Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Elsass zurück an Frankreich, und die Regierung stellte das Reden in Mundart unter Strafe. „Schüler bekamen den Rohrstock zu spüren, wenn sie sich in der Sprache ihrer Eltern unterhielten“, sieht Scherb die Bildungspolitik seit 1945 durchweg nationalistisch ausgerichtet. Dabei biete Mehrsprachigkeit – auch das Beherrschen eines identitätsstiftenden Dialekts – nur Vorteile, betont der Ruheständler. Er sieht einen tiefen Riss zwischen dem politischen Paris und dem Traditionsbewusstsein der Elsässer.
Doch nicht nur die Menschen im Grenzgebiet zu Deutschland und der Schweiz seien von den Auswirkungen der Bildungspolitik betroffen, Gleiches gelte für Basken, Bretonen, Korsen, Katalanen und Flamen. „Es ist eine Art Totalitarismus, unter dem Regionalsprachen und -Kulturen leiden“, sieht Scherb Handlungsbedarf. Anders als Deutschland hat Frankreich nämlich nicht die europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen unterschrieben, lediglich ein Gesetz aus dem Jahr 1953 leitete eine Abkehr von der restriktiven Sprachenpolitik ein, ohne eine Förderung der Regionalsprachen festzuschreiben.
Ein Gesetz zum Schutz der Regionalsprachen