Basel Nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Die Oberbadische
Foto: zVg/Heinz Göttlich Foto: Die Oberbadische

Rheintalsperrung stellt Logistikunternehmen vor große Herausforderungen

Von Michael Werndorff und Adrian Steineck

Die Sperrung der Rheintalstrecke bei Rastatt hat massive Folgen für Unternehmen und Spediteure dies- und jenseits der deutschen Grenze. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) arbeiten intensiv daran, den Güterverkehr über andere Trassen abzuwickeln.

Basel. Es sei eine sehr schwierige Lage, in der man sich derzeit befinde, erklärte SBB-Sprecher Christian Ginsig gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Betroffen von der Streckensperrung, die wohl noch bis zum 26. August andauern wird, seien bei SBB Cargo täglich 60 Züge bei der Übernahme in Basel, hinzu kommen 80 Züge von SBB Cargo International, die an Spitzentagen die Landesgrenze passieren. Während auf der deutschen Seite im Weiler Umschlagbahnhof weitgehend Funkstille herrscht (wir berichteten), läuft der Betrieb in den Schweizer Rangierbahnhöfen weitgehend normal, weiß Ginsig. Einzelne Züge seien zwar dort abgestellt, der Binnenverkehr könne aber im gewohnten Rahmen abgewickelt werden. Güterzüge würden sich jedenfalls nicht stauen. „Die Waren finden auch so ihren Weg“, verweist der Bahnsprecher auf eine Verlagerung von der Schiene auf Straße und Wasser.

Wie Claudia Bracher, Sprecherin der Logistikfirma Rhenus Alpina, auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte, werde nun an einer „Wasserbrücke“ gearbeitet. Das Frachtunternehmen Contargo prüfe, ob Ausweichtransporte via Rhein ab Mannheim und Ludwigshafen bis zum Ende der Sperrung angeboten werden könne, wobei jedes Schiff bis zu drei Züge ersetzen soll. Die Kosten im Chartermarkt für Binnenschiffe seien aufgrund der Sperrung der Bahntrasse allerdings explodiert, weiß Bracher. Zudem könne nicht garantiert werden, dass alle Container an den Häfen übernommen würden.

Laut SBB bestünde die Herausforderung nun darin, Umleitungen zu aktivieren, unter anderem über Frankreich und Österreich nach Norden, wobei die weiträumigen Umleitungsverkehre für die Kunden teuer kommen. Und: Auf deutscher Seite gibt es noch weitere Baustellen, unter anderem bei Horb am Neckar, weshalb die benötigten Trassen- und Ressourcenkapazitäten derzeit insgesamt sehr stark eingeschränkt sind.

Als schwierig erweist sich auch die Lage auf der sogenannten Gäubahn. Einzelne Güterzüge von SBB Cargo International konnten zwar schon mit einer Diesel-Vorspannlokomotive über Stuttgart-Plochingen, Tübingen und Horb nach Singen umgeleitet werden, aber insgesamt könne man bei den Umleitungsverkehren nur „von einem Tropfen auf den heißen Stein“ sprechen, sagte Ginsing weiter.

Auch für das Logistikunternehmen Hupac Intermodal, das in Basel eine Niederlassung unterhält und seinen Hauptsitz in Chianto im Tessin hat, zeigt die Sperrung der Rheintalstrecke Folgen. „Der Nord-Südkorridor mit der Strecke Rotterdam–Genua ist für uns ein Hauptgüterkorridor, über den jeden Tag 60 bis 70 Züge bewegt werden“, sagte Pressesprecherin Irmtraut Tonndorf im Gespräch mit unserer Zeitung. Derzeit könnte lediglich ein Zehntel des üblichen Güterverkehrs über diese Strecke fahren. Gemildert wurden die Umstände dadurch, dass am 15. August in Italien der Feiertag Ferragosto (Festtag des Augustus) begangen wird. „Das ist ein Hauptferientag, und in der Woche davor haben viele Firmen Betriebsurlaub“, erklärte Tonndorf.

Schwierig aber könne die Lage ab kommender Woche werden, wenn das Güterverkehrsaufkommen wieder steigt und Hupac bis zu 100 Züge am Tag bewegt. Potenzielle Ausweichstrecken seien die Route über den Brenner – auch wenn dort die Lage durch Baustellen verkompliziert werde – oder über Frankreich. Der Schaden für alle Unternehmen lasse sich noch nicht beziffern, für Tonndorf steht aber fest, dass die europäischen Bahnverantwortlichen besser planen sollten, um auf Unerwartetes vorbereitet zu sein.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading