrealistisch.“ Das gegeneinander Ausspielen der verschiedenen Verkehrsträger soll mit der ersten Initiative „Zämme fahre mir besser“ beendet werden. Die zweite Initiative lautet „Parkieren für alle Verkehrsteilnehmer“. Der Name ist dabei Programm. Für Velos, Roller, Motorräder sowie Autos soll es ausreichend Parkflächen auf öffentlichem Grund geben. Barell: „Denn neben der Mobilität ist auch die Immobilität wichtig.“ Auch das sei in den vergangenen Jahren immer mehr in Vergessenheit geraten. „Es sind klammheimlich Parkmöglichkeiten verschwunden, Woche für Woche, einfach wegradiert. Auch unter dem Deckmantel der Zehn-Prozent-Verkehrsreduktions-Zielsetzung.“ Anwohner würden von neuen Parkplätzen ebenso profitieren wie Ladeninhaber und Gewerbetreibende, ist sich der Basler Gewerbedirektor schon jetzt sicher. Die Zwillingsinitiative will laut dem Gewerbeverband Basel-Stadt mit der jahrelangen Frontenbildung und -pflege zwischen motorisierten und nicht motorisierten Straßen- und Parkraumbenutzern aufräumen. Barell ist überzeugt: „Diese Initiativen werden nicht nur in Windeseile zustandekommen, sie werden auch bei der Regierung offene Türen einrennen.“ Der Gewerbeverband muss für die Initiativen je 3000 Unterschriften sammeln. Der Präsident des Gewerbeverbandes, Marcel Schweizer, setzte in seiner Rede auf „weniger Verhinderer und mehr Ermöglicher“. Verhinderung von möglichst vielem und um welchen Preis auch immer sei keine brauchbare Perspektive. Die Wende zum Besseren sollen die Großratswahlen im Herbst bringen. Schweizer hofft, dass dann mehr Unternehmer in die Politik gehen. Im Kanton müssten neue Wege gegangen werden, auch weg von der politischen Debatte, die von Lagern geführt werde und einem Diskurs, der geprägt sei von Ideologien. „Gefragt ist jetzt eine Kultur der Kooperation. Aufeinander zugehen. Einander leben lassen auf den 37 Quadratkilometern, die wir haben.“