Mit Pfeffer im Allerwertesten

Von Jürgen Scharf

Basel. Top, die Wette gilt: Kann man aus einem gewöhnlichen Blumenmädchen, das in schlimmem Gossenjargon redet, eine piekfeine Lady machen? Seit dem unsterblich gewordenen Musical „My Fair Lady“ weiß man: Es geht!

Dem Phonetikprofessor Henry Higgins gelingt das Kunststück, die ungehobelte Eliza Doolittle umzuerziehen, mit der weltberühmten, in Musik gesetzten Sprechübung „Es grünt so grünt, wenn Spaniens Blüten blühen“. Wie diese Verwandlung der Straßengöre in eine anmutige Lady verläuft, das zeigt die Neuinszenierung des Welterfolgs der Wertmarke „Lerner & Loewe“ im Häbse Theater Basel.

Dort gibt das Ateliertheater Riehen ein mehrtägiges Gastspiel mit diesem Musical nach dem Theaterstück „Pygmalion“ von George Bernard Shaw und der bekannten Verfilmung.

Es beginnt damit, dass Eliza auf der Straße ihre Blumenkörbchen in breitestem Berliner Dialekt an den Mann bringen will. Belauscht wird sie dabei von dem prahlerischen Phonetiker Higgins, der mit seinem Freund Pickering Sprachstudien auf der Straße betreibt. Eliza schnappt auf, dass sie in einem halben Jahr zu einer Dame mit eigenem Blumengeschäft werden könnte und will unbedingt Sprachunterricht nehmen. Die Lektionen gestalten sich allerdings schwierig, denn mit den berühmten Blüten, die nirgends so grün grünen wie in Spanien, hat es seine Tücken.

Da heißt es intensives Sprachtraining machen von morgens bis nachts, Vokale kauen, Konsonanten spucken und manche Sprachkröte schlucken – versüßt mit Pralinen und erschwert mit Kieselsteinchen im Mund. Aber nur so lernt man akzentfrei sprechen. Eliza merkt bald, dass sie zum Versuchsobjekt der Sprachforscher geworden ist. Und natürlich gibt es herrliche Rückfälle wie beim Derby in Ascot, wo Eliza dem Rennpferd am liebsten Pfeffer in den Allerwertesten streuen will.

Das sind amüsante Szenen in dieser der Operette nahe stehenden Inszenierung von Dieter Ballmann, die in einer kammermusikalischen Fassung von Barbara Kleiner (Leitung am Klavier) das Musical zur Musikkomödie zurückbaut. In einer Triobesetzung mit Klavier, Violine und Klarinette kommt dennoch der Esprit und Charme der unverwechselbaren spritzigen Ohrwürmer von Frederick Loewe („Wäre det nich wundascheen“) gut rüber.

Die Ausstattung vermittelt echtes Zeitkolorit inklusive eines originalen Phonographen (Bühnenbild und Kostüme: Dietlind Ballmann).

In den Hauptrollen spielen „Stars“ der Burgfestspiele Rötteln. Mit Birgit Niethammer als rotzfrecher Göre mit Straßenslang gibt eine ausgebildete Schauspielerin und Musicalsängerin die unverblümt eigensinnige Eliza. Von der „hässlichen Rinnsteinpflanze“, die entzückend ordinär kreischen und heulen kann und erst durch Seife „verhübscht“ wird, mausert sie sich zur attraktiven jungen Lady.

Mit Higgins’ rauen Manieren kommt Egon Klauser sehr gut zurecht. Den bärbeißigen eingefleischten Junggesellen, der nichts mit Gefühlen für Frauen am Hut hat, gibt er überzeugend und mit wohltönendem Sprechgesang. Als typisch britischer Gentleman mit perfekten Manieren hat Nico Deleu als Oberst Pickering immer Mitleid mit der gepiesackten Eliza, der ihr Vater (Dieter Ballmann als schlitzohriger Doolittle) in die Parade fährt.

Die snobistische Gesellschaft ist trefflich verkörpert durch Hedy Kaufmann als Mrs. Higgins und Consuelo Perez als blasierte Dame der besseren Kreise. In einer Nebenrolle gefällt Dietmar Fulde als Straßenhändler mit Bauchladen. Am Schluss gibt es ein Happy End: Erziehungsexperiment geglückt!

u  Weitere Aufführungen finden am 23. und  24. Oktober, 20 Uhr, und am 25. Oktober, 17 Uhr, statt. Vorverkauf unter Tel. 0041/61 69 14 446