Basel Merkwürdiges im Wunderland

Die Oberbadische

Ausstellung: Spielzeugmuseum Riehen stellt Perspektiven auf den Kopf

Von Gabriele Hauger

Riehen. „Alice im Wunderland“ – der Titel weckt Assoziationen, lässt an fantasievolle Traumwelten denken. Der gleichnamige Klassiker von Lewis Carroll lässt bekanntlich die Titelheldin Alice, die einem seltsamen Kaninchen in seinen Bau folgt, in eine bizarre Wunderwelt eintauchen, in der gewohnte Perspektiven auf den Kopf gestellt werden.

Dieses Phänomen wird von einer aktuellen Ausstellung im Spielzeugmuseum Riehen aufgegriffen, die den Titel „Merk- und merkerwürdig. Im Wunderland“ trägt. Auf kleiner, aber kompakter Fläche begegnet der Besucher allerlei skurrilen Merkwürdigkeiten.

Der Einstieg ist vielversprechend. Vom Innenhof des Museums im Herzen Riehens geht es durch eine Art Holztunnel, akustisch untermalt, hinein ins Ausstellungs-Labyrinth. Man wird quasi hineingezogen in diese Welt, in der alles anders ist. Ein Vorhang beiseite, eine Tür aufgestoßen, und in einem kleinen Spiegelkabinett werden die Proportionen umgedreht. Auf weichen Teppichen lässt sich in drei mannshohen Spiegeln der eigene zusammengestauchte oder in die Länge gezogene Körper begutachten – ein bekanntes, dennoch immer wieder verblüffendes Phänomen, das man von Jahrmärkten kennt und die Frage aufwerfen soll: „Wer in aller Welt bin ich?“.

Das Thema Wachstum und Größe, die eigene Wahrnehmung und die der einen umgebenden Welt spielt in dem 1865 erschienenen Buch ja eine große Rolle – und zieht sich leitmotivisch durch die Ausstellung. Fragen, die der Besucher an sich und seine Umwelt stellen soll.

Alice verändert immer wieder ihre Körpergröße, und die Begegnungen, die sie auf ihrem Wandel durch das Wunderland hat, fordern ihr Weltbild heraus. Die Ausstellungsmacher gestalten dies durch kleine, ganz verschachtelt angelegte Mini-Kabinette, inszenierte Räume, angefüllt mit Szenen und Figuren aus Alices Reise. Immer wieder finden sich Text-Auszüge aus dem Roman, dazu Audios, Installationen unter Einbeziehung vieler Objekte aus der Sammlung des Museums.

Die Hauptperson der Ausstellung ist dabei aber der Besucher selbst: seine Perspektiven, Empfindungen, Assoziationen. Zum Beispiel, wenn er auf die sich verrückt drehenden Zeiger dreier Uhren blickt; wenn in einem dem Roman entsprechenden zeitgemäß eingerichteten Esszimmer mit Kristalllüster auf dem üppig gedeckten Tisch Tassen wackeln oder sich wie von Geisterhand bewegt drehen; oder wenn er den Kopf in einen Hut steckt und dann Popmusik hören kann, die von dem wundersamen Roman inspiriert oder beeinflusst wurde, beispielsweise von Chick Corea.

Bewegliche Glasbilder, die Wahrnehmung verzerrende Glaslupen, Schattentheater-Szenen: Es lassen sich auf kleiner Fläche viele Details erkunden. Der Besucher muss sich ducken, um eine Nische mit Ohrensessel zu betreten, wo er lesen, stöbern und schauen kann. Er öffnet kleine und große Türen, schiebt Vorhänge beiseite, entdeckt immer wieder neue Szenen und Details. Oder er schaut sich die 1. Verfilmung des Romans von 1903 an, betrachtet auf weiße Vorhänge projizierte weitere Verfilmungsbeispiele, vertieft sich in die surrealen 3D-Bilder mit ihrer Traumwelt-Ästhetik. Auf Knien kann er dann am Ende der Ausstellung seinen Kopf durch ausgesägte Löcher stecken, den Blick gerichtet auf duftige Wolkenbilder.

Überall wecken Objekte Assoziationen zu Figuren des Romans: Von den Spielkarten-Menschen bis zu den verschiedenen sprechenden Tiergestalten. Und doch geht es den Ausstellungsmachern im Wesentlichen darum, den Blick des Betrachters auf sich selbst zu lenken. Ob und wie er sich von dieser Wunderwelt einfangen lässt, mag so individuell ausfallen, wie der Mensch eben ist.

 bis 16. Mai, täglich außer Dienstag, 11 bis 17 Uhr

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